Einerseits, andererseits: Die Grünen-Fraktion, so hat sie es am Freitag mitgeteilt, freut sich über die Handelskammer, ihren ewigen Widerpart in Verkehrsfragen. Es sei gut und vortrefflich, dass die Kammer den Rückbau der Langemarckstraße und der Bürgermeister-Smidt-Brücke unterstütze und damit einem Vorschlag der Grünen folge. "Großes Unverständnis" bestehe hingegen darüber, dass die Wirtschaftsvertreter sich vom Rückbau des Straßenzuges Bürgermeister-Smidt-Straße absetzten. Dieses Projekt sei 2014 gemeinsam mit der Kammer im Verkehrsentwicklungsplan (VEP) 2025 beschlossen worden. „Man muss sich darauf verlassen können, dass sich die Handelskammer nicht einseitig aus einvernehmlich mitgetragenen wichtigen Projekten verabschiedet. Der Rückbau ist im VEP höchst eindeutig beschrieben“, betont Ralph Saxe, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion.
Die Handelskammer fordert, vor einer möglichen Streichung von Fahrspuren der Bürgermeister-Smidt-Straße zunächst ein städtebauliches Konzept vorzulegen. Außerdem müsse die Leistungsfähigkeit der Verbindung zwischen Brill und Breitenweg analysiert werden. Die Vereinbarung im VEP zu diesem Punkt versteht die Kammer nach eigener Darstellung als Auftrag zur Umgestaltung und nicht zwingend zum Rückbau. Ihr Verdacht: Die Regierungskoalition aus SPD, Grünen und Linken zurrt jetzt schon etwas fest, was eigentlich noch ergebnisoffen diskutiert werden sollte. Das Gremium dafür sei der VEP-Beirat, dem die Kammer angehört. Der Beirat habe freilich seit vielen Monaten nicht mehr getagt.
Die Grünen halten dagegen und zitieren aus dem VEP: "Die Bürgermeister-Smidt-Straße ist überdimensioniert. Auf der Fahrbahn können Radfahrstreifen ein komfortables und sicheres Radfahren anbieten, ohne dass sich dies negativ auf den Autoverkehr auswirkt." Genau diese Veränderung werde jetzt von der Handelskammer blockiert. Saxe: „Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Kammer als Bremsklotz für notwendige Fortschritte in der Stadtentwicklung erweist." Ein Rückbau würde den Fußgängern und der Aufenthaltsqualität sehr nützen. Stephaniquartier und Innenstadt rückten näher zusammen und die Wallanlagen wären nicht mehr so massiv von einer überbreiten Verkehrsachse durchschnitten.