Der Durst ist groß, die Flasche leer. Wer mal auf die Schnelle sein Trinkgefäß kostenlos mit Wasser füllen möchte, muss in Bremen lange suchen, bis er einen öffentlichen Trinkwasserbrunnen findet. Im Vergleich zu anderen Städten herrscht in Bremen ein regelrechter Mangel an Wasserstellen. Seit Jahren schon wird das Thema von der Politik diskutiert, in Anträgen haben vor allem die Grünen wiederholt mehr Brunnen in der Hansestadt gefordert. In der vergangenen Woche gab es dann in der Bremischen Bürgerschaft einen Antrag der Linken-Fraktion mit dem Titel "Wasser für alle".
Auch wenn eigentlich alle Fraktionen der Angelegenheit positiv gegenüberstehen, wurde der Antrag der Linken abgelehnt. Doch hinter den Kulissen regt sich etwas. In den zuständigen Ressorts Gesundheit und Bau soll man sich darauf verständigt haben, mehrere Brunnen zu realisieren, wie zum heutigen internationalen Weltwassertag verlautete. Fünf Wasserstellen sind nach Informationen des Grünen-Politikers Ralph Saxe im Gespräch.
Bremen verfügt über 20 Brunnen im öffentlichen Raum, von denen fünf mit Trinkwasser aus dem Leitungsnetz betrieben werden. Allerdings gibt es keine Ausweisung dieser fünf als Pferdebrunnen bekannten Wasserstellen als öffentliche Trinkbrunnen. Stattdessen heißt es dort: "Kein Trinkwasser". Der Grund: hygienische Bedenken und das hohe Verschmutzungsrisiko. Frei zugänglich und als Trinkwasserbrunnen ausgewiesen sind nur ein Zapfhahn an der Liebfrauenkirche und einer neben dem Eingang zum Pfarrbüro der Propsteigemeinde St. Johann im Schnoor, beide werden von den Kirchengemeinden betrieben.
Aus diesem Grund hört man die stets gleichen Forderungen: Bremen braucht mehr öffentliche Trinkwasserbrunnen. Darüber waren sich die Bürgerschaftsfraktionen der Grünen und der SPD bereits 2015 einig. „Der freie Zugang zu sauberem Wasser ist ein Menschenrecht, das die Generalversammlung der Vereinten Nationen 2010 anerkannt hat", sagt Ralph Saxe. Damit alle Menschen Zugang zu kostenlosem Trinkwasser erhalten, müssten auch in Bremen öffentliche, kostenlose Brunnen geschaffen werden. „Hier muss Bremen aufholen“, betont Saxe.
Ähnlich sieht es die Bürgerschaftsabgeordnete Claudia Bernhard (Linke). Sie hatte im Juni 2017 einen Antrag gestellt, um das Thema erneut auf die Tagesordnung zu setzen und weiter zu diskutieren. Erst in der vergangenen Woche waren die Forderungen Thema in der Sitzung der Stadtbürgerschaft. "Es ist ein Armutszeugnis für Bremen, dass es so wenig öffentliche Trinkwasserstellen gibt", sagt Bernhard. Sie würde es begrüßen, wenn sich endlich etwas tue. Ihr gehe es nicht in erster Linie darum, einen Antrag durchzubringen, sondern darum, dass sich bald etwas ändere.
Grüne fordern mehr Trinkbrunnen
Ein erster öffentlicher Trinkbrunnen ist am Antikolonialdenkmal im Nelson-Mandela-Park auf den Weg gebracht worden. Eigentlich sollte er zum Weltwassertag fertig sein. In Kooperation mit dem Sozialressort hatten die Mitglieder des Vereins "Der Elefant" und der Inneren Mission alles geplant und einen Platz gefunden. Allerdings fehlen noch Gelder für den Bau und zur Deckung der laufenden Kosten. Schließlich muss gewährleistet sein, dass das Wasser sauber ist. Etwa die Hälfte der Kosten habe man durch die verschiedenen Träger zusammen, sagt Saxe. Die jährlichen Betriebskosten liegen laut Landesregierung bei 2000 bis 6000 Euro pro Brunnen. Die Aufstellungskosten werden auf 11 000 bis 15 000 Euro pro Brunnen geschätzt.
Die Grünen erwarten, dass das Gesundheitsressort zusammen mit dem Bauressort weitere Trinkbrunnen an relevanten Orten in Bremen einrichtet. Auch Bremerhaven solle sich dem Thema widmen, dort gibt es bislang zwei öffentliche Brunnen. Immer wieder wird als Vorteil genannt, dass mit kostenlosen Wasserspendern die Müllberge aus Plastikflaschen kleiner werden und nicht mehr so viel Abfall die Umwelt schädigt. Wichtig sei jedoch auch die Bedeutung von öffentlichem Trinkwasser für hilfsbedürftige oder wohnungslose Menschen, so die Grünen. Für Touristen, Kinder und Jugendliche sei es ein freundlicher Service und ein Stück Lebensqualität.
In vielen europäischen und deutschen Metropolen gehören öffentliche Wasserstellen zum Stadtbild. Dortmund, Düsseldorf oder München haben bereits eine Vielzahl von Wasserquellen. In Berlin hat der Senat vor etwa einer Woche angekündigt, 100 neue Trinkbrunnen zu schaffen. Derzeit stehen in der Hauptstadt rund 50 Trinkbrunnen.