Ein Kinder-Corona-Gipfel soll am Freitag für eine erste Bestandsaufnahme der Situation von Kindern und Jugendlichen nach knapp anderthalb Jahren Pandemie sorgen. Zu dem digitalen Austausch hat Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) eingeladen. Neben ihren beiden Kolleginnen aus dem Bildungs- und Gesundheitsressort sollen auch Vertreter aus Politik und Verwaltung sowie sechs Experten aus der Kinder- und Jugendhilfe teilnehmen. Bei diesem ersten Gipfel geht es laut Bernd Schneider, Sprecher des Sozialressorts, zunächst einmal um einen "Problemaufriss". Bis zur zweiten Konferenz im September sollen "notwendige Maßnahmen" umgesetzt und vorangetrieben werden.
Der Kinder-Corona-Gipfel soll das schulisch ausgerichtete Corona-Aufholprogramm des Bundes ergänzen. "Es kann bei Kindern und Jugendlichen nicht nur um Leistungsfähigkeit gehen", sagt Schneider. Genauso sieht es Kathrin Moosdorf, die als Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes zu den geladenen externen Fachleuten zählt. Kinder und Jugendliche seien in der Corona-Zeit vermehrt Opfer von Gewalt geworden, häusliche Konflikte seien eskaliert. "Das ist ein akutes und großes Problem", sagt Moosdorf. "Jetzt, da Kinder und Jugendliche in der Schule und in der Freizeit wieder präsenter sind, kommt ganz viel zutage."
Noch fünf weitere Experten sollen zu Wort kommen: Stefan Trapp als Vorsitzender der Bremer Kinder- und Jugendärzte, Marc Dupont als Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Klinikums Bremen-Ost, Linus Edwards als stellvertretender Geschäftsführer des Landessportbunds Bremen und der Bremer Sportjugend sowie Stefan Kunold, Leiter des Quartiersbildungszentrums Blockdiek. Als einziger Vertreter der betroffenen Altersgruppe ist der 15-jährige Henri Kennard dabei, Vorstand des Kreisjugendwerks der Arbeiterwohlfahrt.
Anfang Mai hatten die Fraktionen der Bürgerschaft auf Initiative der FDP den Senat beauftragt, "möglichst kurzfristig" einen Kinder-Corona-Gipfel auszurichten. Laut Ressortsprecher Schneider ist den Parteivertretern eher eine Zuhörerrolle zugedacht, sie sollen sich von der Lage junger Menschen ein Bild machen. "Kinder und Jugendliche waren in einer Ausnahmesituation und kehren jetzt zurück in den Alltag", sagt Moosdorf. Das müsse man ernst nehmen, der Schalter lasse sich nicht von jetzt auf gleich umlegen.
Mit dem Zwei-Milliarden-Aufholprogramm des Bundes hat der Gipfel nichts zu tun. Es bestehe "keinerlei Zusammenhang", betont Schneider, aus dem Bundesprogramm werde "nicht ein Cent" verteilt. Von konkreten Überlegungen zur Finanzierung ist man Schneider zufolge noch weit entfernt. Mitunter könne es auch sinnvoll sein, vorhandene Kräfte zu bündeln oder Schwerpunkte zu ändern. "In so einem Stadium hat noch niemand Geld in der Hand."