Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Gasversorgung Diesen Museen droht in Bremen eine Kaltzeit

Aktuell sind die Speicher bestens gefüllt, doch der Winter steht bereits vor der Tür. Warum in Bremen in einer Gasmangellage zwei Museen von der Versorgung abgeschnitten werden könnten.
08.11.2022, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Diesen Museen droht in Bremen eine Kaltzeit
Von Björn Struß
Inhaltsverzeichnis

Nach einem außergewöhnlich warmen Oktober braucht es jetzt wieder Heizungen, um für angenehme Raumtemperaturen zu sorgen. Die Gaszähler laufen nicht nur in Wohnungen und Häusern, auch öffentliche Gebäude müssen heizen. Seit Mitte August gelten im Land Bremen Vorgaben für staatliche Einrichtungen zum Energiesparen. So soll es gelingen, ohne eine sogenannte Gasmangellage durch den Winter zu kommen.

Trotz Sparbemühungen und voller Speicher steht aber nicht fest, ob dieses Ziel erreicht wird. Für das Land Bremen plant der „Koordinierungsstab Gasmangellage“ bereits für den Ernstfall. Der Stab hat unter anderem eine Liste erarbeitet, welche öffentlichen Gebäude bei akuter Knappheit vielleicht ohne Gas auskommen müssten. Nach Informationen des WESER-KURIER zählen dazu das Übersee- und das Focke-Museum sowie das Haus des Reichs am Rudolf-Hilferding-Platz, in dem das Finanzamt untergebracht ist.

Warum droht gewissen Einrichtungen die Kaltzeit?

Bei akuter Knappheit kann die Bundesnetzagentur eine Gasmangellage ausrufen. Sie entscheidet dann, wer noch wie viel Gas bekommt. Gesetzlich besonders geschützt sind private Haushalte, kleine Unternehmen aus den Branchen Gewerbe, Handel und Dienstleistungen sowie die kritische Infrastruktur – also etwa Feuerwehr, Polizei, Krankenhäuser und Bildungseinrichtungen. In der öffentlichen Verwaltung genießen Behörden diesen Schutzstatus, die sogenannte hoheitliche Aufgaben ausüben.

Für das Land Bremen verwaltet Immobilien Bremen über 2000 öffentliche Gebäude. Davon erfüllen drei nicht die Schutzkriterien der Bundesnetzagentur: Das Haus des Reichs, das Focke-Museum und das Übersee-Museum. Laut Ramona Schlee, Sprecherin des für Immobilien Bremen zuständigen Finanzressorts, ist dies aber noch nicht endgültig: "Aktuell gibt es Diskussionen auf Bundesebene, ob auch Kultureinrichtungen, also Museen, zur kritischen Infrastruktur und damit zu geschützten Kunden erklärt werden müssen."

Wie bereitet sich das Übersee-Museum vor?

"Eine Auswirkung einer Gasabschaltung im Museum wäre, dass die Temperatur in den Arbeitsräumen, etwa den Werkstätten und Büros, so weit herabsinkt, dass entsprechend der gültigen Arbeitsschutzregelungen die Arbeit nicht mehr möglich ist", sagt Sprecherin Katharina Wilks. Dann böte sich mobiles Arbeiten an, die Mitarbeiter seien dafür ausgestattet. Ebenfalls betroffen sei das Magazin, in dem rund 1,2 Millionen Objekte lagerten. Wilks weiter: "Hierbei ist die Kälte selbst nicht das Problem, sondern die relative Luftfeuchtigkeit, die bei geringen Temperaturen ansteigt und so die Schimmelbildung befördern kann." Deshalb seien dann regelmäßige Kontrollen notwendig.

Die Bundesnetzagentur verweist aber darauf, dass auch Kunden ohne gesetzlichen Schutz in einer Notlage nicht zwangsläufig vollständig von der Versorgung abgeschnitten werden. Ein "lebenswichtiger Bedarf" könne weiter fließen.

Wie wahrscheinlich ist eine Gasmangellage?

Auch ohne russisches Gas ist es in den vergangenen Monaten gelungen, die Speicher zu füllen. Am Montag lag der Füllstand laut Bundesnetzagentur bei 99,46 Prozent. Die Versorgung sei stabil, eine Verschlechterung der Situation könne aber nicht ausgeschlossen werden. Am Sonntag flossen 3527 Gigawattstunden Gas nach Deutschland, vor dem Angriff auf die Ukraine waren es 4752.

Laut SWB haben die Privatpersonen im Land Bremen in den Monaten September und Oktober ihren Gasverbrauch um rund 20 Prozent gesenkt. "Der neue Appell heißt Weitermachen, denn richtig kalt wird es erfahrungsgemäß erst im Februar", erklärte SWB-Sprecherin Angela Dittmer per Kurznachrichtendienst Twitter.

In welchem Ausmaß auch staatliche Einrichtungen ihren Verbrauch gesenkt haben, ist unklar. Im vergangenen Jahr belief sich der Verbrauch der von Immobilien Bremen verwalteten Gebäude zusammengenommen auf 156,9 Gigawattstunden Gas. Laut Sprecherin Schlee wird der monatliche Verbrauch nur bei großen Liegenschaften gemessen. Derzeit liefen die Auswertungen für den Monat September, der noch nicht zur Heizperiode zähle. "Das bedeutet, dass in der Regel im September die Heizungen nicht in Betrieb sind und daher die Verbrauchsdaten kaum eine Aussage über die Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen zur Energieeinsparung zulassen. Gleiches dürfte für den sehr milden Oktober zutreffen", erklärte Schlee.

Neben dem sparsamen Umgang entscheidet auch die Kälte des Winters, ob das Gas bis in den Frühling reicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Vorräte nicht reichen, bezifferte Bremens Katastrophenschutzbeauftragter Karl-Heinz Knorr jüngst gegenüber dem WESER-KURIER mit "deutlich unter 50 Prozent“.


   

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)