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Bremer Innenstadt Auf dem Weihnachtsmarkt glühen die Kassen

Der Bremer Weihnachtsmarkt gehört zu den beliebtesten in Deutschland. In diesem Jahr ist er wieder extrem gut besucht. Wer profitiert davon am meisten?
17.12.2022, 05:00 Uhr
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Auf dem Weihnachtsmarkt glühen die Kassen
Von Jürgen Hinrichs

Ein Becher Glühwein für vier Euro. Das ist der Preis auf dem Weihnachtsmarkt. Es gibt Stände, die verkaufen einige Tausend Portionen pro Tag. Der Umsatz ist riesig. Doch was hat die Stadt davon? Nicht viel, verrät der Blick in die Gebührenordnung. Die Standmieten sind derart niedrig, dass sie bei den Kosten insgesamt kaum zu Buche schlagen. Da glüht nicht nur der Wein, da glühen auch die Kassen.

Schankbetriebe müssen auf dem Marktplatz und drumherum pro Quadratmeter genutzter Fläche 57,41 Euro zahlen. Nicht pro Tag, auch nicht pro Woche, sondern für die gesamte Dauer des Weihnachtsmarktes. Bei Ständen, die besonders viel Publikum anziehen, kommt für die Miete ein Betrag zusammen, der mit Beginn des Marktes sofort wieder eingespielt ist. Bezahlt werden müssen danach noch das Personal und der Materialeinsatz. Der Gewinn wird hoch sein.

Drei Millionen Gäste

Glänzend läuft das Geschäft auch, weil der Weihnachtsmarkt in diesem Jahr ohne jede Corona-Beschränkung national und international ein großer Magnet ist. Die Besucherzahlen haben nach Einschätzung der Händler das alte Niveau erreicht. Zuletzt erfasst wurden die Daten im Jahr 2015. Damals waren es allein beim Weihnachtsmarkt knapp drei Millionen Gäste. Für den Schlachte-Zauber, der parallel an der Weser stattfindet, wurden rund 1,2 Millionen Besucher erfasst. In diesem Jahr wird es nach Angaben der Wirtschaftsbehörde eine neue Erhebung geben. Beide Veranstaltungen zusammen haben vom Statistik-Portal Statista im Jahr 2018 die Bestnote erhalten. Sie liegen in der Beliebtheit vor Dresden, Berlin, Hannover und Chemnitz.  

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„Der Weihnachtsmarkt ist extrem wichtig für Bremen“, sagt Detlef Pauls, Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes im Land Bremen. Die Hotels in der Innenstadt seien besonders an den Wochenenden komplett ausgebucht. „Davon profitieren natürlich auch Häuser, die etwas weiter außerhalb liegen“, so Pauls, der am Stadtwald das Hotel Munte betreibt. Viele seiner Gäste kämen gezielt, um den Weihnachtsmarkt zu besuchen, sie liebten vor allem dessen Vielfalt und das Ambiente.

Clemens Hieber, Chef des Atlantic-Hotels am Bredenplatz, das genau in der Mitte zwischen Weihnachtsmarkt und Schlachte-Zauber liegt, bestätigt Pauls Eindrücke: „Für uns ist das jetzt Hauptsaison.“ Hieber gießt aber auch Wasser in den Wein: „So sehr sich die Gäste auf den Besuch freuen, so verärgert sind sie über die Verkehrssituation in der Innenstadt.“ Die Martinistraße zum Beispiel sei mit den vielen Staus die reine Katastrophe.

Parkhäuser sind ausgelastet

Ein weiterer Seismograf für den Betrieb in der Innenstadt während der Adventszeit sind die Parkhäuser. „Wir liegen mit unseren Zahlen in diesem Jahr leicht über dem Niveau von 2019“, sagt Erika Becker, Geschäftsführerin der städtischen Parkhausgesellschaft Brepark. Im Durchschnitt seien die Hochgaragen in der City zu mehr als 80 Prozent belegt: „Das gilt in der Branche als Vollauslastung.“ Die Brepark veröffentlicht auf ihrer Homepage einen Stellplatzzähler. Extrem gut angenommen wird demnach auch während der Woche das Parkhaus Pressehaus in der Martinistraße. Dort gibt es Raum für 620 Autos. Oft sind nur zwei oder drei Stellplätze unbesetzt. Dass diese Frequenz stark mit dem Weihnachtsmarkt zu tun hat, schließt Becker aus dem Umstand, dass ein großer Teil der Kunden erst am frühen Abend die Parkhäuser anfahre.

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Auswirkungen hat der Weihnachtsmarkt auch auf die Zahl der Reisemobile. Der Platz am Kuhhirten auf dem Stadtwerder zum Beispiel ist an den Wochenenden restlos gefüllt. „Das Gros kommt aus einem Umkreis von 150 Kilometern, nicht wenige aber auch aus Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden“, sagt Hans Bahrenburg. Er betreibt die Anlage seit 17 Jahren, „von Anfang an haben wir in unserer Werbung auf den Weihnachtsmarkt hingewiesen“.

„Wir sind zufrieden, sehr zufrieden“, sagt Susanne Keuneke, Vorsitzende des Verbands der Schausteller und Marktkaufleute Bremen. Keuneke vertritt die Händlerinnen und Händler auf dem Weihnachtsmarkt. Ihr gefällt die Atmosphäre dort, „die Leute gucken und stöbern, sie kommen nicht nur wegen des Glühweins“. Es gehe kultiviert zu. Mit Gästen aus Groningen habe sie einen kulinarischen Rundgang gemacht, „die staunten über das Angebot, kannten manche Sachen gar nicht“. Was Keuneke stört: „Dass das Rathaus nicht angestrahlt ist. Das ist ein Fehler, ganz klar. Darauf werde ich häufig angesprochen.“

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