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Kolumne 0421 Zeit für frohe Botschaften: Es war einmal Loriots Saugblaser

In der Kolumne „0421“ schreibt Oliver Matiszick über große und kleine Themen, die manchmal erst auf den zweiten Blick miteinander, immer aber mit Bremen zu tun haben. Heute: knappe Güter, Einkäufe, Vorausschau.
21.12.2024, 05:00 Uhr
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Zeit für frohe Botschaften: Es war einmal Loriots Saugblaser
Von Oliver Matiszick

Da wir uns jetzt schon so viele Sonnabende lang kennen, werden Sie als interessierte Lesende dieser Kolumne zu dem Schluss gekommen sein, dass ich ziemlich schlau sein muss. Das mag nicht auf alle Bereiche des Lebens zutreffen, schon gar nicht auf Fragen der Berufswahl, des Kleidungsstils oder Erfolg versprechender Finanzanlagen. Aber: In Sachen Weihnachten lasse ich mir nichts vormachen. Schließlich gehe ich dieses Jahr in meine 54. Festtagsrunde, da muss die Lernkurve doch nach oben zeigen.

Nehmen wir als Beleg nur mal die Fähigkeit zur umsichtigen Vorausschau. Die ist in diesen Tagen im 0421-Land mehr denn je gefragt. Denn wenn Sie darauf hoffen, am Montag oder, ganz wagemutig, Dienstagmorgen im Supermarkt Ihres Vertrauens noch ein Glas Silberzwiebeln, eine Dose Champignons (ganze Köpfe, 1. Wahl) oder einen Block Pflanzenfett als Grundlagen oder Beigaben für das Fondue an Heiligabend zu bekommen – dann sollten Sie tapfer sein. Denn aller Lebenserfahrung nach werden Sie vor leeren Regalen stehen. Schlaue Menschen (siehe oben: ich!) ersparen sich solche Enttäuschungen. Weil sie seit geraumer Zeit und im Rahmen des Mindesthaltbarkeitsdatums alles horten, um unfassbare zweieinhalb Tage, an denen das Land kommende Woche ruht, zu überdauern.

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Bei all der ausgefeilten Festtagslogistik gerät eine andere, nicht ganz unwesentliche Sache zu gerne in Vergessenheit: die Frohe Botschaft. Da war ja was. Da es mir aber nicht zusteht, Sie in Fragen des jeweiligen Glaubens oder Nicht-Glaubens zu beeinflussen, halte ich mich lieber an die weltlichen Nachrichten dieser Woche, die so kurz vor dem Fest dazu taugen, in Bremen und umzu feierlichen Optimismus zu verbreiten.

Da wäre etwa Dumas, jener Schimpanse im Zoo am Meer in Bremerhaven, der nun wieder für den arg bedrohten Fortbestand seiner Art sorgen kann – weil die Urologen des Klinikums Bremen-Mitte seine einstige Sterilisation per OP rückgängig gemacht haben. Da schimpfe wer über das Gesundheitswesen! Und da wäre die junge Bremerin, die 2021 ein Geldtransportunternehmen um mehr als acht Millionen Euro erleichtert hat. Das Landgericht hat sie diese Woche – echt blöd – zu sechs Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Aber bei einem Streaminganbieter, der ihr Leben samt Tat verfilmen will, bekommt sie nun einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Wenn das mal keine günstige Sozialprognose ist! Dennoch, liebe Kinder: Nicht nachmachen, Verbrechen lohnt sich nicht.

Während ich darüber bei den letzten Weihnachtseinkäufen sinnierte, stellte sich mir im benachbarten Einkaufszentrum eine junge Frau in den Weg. In aller Fröhlichkeit bot sie mir das neueste Produkt fortschrittlicher Staubsaugertechnologie dar, das sie dabei sehr elegant um sich herum bewegte. „Möchten Sie vielleicht eine Probefahrt machen?“ Wollte ich nicht. Aber wer da nicht automatisch an den unvergessenen Loriot und den weihnachtlichen Vertreterbesuch mit dem Saugblaser von Heinzelmann denkt: Der kommt in diesen Tagen vermutlich auch ohne frohe Botschaften und Fonduefett aus.

Tagebucheintrag: Was soll ich lange nach passenden Worten suchen? Schöne Festtage!

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