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Alternativen zu „postfaktisch“ Das Wort des Jahres aus Bremer Sicht

„Postfaktisch“ ist das Wort des Jahres 2016. Das veröffentlichte die Gesellschaft für deutsche Sprache am Freitag in Wiesbaden. Doch viele Bremer hätten andere Worte gewählt. Wir stellen sie vor.
10.12.2016, 00:00 Uhr
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Von Friederike Hoppe

„Postfaktisch“ ist das Wort des Jahres 2016. Das veröffentlichte die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) am Freitag in Wiesbaden. Doch die Bremer hätten andere Worte gewählt. Wir stellen sie vor.

Im vergangenen Jahr entschied sich die Jury für das Wort „Flüchtlinge“. Im Jahr 2014 hieß das Wort des Jahres „Lichtgrenze“. Seit 1977 kürt die GfdS alljährlich Worte, die das gesellschaftliche Zusammenleben in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft geprägt haben.

Das Adjektiv „postfaktisch“ geht auf den englischen Begriff „post-truth“ zurück, das vor drei Wochen von „Oxford Dictionaries“ zum „Word of the Year“ gewählt wurde. Laut dem englischen Wörterbuch verweist der Begriff „postfaktisch“ darauf, dass nicht Fakten und Tatsachen im Mittelpunkt stehen, sondern Emotionen und persönliche Meinung den öffentlichen Diskurs prägen. „Immer größere Bevölkerungsschichten sind in ihrem Widerwillen gegen ‚die da oben‘ bereit, Tatsachen zu ignorieren und sogar offensichtliche Lügen bereitwillig zu akzeptieren“, erklärte die deutsche Jury ihre Entscheidung.

Begriff verdeutlicht gesellschaftliche Entwicklung

Der Vorsitzende der Gesellschaft für deutsche Sprache, Peter Schlobinski betonte, dass der Begriff eine gesellschaftliche Entwicklung verdeutliche. Auf dem zweiten Platz wählte die Jury „Brexit“, den dritten Platz belegte der Begriff „Silvesternacht“, in Anspielung auf die Übergriffe in Hamburg und anderen Städten. Weitere Begriffe die zur Auswahl standen, waren „Schmähkritik“, „Trump-Effekt“, „Social Bots“, „schlechtes Blut“, „Gruselclown“, „Burkiniverbot“ und „Oh, wie schön ist Panama“.

Aber was ist für Bremer das Wort des Jahres 2016? Deutlich formuliert es Annegret Barra: Anstelle des Wortes „postfaktisch“ wählt sie „Krieg“. Barra wohnt seit 27 Jahren in Bremen und verfolgte die Entwicklungen in Aleppo, Afrika und die Berichterstattung um die Flüchtlinge.

Bremer beschäftigen politische Themen

Geht es nach Angelika Ferrulli wäre „Flüchtlinge“ das Wort des Jahres. „Das Thema Flüchtlinge hat mich sehr bewegt“, sagte sie. Auch Andreas Hochlehnert aus Walle beschäftigten dieses Jahr politische Themen. Er findet „Trump, als Missgriff des Jahres“ benennenswert.

Mit Blick auf den Fußball ist für Markus Feldkamp die „Norddeutsche Krise“ das Wort des Jahres 2016. Der 44-Jährige beobachte „die Fußballtraditionsvereine HSV und Werder in der Krise“ und verfolgte auch die Leistung von St. Pauli in diesem Jahr kritisch.

Wladimir Kozyrev sieht 2016 sehr viel positiver und hier vor allem den Weihnachtsmarkt. „Der ist wunderschön. Das ist eine Freude für die Menschen, hier ist alles lecker, hier sind viele Kinder und ich kann als Musiker spielen.“ Sein Wort des Jahres: „Weihnachtsmarkt“.

"Der Fremdenhass ist beängstigend"

Anstrengender war das Jahr für Alicia Labs aus Horn. Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung entschied sie sich zur Weiterbildung im Finanzwesen. Als Wort des Jahres wählte die 24-Jährige „Stress“.

Marina Groß aus Celle nennt „Trump“ als ihr Wort des Jahres. Die 54-Jährige verfolgte die amerikanische Wahlberichterstattung und den medialen Aufruhr um die Äußerungen von AfD-Frontfrau Frauke Petry aufmerksam. In der Diskussion um die Schließung der Grenzen in Zuge der Einwanderung sei der Fremdenhass beängstigend, so Groß.

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„Aber uns geht es doch gut in Deutschland, alle anderen Länder haben hohe Arbeitslosenzahlen, wir meckern auf hohem Niveau“, gibt ihre Freundin Ninette Keimburg aus Osterode zu Bedenken. Im Austausch über Merkels Politik outet sich Groß als absoluter Merkel-Fan. Außerdem erzählt sie, dass sie Bundespräsidentin werden wollte. "Ich wäre ja die Richtige, ich wusste nur nicht, wo ich mich bewerben sollte.“

51 Buchstaben

Das österreichische „Wort des Jahres“ 2016 lautet „Bundespräsidentenstichwahlwiederholungsverschiebung“. Dieses „anschauliche Wort“ sei von den Wählern mit deutlicher Mehrheit an die erste Stelle gesetzt worden, teilte die Forschungsstelle Österreichisches Deutsch am Freitag mit. Sprachlich zeige das Wort auch sehr gut eine Eigenart der deutschen Sprache, in der beliebig viele Substantive aneinandergereiht und so neue Wörter gebildet werden können, deren Länge praktisch unbegrenzt ist.
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