Im Februar vor vier Jahren hat der Senat den „Aktionsplan 2025 – Gesunde
Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung der Stadtgemeinde Bremen“ beschlossen. Ziel dieses Planes ist es, die Verpflegung in den Schulen, Kitas, kommunalen Krankenhäusern und öffentlichen Betriebskantinen der Stadt Bremen bis 2025 auf biologische und möglichst regionale Produkte umzustellen. Eine Aufgabe, der sich die zuständigen Ressorts mit unterschiedlicher Intensität gewidmet haben, wie eine Zwischenbilanz zeigt. Klares Schlusslicht ist die Bildungsbehörde.
Die Koordinierung des Aktionsplanes liegt bei der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau. Hier laufen die Fäden bei der Organisation von Maßnahmen und Angeboten zusammen. Die Akzeptanz und der Grad der Umsetzung in den Ressorts und Küchen variiere stark, berichtet Linda Neddermann, Pressesprecherin der Umweltsenatorin. Einige Küchen böten bereits ausgewogene, frische und biologische Produkte an, andere Küchen benötigten zusätzliche Unterstützung. Einige Ressorts hätten bereits die erforderliche Zuständigkeiten geschaffen und auch ein lückenloses Berichtswesen eingeführt. "Bei anderen fehlen nach wie vor die Zuständigkeiten, die für eine konsequente Umsetzung erforderlich wären."
"Verschleppung und Untätigkeit"
Deutlicher wird das Agrarpolitische Bündnis Bremen (ABB), das 2015 den Anstoß für den späteren Aktionsplan gab. Es gebe insgesamt zwar erfreuliche Entwicklungen, betont dessen Sprecher Peter Bargfrede, "aber bei der wichtigsten an der Umsetzung beteiligten Behörde – der Bildungsbehörde – ist davon wenig bis gar nichts zu erkennen". Man habe nicht den Eindruck, dass die gesunde Ernährung dort hohen Stellenwert genieße. Im Gegenteil: Zahlreiche im Aktionsplan festgeschriebenen Maßnahmen seien gar nicht oder nur unzureichend in Angriff genommen worden. So gebe es keinen Leitfaden für das geplante Vorgehen, die Einhaltung von Qualitätsstandards würde nicht überprüft, und auf Nachfrage könne die Behörde nicht einmal genaue Quoten zum derzeitigen Einsatz von Bio-Lebensmittel nennen. „Die Bildungsbehörde hat mit Verschleppung und Untätigkeit die vollständige und fristgemäße Umsetzung des Aktionsplan ausgebremst", resümiert Bargfrede.
Und dies, obwohl laut Aktionsplan bis Ende 2022 in Kitas und Schulen 100 Prozent der Verpflegung aus dem ökologischen Landbau kommen sollen. "Für uns vom ABB ist diese Inaktivität ein Beweis für das geringe Interesse am Thema Ernährung – ein mehr als blamables Armutszeugnis für die Bildungsbehörde."
Die Umsetzung des Aktionsplans sei in den einzelnen Schulmensen sehr unterschiedlich, räumt Maike Wiedwald, Sprecherin der Bildungsbehörde, ein. An einigen Schulen seien die Vorgaben des Planes fast oder sogar schon ganz erfüllt, andere Schulen erfüllten die Anforderungen nur zum Teil. Auch im Bereich der Kindertagesstätten sei der Stand der Umsetzung sehr unterschiedlich. Der Grad der Umstellung sei aber von verschiedenen Faktoren abhängig. Von der Motivation und der Veränderungsbereitschaft der Küchenleitungen und Mitarbeitenden über betriebswirtschaftliche und küchenfachliche Kompetenzen bis hin zur Infrastruktur wie den Lagerkapazitäten und Gefriermöglichkeiten oder auch der Art der Anlieferung des Essens.
Bei den einzelnen Warengruppen sei der Umstellungsstand in den Schulen ebenfalls sehr unterschiedlich und weise zudem eine hohe Streubreite aus. Bei der Milch in Bioqualität liege diese zwischen 46 und 100 Prozent, bei den tierischen Produkten reiche sie von unter zehn bis 85 Prozent, bei pflanzlichen Produkte in Bioqualität von zehn bis fast 100 Prozent. Exakte Daten zu den einzelnen Schulen gebe es nicht. "Da die Senatorin für Kinder und Bildung – gerade auch vor dem Hintergrund der Pandemie – noch kein Controlling-System auf den Weg bringen konnte, sind aktualisierte und belastbare Zahlen zurzeit nicht realisierbar", erklärt Wiedwald. Hierfür werde eine Stelle eingerichtet, die derzeit ausgeschrieben sei.
Geno hält Termine ein
Für andere Bereiche liegen konkrete Zahlen vor. Im Krankenhausverbund Geno wurde die Vorgabe "100 Prozent Biomilch" ebenso fristgerecht umgesetzt wie die im Aktionsplan festgelegten Etappenziele von jeweils zehn Prozent tierischen und pflanzlichen Produkten aus Bioproduktion zum Jahresbeginn 2020. Die jeweils 15 Prozent für die Jahre 2022 und 2023 werden laut Geno-Planung ebenfalls erreicht.
In der Finanzbehörde wird die Kantinenbewirtschaftung nach der Kündigung des bisherigen Pächters neu vergeben. In dem laufenden Ausschreibungsverfahren hätten die Anforderungen des Aktionsplans insgesamt Berücksichtigung gefunden, sagt Linda Neddermann. Zu Kindergärten und Schulen liegen keine belastbaren Daten vor, hieß es in einer Senatsvorlage aus dem Dezember 2021. Auf Grundlage von Schätzungen der Küchenleitungen werde in den Kitas von einem Umsetzungsgrad zwischen 40 und 60 ausgegangen. "In den Schulen finden keine Überprüfungen von Schulküchen und/oder Caterern statt."