Wie andere Messestandorte auch verliert die Stadt Bremen derzeit eine erhebliche Anzahl an Besuchern, die befürchten, sich bei Großveranstaltungen mit dem neuartigen Corona-Virus anzustecken oder es unwissend zu verbreiten. Das gilt im März vor allem auch für Tagungs- und Kongressgäste. Vier Mieter haben laut Messechef Hans Peter Schneider ihre Buchungen kurzfristig storniert. Dabei handele es sich um eine Betriebsversammlung der Telekom, die unfallmedizinische Tagung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung sowie um zwei Veranstaltungen aus der Lebensmittel-Branche, bei denen die Mieter nicht genannt werden wollen. Insgesamt wären zu diesen Tagungen an die 7000 Besucher erwartet worden, sagt Schneider, Geschäftsführer der M3B GmbH, bestehend aus Messe Bremen, Congress Bremen und ÖVB-Arena.
Den Einnahmeverlust im März beziffert Schneider auf rund 200.000 Euro. Dies sei „kein Pappenstiel“, angesichts eines Umsatzvolumens von 23 Millionen Euro im Jahr. Niemand wisse, ob sich die Absagen auch noch bis in den nächsten Monat erstreckten. Bestenfalls würden die abgesagten Veranstaltungen zu einem anderen Zeitpunkt nachgeholt. Wie man unter anderen Umständen mit der Situation umgehen werde, sei noch unklar. „Ich weiß noch nicht, wie kulant ich bin“, sagt Schneider. Er werde die Lage dieser Tage im Aufsichtsrat erörtern und sich bemühen, die Ausfälle anderweitig auszugleichen.
Unter den Absagen von Geschäfts- und Privatreisenden leidet die bremische Hotellerie und Gastronomie. „Es gibt Stornierungen in erheblichem Umfang“, sagt Nathalie Rübsteck, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Bremen. Einen derart „extremen Einbruch“ habe sie bislang nicht erlebt. „Es ist noch nicht absehbar, wie lange diese Krise anhält und welche Folgen sie haben wird. Für kleinere Hotels kann es existenzbedrohend werden.“ Wie der „Spiegel“ berichtete, hofft der Dehoga auf Bundesebene auf staatliche Hilfe, auf „vereinfachte Kurzarbeit und Steuersenkungen“, um die Einnahmeausfälle kompensieren zu können.
Umsatzausfälle in sechsstelliger Höhe
Allein die drei bremischen Hotels der Dorint-Gruppe – das Park Hotel, das City Hotel am und das Hotel Essential by Dorint in der Vahr – verzeichneten in den jüngsten zwei Wochen insgesamt Umsatzausfälle in sechsstelliger Höhe, so Birgit Borreck, Sprecherin der Hotelgruppe. „Ein Ende ist bisher nicht absehbar.“ Nicht nur die Messestädte litten, sondern die Branche generell. Das Buchungsaufkommen von Geschäftsleuten, aber auch von Wochenend-Urlaubern sei „sehr verhalten“, so die Sprecherin weiter.
Die Veranstaltungen, die die Messe selbst organisiert, werden laut Hans Peter Schneider derzeit nicht infrage gestellt, wie das „Deichkind“-Konzert am Dienstag. Auch die „Wein-Messe Rheinland-Pfalz Bremen 2020“ vom 27. bis zum 29. März werde nicht abgesagt, betont Schneider. Allein eine behördliche Anweisung werde daran etwas ändern. Die Risiken, sich bei einer Veranstaltung anzustecken, seien derzeit gering. „Von uns aus haben wir alles im Griff“, sagt der Messe-Geschäftsführer, „nur die Hysterie, für die gilt das nicht“. Die Wahrscheinlichkeit, auf der Fahrt zu einem Konzert in Bremen mit dem Auto in einen Unfall verwickelt zu werden, sei um ein Vielfaches höher, als sich bei einem Konzert mit dem Virus anzustecken, sagt Schneider.
Nicht anders sieht die Lage im Metropol Theater Bremen aus. Es liege allein im Ermessen der Veranstalter, die das Theater gebucht hätten, ob die Aufführungen stattfinden oder nicht, sagt Geschäftsführer Jörn Meyer. Bislang sei von Absagen nicht die Rede. Veranstaltungen mit mehreren Hundert Menschen seien, „wenn man sich an die Hygieneempfehlungen hält, nicht jeden umarmt und in seine Armbeuge niest, vollkommen vertretbar.“
Auch in anderen Städten wurden eine Reihe von Messen und Kongressen abgesagt. Die Hannover Messe wurde in den Juli verschoben. Auch die Gastro- und Hotellerie-Messe Internorga, die in Hamburg stattfindet, soll im Sommer nachgeholt werden. Die Internationale Handwerksmesse in München wurde storniert, die Leipziger Buchmesse ebenfalls, genauso wie die Internationale Tourimus-Börse in Berlin. Dort hätte auch das Land Bremen die Schokoladenseiten seiner beiden Städte präsentiert.