War da was? Da war doch was! Der Domshof in einem neuen Gewand. Ein Platz, der heute im Herzen der Stadt oft einsam und unansehnlich wirkt, mit einem ganz anderen Gepräge: urban, grün und quicklebendig. Das war der Plan, als vor knapp anderthalb Jahren eine Gruppe von Anrainern des Domshofs zusammen mit Vertretern der Politik, von Behörden und der Wirtschaft mit einer Präsentation an die Öffentlichkeit ging. Landschaftsarchitekten aus Süddeutschland hatten sich ans Werk gemacht und ausgetüftelt, wie der öde Platz mehr Qualität bekommen kann. Passiert ist seitdem freilich nichts. Die Planer planen nicht weiter, die Behörden fühlen sich nicht zuständig, die Impulsgeber sind resigniert. Der Domshof im Dornröschenschlaf, und keiner, der ihn aufweckt.

So sollte der Domshof nach der Umgestaltung aussehen.
"Ich bin darüber regelrecht entsetzt", sagt Jens Lütjen von der Maklerfirma Robert C. Spies, die ihren Sitz am Domshof hat. Lütjen war der Treiber bei dem Projekt, als Mitstreiter gewann er unter anderen die Bremer Landesbank, die Domgemeinde und den Entwickler und Betreiber der Markthalle 8. Mit dabei waren auch die Brepark, der Großmarkt, die Handelskammer und das Ortsamt Mitte. Ein breites Bündnis, das für den großen Plan Zeit und Geld investiert hatte. Es war für die Katz, wie sich jetzt herausstellt. "Dabei hatten wir doch einen Konsens, alle waren sich einig", erklärt Lütjen. Auch Bürgermeister Carsten Sieling (SPD), Senatsbaudirektorin Iris Reuther und Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki seien einbezogen gewesen. Es habe ungeteilten Zuspruch gegeben.
Die Experten aus dem Planungsbüro Latz+Partner hatten den Domshof in zwei Bereiche unterteilt. Am Neptunbrunnen sollten Bäume gepflanzt werden und ein "Hain" entstehen, wie bei der Präsentation erläutert wurde. Drumherum hätten sich die Stände des Wochenmarkts gruppiert. Der Markt, heute je nach Wochentag mal ein wenig, mal sehr ausgefranst, sollte kompakter werden. Und er sollte die Chance bekommen zu wachsen: Bei entsprechendem Erfolg gab es die Option, ihn in Richtung Dom und Rathaus auszudehnen. Für die untere Hälfte des Platzes dachten die Planer an etwas Leichtes und Spielerisches. Sie wollten viele kleine Wasserfontänen sprudeln lassen. Gut für die Luft und das Ambiente.
Links und rechts hatte der Domshof in den Zeichnungen auf ganzer Länge Sitzbänke bekommen. Eine Piazza mit ausreichend Sitzgelegenheiten, von denen es in der Innenstadt nach Einschätzung der Experten viel zu wenige gibt. Letzter Punkt war die Beleuchtung. Die Fassaden rund um den Platz sollten angestrahlt werden. Mehr Licht, aber indirektes, das Atmosphäre stiftet. Doch warum sind diese Pläne nun eigentlich gescheitert? Eine klare Antwort bekommt man darauf nicht.
Die Baubehörde, mit der Senatsbaudirektorin unmittelbar beteiligt, zieht sich auf den Standpunkt zurück, keinen Auftrag und keine Planungsmittel bekommen zu haben. "Das ist zunächst Sache der parlamentarischen Gremien", sagt Behördensprecher Jens Tittmann. Bürgerschaftspräsident Christian Weber (SPD), seit jeher ein Streiter für die Umwandlung des Domshofs und Gastgeber, als im Parlament vor anderthalb Jahren zur Präsentation eingeladen wurde, sieht das völlig anders: "Um sich damit befassen zu können, brauchen die Abgeordneten eine Vorlage der Verwaltung."
Federführung bei der Brepark
Es sei verabredet worden, dass sich die Baubehörde darum kümmert. Weber ist wegen der Angelegenheit schwer in Rage und spricht von einer "knallharten Blockadehaltung" des Ressorts. "Frau Reuther will das Projekt nicht, warum auch immer." Die Federführung bei der geplanten Umgestaltung des Domshofs hatte die Brepark übernommen. Erika Becker, Chefin der städtischen Parkhausgesellschaft, konnte bei entsprechenden Nachfragen die ganze Zeit über keinen Fortschritt vermelden. "Nach unserem Stand liegt das Projekt in der Zuständigkeit der Behörden", erklärte Becker vor wenigen Tagen.
Großmarkt-Chef Uwe Kluge, der den Wochenmarkt organisiert, weiß auch nicht mehr: "Mir ist nichts bekannt." Mit den Plänen sei er damals einverstanden gewesen – "wir hätten damit kein Problem gehabt". Kluge hat seit einem halben Jahr einen Vorgesetzten. Hans Peter Schneider, vorher zuständig für die Messe und die ÖVB-Arena, bekam als Geschäftsführer einer neuen Veranstaltungsgesellschaft den Großmarkt und den Ratskeller dazu. Kurz nach seinem Amtsantritt hatte er im Interview mit dem WESER-KURIER zum Domshof starke Worte gewählt: Der Markt dort sehe nicht gut aus, räumte Schneider ein, das liege aber auch an der Umgebung.
"Wo sind die Schaufenster und Cafés? Vom Alex mal abgesehen. Das wirkt wie ein Verwaltungsviertel in Brüssel. Die Banken allein – abgeschottet wie mittelalterliche Burgen." Bremen brauche mehr Leben in seinem Kern, dann entwickle sich auch ein Wochenmarkt anders. Die Chance dafür scheint nun vertan, jedenfalls auf dem Domshof und drumherum. Woanders in der Innenstadt sieht das bei der Vielzahl der Projekte anders aus.