Wenn ab Ende 2019 die marode Berufsschule für den Großhandel, Außenhandel und Verkehr (BS GAV) ein neues Gebäude in der Überseestadt bekommt, dann muss es unbedingt eines mit Turnhalle sein: Das fordern die Mitglieder des Fachausschusses Schulische Bildung, Weiterbildung und Migration des Waller Beirats. Denn Schulturnhallen sind im Bremer Westen bekanntlich Mangelware; weder für den Schulsport noch für den Vereinssport reichen die derzeit vorhandenen Kapazitäten noch aus.
Immer wieder ist aus Grund- und Oberschulen zu hören, dass dort der laut Stundentafel vorgesehene Sportunterricht – drei Stunden pro Woche – nicht vollständig erteilt werden kann, weil die Räumlichkeiten fehlen, weiß Bildungsausschusssprecher Jupp Heseding (Grüne): „Sport ist aber wichtig für die Gesundheit, deshalb muss es ein Mehr an Hallen und Sportunterricht geben.“
Von Birka Meyer-Mews, Referentin für Berufsbildende Schulen bei der Senatorin für Kinder und Bildung, wollte der Bildungsausschuss nun wissen, wie es eigentlich in den beruflichen Schulen um den Sportunterricht bestellt ist. Meyer-Mews hatte hierzu in allen berufsbildenden Schulen im Beiratsbereich nachgefragt.
In der dualen Berufsausbildung finde tendenziell eher weniger Sport statt, während in den Vollzeitbildungsgängen zwei Stunden Sportunterricht pro Woche erteilt würden, was auch mit den Hallenkapazitäten zu tun habe: „Da, wo Hallen sind, werden sie auch genutzt.“ So zum Beispiel am beruflichen Gymnasium des Schulzentrums Walle oder an der Zweijährigen Höheren Handelsschule.
Das Schulzentrum Rübekamp stößt dem stellvertretenden Schulleiter Daniel Lucas zufolge inzwischen an Grenzen; hier sei zum Glück aus anderen Einrichtungen im Stadtteil Unterstützung gekommen. Bärbel Schaudin-Fischer (Grüne), waren diese Aussagen insgesamt eindeutig zu unkonkret. „Hier entsteht gerade der Eindruck, es sei ja alles gar nicht so schlimm“, sagte sie, „deshalb will ich dazu Zahlen sehen.“
Die BS GAV, um deren Neubauplanung es an diesem Abend vorrangig ging, habe noch nie eine Turnhalle gehabt, sagt Meyer-Mews – und dies sei auch nie ein Problem gewesen. Selbst wenn der Neubau nun eine Turnhalle bekäme, wäre dies nach Ansicht der Behördenvertreterin kein Garant für zukünftigen Sportunterricht.
Zu kurz gedacht
Denn: „Die BS GAV hat keine Kollegen, die Sport unterrichten können, weil sie sich über eine lange Zeit anders entwickelt hat.“ Nicoletta Witt (SPD) ist dies zu kurz gedacht. „Hier sollte man einmal nicht nur an die Schule denken, sondern an den ganzen Stadtteil“, sagt sie und ihre Fraktionskollegin Brigitte Grziwa-Pohlmann ergänzt: „Der nächste reguläre Schulbau in der Überseestadt ist vor 2023 nicht da – was machen denn die Jugendlichen so lange? Dies ist die erste Chance, so etwas zu bauen. Ich finde: Da müssen wir Druck machen.“
Zweifellos sei eine zusätzliche Turnhalle gut für den Stadtteil, kann auch Meyer-Mews nachvollziehen: „Aber nicht, wenn sich das Neubau-Vorhaben dadurch verzögert.“ Dies sei natürlich nicht im Interesse des Beirats, sagt dazu Jupp Heseding: „Man muss aber darüber nachdenken, ob man in diesen großen Gebäudekomplex so etwas einbaut. Natürlich wäre ich auch mit einer Halle an einem anderen Standort einverstanden – aber nicht am Sankt-Nimmerleins-Tag.“
Im Nachbarstadtteil Gröpelingen lässt sich nämlich momentan beobachten, wie schwierig und zeitraubend die Suche nach einem Turnhallenstandort ist. Dort braucht bekanntlich die Schule im Park in Oslebshausen dringend eine neue Sporthalle – der von Schulleitung und Beirat gewünschte Standort allerdings, ein kleines Wäldchen in Schulnähe, wird in der Baubehörde und im Liegenschaftsressort der Bildungsbehörde als hoch problematisch beurteilt.
Schon vor Längerem hat sich Kristina Vogt, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion in der Bürgerschaft, in die Diskussion eingemischt und eine Anfrage an den Senat gestellt. Konkret wollte sie wissen, mit welchen Mehrkosten ein Bau am Wunsch-Standort der Schule gegenüber einem von der Bildungsbehörde vorgeschlagenen Grundstück am Alten Heerweg verbunden wäre und um welche zusätzliche Zeitspanne sich das Vorhaben dort konkret verlängern würde.
„Eine valide Aussage über die Höhe der Mehrkosten“ sei derzeit nicht möglich, heißt es in der Antwort des Senats. Immobilien Bremen (IB) habe den Auftrag, dies zu prüfen. Auch zum zeitlichen Rahmen könne nur so viel gesagt werden: „Eine Erweiterung der Oberschule an zwei in unmittelbarer Nähe gelegenen Grundstücken wäre aufgrund der baurechtlich einfachen Voraussetzungen deutlich schneller möglich und aus pädagogischer Sicht vertretbar.“
Vogt wollte auch wissen, wie der Senat dazu stehe, dass die Schulleitung eine Aufsplitterung auf zu viele Standorte ablehne. „Dass die funktionale Anbindung an die Oberschule bei der Erweiterung auf der Ausgleichs- und Waldfläche von der Schulleitung vordergründig positiv bewertet wird, ist nachvollziehbar“, heißt es dazu. Für die nächste Sitzung der Bildungsdeputation am 28. November hat Vogt einen Sporthallen-Bericht zu ganz Bremen erbeten.