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Kolumne 0421 Der Weg zurück ins Archiv: Als die Sieger noch Bremer waren

In der Kolumne „0421“ schreibt Oliver Matiszick über große und kleine Themen, die manchmal erst auf den zweiten Blick miteinander, immer aber mit Bremen zu tun haben. Heute: Archivbesuche, Heimspiele, Freibäder
21.09.2024, 05:00 Uhr
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Der Weg zurück ins Archiv: Als die Sieger noch Bremer waren
Von Oliver Matiszick

Auch wenn daran verschiedentlich Zweifel geäußert werden: Ich habe das, was ich hier mache, tatsächlich mal gelernt. Nun mögen nicht alle Menschen den Journalismus als eine grundsätzlich anständige Tätigkeit betrachten – wäre es anders, hätte das Bündnis Sahra Wagenknecht wohl darauf verzichtet, bei der Gründungsversammlung seines Bremer Landesverbandes die Öffentlichkeit wie Presse weitgehend auszuschließen. Aber ich will ja gar nicht an den Rand abschweifen. Sondern zu dem zurückkehren, was mir bei unserer geschätzten Qualitätszeitung vor langer Zeit mal mit auf den Weg gegeben wurde: Der Weg zu einer guten Geschichte führt zuerst ins Archiv.

Wie weise! Denn so ein Archiv ist eine fantastische Angelegenheit. Schließlich gerät angesichts der Informationsflut im Alltag so vieles so schnell aus dem Blick. Die paar Tage, seit wir uns an dieser Stelle letztmals begegnet sind, bieten dafür wunderbare Beispiele. Kaum passt man mal ein paar Jahre nicht richtig auf, ist Markus Söder wieder nicht der Kanzlerkandidat der Union. Und auf einmal boxt sich Stefan Raab schon wieder durchs Privatfernsehen. Wobei mir Letzteres nur bewiesen hat, was ich während seiner Bildschirmpause alles nicht vermisst habe. Aber ich schweife schon wieder ab.

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Zurück also zur Sache mit dem Archiv. Wissen Sie noch, was Sie am 21. Oktober 2006 gemacht haben? Womöglich waren Sie an jenem Sonnabend beim Freimarktsumzug, vielleicht anschließend sogar noch im Weserstadion. Trifft das zu, dürfen Sie sich, erstens, beglückwünschen und, zweitens, hiermit getrost zu den Zeitzeugen erklären. Weil Sie dann, drittens, zu jenen 42.100 Menschen zählen, die letztmals beobachten konnten, dass der FC Bayern dort, wo die Weser einen großen Bogen macht, eine Niederlage kassiert hat. Echt, das gab es mal! Wie doch die Zeit im 0421-Land vergeht.

Wer sich das vor Augen führen will, könnte etwa bedenken, dass der heutige Werder-Trainer 2006 gerade im führerscheinfähigen Alter war. Oder anders: Diejenigen, die damals erst ein paar Wochen alt waren, dürften heute theoretisch schon selbst mit dem Auto zum Stadion fahren. Mal abgesehen davon, dass das eine Wahnsinnstat darstellen würde, weil sich Autofahrten und Bremen nur selten zu einem reinen Vergnügen vereinen. Sogar an Tagen ohne Werder-Heimspiel.

Immerhin muss an diesem letzten freundlichen Spätsommerwochenende auch niemand mehr zugleich den Weg ins Stadionbad suchen. Die Freibadsaison ist vergangenen Sonntag beendet worden. Nach 128 Tagen, für die die Bremer Bäder mal ausdrücklich gelobt werden müssen. Das ist – im Vergleich zu den 99 Öffnungstagen im Vorjahr – doch mal eine ordentliche Strecke. Sogar so ordentlich, dass man sich 2024 nur für zwei Tage einen anderen Zeitvertreib hätte suchen müssen, um jene Kleinigkeit von 130 Tage zu überbrücken, die es braucht, bis man im Bürgerservicecenter mit seinem Termin etwa für die Ummeldung an der Reihe ist. Keine Frage: Es geht aufwärts mit Bremen!

Tagebucheintrag: Falls Sie mich suchen, um mich auf statistische Fehler oder sonstige Mängel meines einst gelernten Handwerks hinzuweisen: Ich bin im Archiv.

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