Die Bauarbeiten für die Fernwärmetrasse zwischen den Fernwärmegebieten Lehe-Universität und Bremen-Ost können offiziell starten. Am Dienstag haben Bau- und Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) und der Vorstandschef der Stadtwerke Bremen (SWB), Torsten Köhne, den ersten Spatenstich für die Verbindungstrasse getan.
Welche Bedeutung hat die Trasse?
Die Trasse sorgt für den Zusammenschluss von den Fernwärmenetzen Universität und Bremen-Ost, die die Stadtteile Hastedt, Vahr, Sebaldsbrück und Hemelingen sowie das Mercedes-Werk Bremen umfasst. "Das Netz Bremen-Ost ist das größte Fernwärmenetz in Bremen", erklärt Köhne. Durch die Verbindung der beiden Netze könne mehr Abwärme aus dem Müllheizkraftwerk Oken in den Bremer Osten gelangen, das bisher noch vom Kohlekraftwerk in Hastedt und dem Heizkraftwerk Vahr gespeist werde. Laut SWB ist die neue Trasse und die Nutzung von Fernwärme ein wichtiger Schritt im Ausstieg aus der Kohleenergie und gibt dem Bremer Klimaziel, bis 2038 klimaneutral zu sein, neuen Schub. Das Kohlekraftwerk soll abgeschaltet und durch ein Gaskraftwerk ersetzt werden. "Das neue Gaskraftwerk produziert allerdings weniger Wärme, deswegen brauchen wir den Lückenschluss", sagt Köhne. Zudem verbessert die Verbindung der beiden Fernwärmegebiete Bremens Klimabilanz. "Die CO2-Ersparnis durch die Leitung beträgt rund 40.000 Tonnen jährlich", erklärt Köhne. Für die Speicherung einer solchen Menge müsste man rund drei Millionen Bäume pflanzen.
Wie lange dauern die Bauarbeiten?
Im ersten Bauabschnitt am Hochschulring sind die Bagger bereits am Montag angerückt. Die Stadtwerke Bremen planen mit einer Bauzeit über zwei Jahre. Der letzte Bauabschnitt an der Richard-Boljahn-Allee soll Mitte Dezember 2023 fertiggestellt sein. Im Verlauf der Bauarbeiten kann es immer wieder zu Voll- oder Teilsperrung von Straßen wie der Kurfürstenallee, der H.H.-Meier-Allee, der Richard-Boljahn-Allee oder dem Schwachhauser Ring kommen. Mit dem Bau der Verbindungstrasse gehe ein Bauprojekt an den Start, "das trotz der zu erwartenden Unannehmlichkeiten während der Bauzeit eine breite Zustimmung in der Bevölkerung gefunden hat", sagt Bau- und Umweltsenatorin Schaefer.
Wo verläuft die Verbindungsleitung?
Die Trasse verläuft über etwa 7,5 Kilometer zwischen der Fernwärmeübergabestelle an der Kreuzung Hochschulring-Kuhgrabenweg entlang des Kuhgrabens, kreuzt dann die Parkallee, um entlang der Kleingartensiedlung und über "Wald und Wiesen", wie Köhne sagt, bis zur Kreuzung H.H.-Meier-Allee und Schwachhauser Ring zu gelangen. Von dort folgt die Leitung dem Schwachhauser Ring und der Kirchbachstraße bis zur Kurfürstenallee, der die Trasse bis zum Heizkraftwerk in der Vahr folgt. Für den Bau müssen 159 Bäume entlang der Trasse gefällt werden, von denen allerdings 90 Prozent direkt in den Stadtteilen nachgepflanzt werden können, heißt es von der SWB.
Was kostet das Projekt?
Die SWB rechnet für die Verbindung zwischen den Netzen Universität und Ost mit Kosten von etwa 60 Millionen Euro. "Das Projekt ist mehrfach teurer geworden", sagt Köhne. Grund dafür seien die Kosten für Baugrund, höhere Materialkosten und die Breite der Trasse. Auch die Länge der Trasse habe die Kosten gesteigert, da sie etwas länger ist als ursprünglich geplant, erklärt Köhne. Zusammen mit dem Bau des neuen erdgasbetriebenen Blockheizkraftwerkes in Hastedt, das noch in diesem Jahr ans Netz gehen soll, investiert die SWB 200 Millionen Euro für Bremens Weg aus der Kohleenergie.
Wie ist die langfristige Strategie für Fernwärme in Bremen?
Mit der Verbindungsleitung zwischen Universität und Bremen-Ost erhalten laut SWB rund 25.000 Haushalte und das Mercedes-Benz-Werk Bremen Fernwärme aus dem Müllheizwerk. In Zukunft gehe es darum, mehr Kunden an die bestehenden Netze anzuschließen. Köhne spricht in diesem Zusammenhang von "Verdichtung". "Wenn künftig keine Ölheizungen mehr neu installiert werden dürfen, haben die Menschen entlang der Trasse die Chance, auf Fernwärme umzustellen", erklärt Senatorin Schaefer. Zukünftig soll auch die Abwärme von Unternehmen besser als Wärmeversorgung von Wohngebieten genutzt werden. In Bremen und Bremerhaven gibt es bereits über 420 Kilometer Wärmeleitungen. "Im Jahr 2038, so schlägt es der Enquete-Bericht vor, sollen 220 Kilometer Leitungen hinzukommen. Ob dies so umzusetzen ist, wird man sehen, aber er gibt eine Richtung vor, in die wir den Fernwärmeausbau entwickeln wollen", sagt Schaefer.