Nicht jeder Beruf ist auch die Berufung. Wer jahrelang in der Biologie oder der Physik geforscht oder in der Wirtschaft gearbeitet hat, muss damit nicht seinen endgültigen Karrierepfad beschritten haben. Ein Wechseln in eine völlig andere Branche ist nicht ungewöhnlich, das zeigt der steigende Anteil der Seiteneinsteiger unter den Bremer Lehrkräften. Das grundsätzlich als Notlösung zu werten, wäre falsch. Ja, der Lehrermangel ist noch nicht behoben. Ja, es braucht mehr Fachkräfte. Doch nur, weil jemand nicht vom Beginn seiner beruflichen Laufbahn an den Lehrberuf als Ziel hatte, heißt es nicht, dass es nicht seine Berufung ist.
Was Seiteneinsteiger brauchen, ist mehr Förderung: Ausgerechnet diese ungelernten Neupädagogen direkt in Stadtteilen einzusetzen, in denen die Herausforderungen im Schulalltag nachweislich sehr hoch sind, ist fahrlässig. Sie müssen in nur wenigen Monaten nachholen, was andere Nachwuchskräfte über Jahre im Studium erlernen: pädagogische Strategien, um schwierige Unterrichtssituationen zu meistern. Eine faire Chance haben Seiteneinsteiger allemal verdient. Schließlich heißt ungelernt noch lange nicht unfähig.