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Neue Umfrage Schlechte Noten für den Einkauf in der Bremer Innenstadt

Sie wollten es wissen und müssen nun die unangenehme Wahrheit ertragen: In der großen Mehrheit finden die Kunden das Angebot in den Läden der Bremer Innenstadt unattraktiv. Was steht noch in der Studie?
10.11.2022, 20:00 Uhr
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Schlechte Noten für den Einkauf in der Bremer Innenstadt
Von Jürgen Hinrichs

Wer vor allem am Abend, bei Dunkelheit, über den Marktplatz geht. Wer das illuminierte Rathaus sieht, den Schütting, die anderen Gebäude ringsum und den mächtigen Dom im Hintergrund – der sagt, und das mit Fug und Recht: Bremen ist schön. Das ist das Pfund der Stadt, mit dem sie wuchern kann. Kein Wunder deshalb, was bei einer Befragung herausgekommen ist, deren Ergebnis am Donnerstag öffentlich wurde. Die City-Initiative, ein Zusammenschluss von Kaufleuten, hatte im Sommer mehr als 2500 Menschen um ihre Meinung zur Innenstadt gebeten. Wo sind die Stärken? Wo aber auch die Schwächen?

Ein dickes Plus steht hinter der Architektur und den historischen Gebäuden, beim Mobiliar der guten Stube sozusagen, wie der Marktplatz gerne genannt wird. Großes Lob auch für die Kompaktheit und Fußläufigkeit zwischen Wall und Weser. Kurz: Die Altstadt insgesamt ist in dieser Hinsicht top, findet eine große Mehrheit. Doch das ist eben nur die eine, die glänzende Seite der Medaille. Dreht man sie um, liegt ein dunkler Schatten drauf. 

Die Leerstände allein. In den Einkaufsstraßen und Passagen gibt es jede Menge davon. Das ist zwar kein reines Bremer Phänomen, trösten lassen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Befragung damit aber nicht. Der Blick auf leere Schaufenster drückt auf die Stimmung und stimuliert nicht gerade, mit Lust und Freude einzukaufen.

Wenn die Läden bewirtschaftet werden, hilft das allerdings auch nicht immer, wie ein weiteres Ergebnis der Untersuchung zeigt: Viele Geschäfte werden als unattraktiv bewertet. Für mehr als 80 Prozent ist die Bremer City kein vielfältiger und attraktiver Einkaufsstandort. Ein Urteil, das den Kaufleuten schwer im Magen liegen dürfte. Zumal die Menschen weiterhin vor allem wegen des Einkaufens in die Innenstadt kommen, gefolgt von einem Besuch in Kneipe oder Restaurant. Auch das verraten die Zahlen der City-Initiative.

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Wünsch Dir was, sind die Befragten aufgefordert worden. Herausgekommen ist ein ganzes Konzert: mehr kleine spezialisierte Geschäfte (70,2 Prozent), Wochen- und Frischemärkte (36,6 Prozent) und hochwertige Angebote (28,2 Prozent). "Dennoch wurde auch der Wunsch nach bekannten Marken deutlich", heißt es in der Mitteilung der City-Initiative. Als Beispiele seien Zara, Mango, Massimo Duti und Bershka genannt worden. Bei den favorisierten Warengruppen gebe es eine klare Rangfolge: Mode und Wäsche (62,4 Prozent), Nahrungs- und Genussmittel (45,7 Prozent), Schuhe und Lederwaren (34,2 Prozent). "Dies ist deshalb bemerkenswert, weil im Bundestrend in der Regel der Wunsch nach mehr Waren aus dem Bereich Gesundheit und Pflege auf Platz eins liegt", so die City-Initiative.

Die Liste umfasst auch gastronomische Angebote. Hier sollen es mehr Außenplätze sein (71,7 Prozent), Cafés (47,4 Prozent) und Restaurants beziehungsweise Gaststätten mit regionaler Küche (41,1 Prozent). Wichtig ist den Menschen zudem, dass die Innenstadt jenseits allen Konsums auch als Ort zum Verweilen dienen sollte. Dafür müsse es zusätzliche Sitzgelegenheiten, mehr Grünflächen und Bäume geben. Und, als unabdingbare Voraussetzung, mehr Sauberkeit.

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Der Aspekt Sauberkeit ist zentral in der Studie. Ähnlich wie die Erreichbarkeit: Für die Menschen aus dem Umland ist das Auto (50,2 Prozent) nach wie vor das wichtigste Verkehrsmittel, um in die Innenstadt zu gelangen, gefolgt von der Bahn (35 Prozent). Die Bremerinnen und Bremer nehmen dagegen gerne das Fahrrad (40,5 Prozent), sie wünschen sich deshalb mehr Bügel zum Anschließen und deutlich verbesserte Radwege. 30,2 Prozent der Befragten haben angegeben, dass sie Fußgängerzonen bevorzugen, in denen weder Fahrrad noch Straßenbahn unterwegs sind. Das zielt auf die Obernstraße und eine mögliche Verlegung der Bahn in die Martinistraße.

„Es gibt sicherlich ein paar Bremen-spezifische Themen, die überraschen. Grundsätzlich bestätigt die Befragung aber bereits bestehende Annahmen", erklärt Carolin Reuther, Geschäftsführerin der City-Initiative. Das gelte zum Beispiel für die Forderung nach einem vielfältigeren Angebot im Einzelhandel, die komfortable Erreichbarkeit für alle Verkehrsteilnehmer oder auch, dass Begrünung und Sauberkeit wichtige Themen für die Attraktivität des Standortes seien. „Wir werden in einem nächsten Schritt die Ergebnisse noch einmal verdichten und gemeinsam mit anderen Innenstadt-Experten Handlungsempfehlungen ableiten", kündigt Reuther an.

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