Porcospino bedeutet übersetzt Stachelschwein. Doch in Acht nehmen muss man sich in der Schwachhauser Heerstraße 281 ganz sicher nicht. Hier geht es freundlich zu, auch wenn sich dann und wann die kernige, etwas ruppige Art der italienischen Crew bemerkbar macht. Dass es ein Abend mit einer ordentlichen Lautstärke werden würde, war uns schon bei der Tischreservierung klar. Denn der Kellner am Ende der Leitung war kaum zu verstehen.
Doch all der innere Groll verfliegt, wenn Egidio Di Giorgio, die gute Seele des italienischen Restaurants, aus seiner Küche in den Gastraum kommt und mit einer unglaublichen Warmherzigkeit seine Gäste bezirzt als wären sie seine besten Freunde. Das ist italienische Gastfreundschaft und macht das Porcospino aus. Auch deshalb hat sich das Lokal zum Treffpunkt vieler Größen aus Wirtschaft, Politik und Medien gemausert.
Und ganz nebenbei: Im Porcospino gibt es natürlich auch das, weshalb die Gäste eigentlich kommen – sehr gutes Essen. Ein Qualitätsmerkmal dieses Restaurants ist übrigens, dass die Küche keine Tür hat. Jeder kann von seinem Platz aus direkt ins Reich von Chef Egidio Di Giorgio schauen und mitverfolgen, was da wie auf die Teller kommt. Vollkommene Transparenz also.
Meine Begleitung startete mit einem Rinder-Carpaccio (13 Euro). Das Fleisch hatte eine außergewöhnlich gute Qualität wie wir sie schon lange nicht mehr erlebten. Diese Frische schmeichelte dem Gaumen. Dennoch hätten wir uns ein paar Spritzer mehr Zitrone gewünscht. Von meinem Vitello Tonnato (13 Euro) war ich vollends begeistert. Vor allem gab es endlich einmal eine große Menge der köstlichen Tunfischsoße dazu. Viele Restaurants knausern gerade an dieser Zutat, obwohl sie das Gericht erst zu dem macht, was es sein sollte.
Ofenwarmes und herrlich knuspriges Baguette
Schon als Appetithappen lieferte die Küche diese schmackhafte Soße und wir konnten kaum die Finger davon lassen. Als zweiten Dip gab es ein Pesto, das eine gute, aber leicht hinterlistige Schärfe besaß. Dazu gab es etliche Baguettescheiben, die noch ofenwarm und herrlich knusprig im Korb lagen. Dazu tranken wir einen vollmundigen, kräftigen Primitivo Itera (0,2 Liter für 5 Euro).
Die zwei Scheiben Iberico-Filet (19 Euro) als Hauptgang meiner Begleitung erschienen uns etwas mickrig auf diesem großen Teller und neben der guten Portion Gemüse. Das Fleisch hätte zudem früher aus dem Topf gemusst. Das Gemüse hingegen überzeugte uns völlig. Es war knackig, frisch und besaß einen buttrigen Geschmack. Die Honig-Balsamicosoße gab dem Gericht einen feinen, nicht zu säuerlichen Kick. Nichts zu meckern gab es an den sechs Scheiben Rindersteak (23 Euro), die auf den Punkt gegart und weich auf meinem Teller lagen. Darüber träufelte der Koch eine dunkle Soße und ebenfalls das Gemüse, das zeigte, dass einfache Beilagen oft die köstlichsten sind.
Zum Nachtisch ließ sich meine Begleitung eine etwas zu feste Pannacotta (6 Euro) schmecken, die in einem Fruchtspiegel badete. Mein Tiramisu (7 Euro) gelang dem Koch einwandfrei: locker, luftig, cremig.
Fazit: Beim Porcospino handelt es sich um ein gehobenes italienisches Restaurant, das eine sehr gute Küche bietet. Allerdings ist die Bestuhlung im Lokal zu eng und der Service könnte noch einen Tick aufmerksamer und freundlicher sein.
Porcospino, Schwachhauser Heerstraße 281, 28211 Bremen, Telefon: 0421 48402360, Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag und Sonntag von 12 bis 14.30 Uhr sowie von 18 bis 23 Uhr, Sonnabend von 18 bis 23 Uhr, teilweise barrierefrei, Internet: www.porcospino.de.