Die Frauenhäuser und Beratungsstellen im Land Bremen sind aktuell ausgelastet. Gerade die telefonische Beratung werde seit Beginn der Pandemie häufiger in Anspruch genommen, heißt es in einer Mitteilung der Senatorin für Frauen. Das ist das Ergebnis der Berliner Länderabfrage "Bundesweite Inanspruchnahme des Hilfesystems für gewaltbetroffene Frauen in der Corona-Pandemie", das am Montag bei der Gleichstellungsministerinnenkonferenz vorgestellt worden ist.
„Die häusliche Gewalt an Frauen verstärkt sich offensichtlich während der Coronapandemie“, sagt Frauensenatorin Claudia Bernhard (Linke). Im April vergangenen Jahres seien deshalb 30 zusätzliche Plätze zur Verfügung gestellt worden. Auch in diesem März habe das Ressort weiter aufgestockt. „Doch auch wenn Bremen mit seinem Schutz- und Hilfesystem für gewaltbetroffene Frauen im Bundesvergleich bereits gut dasteht, sind die Frauenhäuser momentan voll belegt“, sagt Bernhard.
Es sei deshalb weiterhin wichtig, gemeinsam am Landesaktionsplan zur Umsetzung der Istanbul Konvention zu arbeiten. Die Konvention ist das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. Der entwickelte Plan solle im November der Bremer Öffentlichkeit vorgestellt werden. Weitere Informationen zur Umsetzung der Konvention gibt es auf der Webseite www.bremen-sagt-nein.de. Außerdem solle der Bremen-Fonds genutzt werden, um Engpässe im Hilfe- und Unterstützungssystem zu überwinden.
Das Thema häusliche Gewalt beschäftigt in den kommenden Tagen auch die Bremer Bürgerschaft. Die FDP-Fraktion hat einen entsprechenden Dringlichkeitsantrag eingereicht. Ein Grund, der in dem Antrag genannt wird: die Polizeistatistik, die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde. Diese zeige, dass die Fälle von häuslicher Gewalt um 15,8 Prozent zugenommen hätten. Die Fraktion vermute, dass aufgrund der Schul- und Kitaschließungen sowie der Kontaktbeschränkungen die Dunkelziffer außerdem hoch sei. In dem Antrag wird deshalb unter anderem gefordert, die vorhandenen Strukturen der Frauen-, Kinder- und Jugendhilfe im Land Bremen auszubauen und an die coronabedingten Anforderungen anzupassen.