Die Planung der diversen Baustellen in der Innenstadt sorgt in der Handelskammer weiter für Unmut. Vor allem stören sich die Vertreter der Wirtschaft und des Einzelhandels in der City an der aus ihrer Sicht mangelhaften Kommunikation mit der Behörde. Das gilt besonders für die Vollsperrung des Herdentors und in diesem Zusammenhang für Aussagen von Verkehrssenator Joachim Lohse (Grüne) im Interview mit dem WESER-KURIER. „Wir können nicht alles hinnehmen. Nach diesem Interview reicht es jetzt“, sagt Handelskammer-Präses Harald Emigholz.
Am Herdentor, wo zurzeit die Rechtsabbiegespur in Richtung der Straße am Wall zugunsten eines breiteren Radwegs zurückgebaut wird, wurde am Montag asphaltiert. Deshalb musste die Zufahrt in die Innenstadt bis 18 Uhr komplett gesperrt werden. Eigentlich sollte dort am Wochenende gearbeitet werden, der Marathon am Sonntag aber verhinderte dies.
Daraufhin hatte Andreas Otto, Bereichsleiter für Verkehrs- und Innenstadt bei der Handelskammer, dem Amt für Straßen und Verkehr (ASV) schlechte Planung vorgeworfen. Lohsewiederum hatte den Vorwurf in dem Interview entschieden zurückgewiesen und gesagt: „Das Amt für Straßen und Verkehr hat den Marathon selbstverständlich nicht übersehen. Der Termin stand von Anfang an in der Baustellenplanung.“
Das sei schlicht falsch, sagt Emigholz. „Der zuständige Planer ist am 27. September auf uns zugekommen und hat erklärt, dass er den Marathon übersehen habe“, sagt Stefan Brockmann aus dem Vorstand der City-Initiative. „Das ist an sich ja kein Problem. Jeder macht Fehler. Aber dann sollte man auch dazu stehen.“ Die Darstellung der Handelskammer-Vertreter belegt ein Papier von Mitte August, das dem WESER-KURIER vorliegt.
Lohse bleibt bei seinen Aussagen
Darauf ist die Baumaßnahme von Sonnabend, 6. Oktober, ab 20 Uhr bis Montag, 8. Oktober, 4 Uhr notiert. Danach habe es laut Brockmann kein Treffen mehr, sondern lediglich am 27. September den Anruf gegeben. Lohse bleibe bei seinen Aussagen, sagte dessen Sprecher Jens Tittmann. Der zuständige Planer habe versichert, dass der Marathon grundsätzlich in die Planungen einbezogen gewesen sei.
Die Handelskammer kritisiert zudem grundsätzlich, dass die Innenstadtwirtschaft bei den Baustellen, wie jetzt auch am Herdentor, vor vollendete Tatsachen gestellt werde. „Es ist nicht nachvollziehbar, wenn Herr Senator Dr. Lohse behauptet, er könne die ganze Aufregung nicht verstehen, schließlich seien die Baumaßnahmen mit der Innenstadtwirtschaft abgestimmt worden. Das ist definitiv nicht der Fall gewesen“, sagt Emigholz. „Der Begriff ‚Abstimmen‘ trifft es nicht. Zu einer Abstimmung gehört ein Konsens, aber wir hören in den Gesprächen immer ,Das ist jetzt so‘.“
Die Wirtschaftsvertreter hatten sich gewünscht, dass vor allem das Herdentor erst im Frühjahr umgebaut wird, um Verkehrsbehinderungen in der für den Handel wichtigen Weihnachtszeit zu vermeiden. Nach Angaben des Innenstadt-Experten Otto machen viele Einzelhändler im Herbst- und Advents-geschäft bis zu 50 Prozent ihres Jahresumsatzes. Im Frühjahr sei die Belastung deutlich geringer. „Es kann nicht das Ergebnis guter Planung sein, dass zeitgleich am Breitenweg, im Herdentorsteinweg, in der Bürgermeister-Smidt-Straße, auf der Bürgermeister-Smidt-Brücke, an der Auffahrt von der Martinistraße zur Wilhelm-Kaisen-Brücke und auf dem Osterdeich gebaut wird“, ist Emigholz überzeugt.
Im Berufsverkehr war es ruhiger als sonst
Alle dringenden Appelle, darunter ein Brief von ihm Ende Mai an den Senator, habe das Verkehrsressort nicht berücksichtigt. „Dem Senator ist wichtig, deshalb hatte er es auch in dem Interview betont, dass die Baustellen nicht während des Weihnachtsgeschäfts stattfinden“, sagt dagegen Jens Tittmann. „Wir liegen am Herdentor voll im Zeitplan. Wir sind sicher, dass es ein schönes Entrée zur City wird – und das pünktlich zum Weihnachtsgeschäft.“
Den Ärger gab es am Montag hauptsächlich hinter den Kulissen. Das aufgrund der Vollsperrung befürchtete morgendliche Chaos in der Innenstadt brach nicht aus. Im Gegenteil: Im Berufsverkehr war es sogar ruhiger als sonst. Das lag neben den Ferien laut Verkehrs-Management-Zentrale vor allem daran, dass die Bremer im Vorfeld über die Sperrung informiert waren.