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Wasserknappheit Warum Bremen trotz Hitze und Trockenheit gelassen bleiben kann

Am Sonntag könnte Bremen den ersten echten Hitzetag des Jahres erleben, und geregnet hat es auch schon länger nicht mehr - muss man sich also schon Sorgen machen?
10.06.2023, 05:00 Uhr
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Warum Bremen trotz Hitze und Trockenheit gelassen bleiben kann
Von Joerg Helge Wagner

"Wird jetzt das Wasser knapp?", fragt besorgt die "Bild"-Zeitung, weil es seit mehreren Tagen nicht geregnet hat und die Temperaturen zumindest ab Mittag stabil über 20 Grad liegen. Für Bremen und umzu ist die Antwort ganz klar: nein. Trinkwasserversorger, Landwirtschaftsverband, Schifffahrtsamt und Bürgerpark-Verwaltung sehen derzeit noch keinen Grund zur Besorgnis.

Was ist mittelfristig zu erwarten?

Die saisonale Basis-Klimavorhersage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sagt für Juni bis August in Norddeutschland Temperaturen voraus, die im Durchschnitt gut ein Grad Celsius über dem Mittelwert der Jahre 1991 bis 2020 liegen (17,3 Grad). Damit sind sie immer noch innerhalb der Bandbreite der in diesem Zeitraum beobachteten Temperaturen, also nicht ungewöhnlich hoch.

Bei den Niederschlägen ist es ähnlich. Sie liegen laut DWD-Prognose um rund 50 Liter pro Quadratmeter unter dem langjährigen Mittelwert von 220 Liter. Das wäre aber ebenfalls noch deutlich innerhalb der Bandbreite der seit 1991 beobachteten Höchst- und Minimalmengen.

Wie sicher ist die Wasserversorgung?

"Mit Blick auf die letzten vier Sommer hatten wir 2019 die höchste Netzauslastung", berichtet Angela Dittmer, Sprecherin der SWB AG, vormals Stadtwerke Bremen. Engpässe habe es jedoch nicht gegeben: "Unsere damaligen Appelle, sorgfältig mit Trinkwasser umzugehen, hatten Wirkung gezeigt."

Für extreme Wetterverhältnisse gibt es zudem Reserven. Im Netzleitcenter werden die Abgabemengen aus den Hochbehältern ins Trinkwassernetz genau erfasst, ebenso die Füllstände. Stehen besonders warme Tage bevor, werden die Behälter auf höchsten Speicherstand gebracht. "Dazu würden wir Mehrmengen bei unseren Vorlieferanten abfordern", erklärt Dittmer. 

Auf bremischem Terrain fördert die SWB-Tochter Wesernetz nur in Blumenthal und Bremerhaven Trinkwasser. Zusätzlich bezieht Bremen Trinkwasser aus dem niedersächsischen Umland, etwa von den Harzwasserwerken (Wasserwerk Ristedt), vom Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband und dem Trinkwasserverband Verden.

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Wie steht es um die Landwirtschaft?

Das Landvolk Niedersachsen verweist darauf, dass der März laut DWD-Berechnungen der nasseste seit 20 Jahren war. Auch der April begann nass und kalt. "Mit Frostberegnung mussten Kartoffeln und Äpfel in den kalten Nächten geschützt werden", sagt Sprecherin Silke Breustedt-Muschalla. Der sonnige, aber kühle Mai sei gut für das Getreide gewesen: Die Felder trockneten ab und wurden befahrbar, alle Kulturen kamen gut in die Erde und konnten gedüngt werden.

"Die Niederschläge waren für die Landwirtschaft sehr wichtig, sie haben den Pflanzen zu einem guten Start verholfen", betont die Landvolk-Sprecherin. "Aber nun sollte es aktuell zeitnah wieder regnen, damit die Pflanzen wachsen können." In Regionen mit leichten, sandigen Böden wie rund um Heide oder Uelzen werden Kartoffeln, Getreide und Gemüse seit drei Wochen künstlich beregnet. Auf besseren Böden konnte man trotz der geringen Niederschläge im vorigen Sommer "noch gute bis sehr gute Erträge bei der Getreideernte erzielen", betont man beim Landesbauernverband.

Und das liebe Vieh? "Eine Kuh säuft bis zu 150 Liter Wasser am Tag", berichtet Breustedt-Muschalla. Da muss der Bauer auch auf der Weide dafür sorgen, dass der Tank nicht leer wird. Moderne Offenställe bieten den Tieren Schatten und sind zudem mit Ventilatoren und sogenannten Kuhduschen ausgestattet. In Schweine- und Geflügelställen gebe es Klimaanlagen, heißt es vom Landvolk.

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Wie geht es dem Bürgerpark?

Auch Bremens grüner Lunge habe der feuchte Winter gutgetan, sagt Bürgerpark-Direktor Tim Großmann. "Allerdings konnten die Defizite seit 2018 nicht ausgeglichen werden", betont der Landschaftsarchitekt. Bei Baumaßnahmen stelle man fest, dass die ersten 70 bis 80 Zentimeter Bodenschicht durchfeuchtet seien, aber dann werde es wieder trocken. Auch die Pegelstände der Gewässer hätten sich erst im März erholt, sonst geschehe dies schon zum Jahresende.

Was ist mit der Flussschifffahrt?

Auf der Außen- und Unterweser gab es 2022 keine hitzebedingten Beeinträchtigungen für die Schifffahrt. Die sind auch in einem sehr heißen Sommer nicht zu erwarten, denn bis zur Weserschleuse Bremen werden die Wasserstände maßgeblich durch die Nordsee gesteuert. "Durch den Klimawandel, etwa durch steigende Temperaturen, ist in der Nordsee eher mit steigenden Wasserständen zu rechnen", sagt Claudia Thoma, Sprecherin der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt in Bonn.

Im Bereich der Mittelweser, von Minden bis Bremen, könnten die Wasserstände durch Stauhaltung konstant gehalten werden. Auf der Oberweser hingegen kam es 2022 aufgrund der niedrigen Wasserpegel zu zeitweiligen Einschränkungen für die Schifffahrt: "Ab Mitte August war Berufsschifffahrt dort in einigen Abschnitten vorübergehend nicht mehr möglich", berichtet Thoma. Auf den Kanälen seien die Auswirkungen bei Trockenheit geringer, da die Wasserstände durch Pumpwerke von der Fernsteuerzentrale gezielt reguliert werden können.

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