Auf großes Interesse der Anwohner stößt der Verkehrsversuch, der derzeit in der Humboldtstraße durchgeführt wird. Anne Mechels vom Team Nahmobilität, das im Mobilitätsressort angesiedelt ist, berichtete bereits zum vierten Mal in der virtuellen Sitzung des Fachausschusses für Mobilität und Klimaschutz des Beirates Östliche Vorstadt über das Voranschreiten des Verkehrsversuches. Eine möglichst breite Beteiligung der Öffentlichkeit ist der Verkehrsplanerin dabei wichtig. Das Interesse der Anwohner sei riesig, betonte Mechels. Allein an der Online-Befragung hätten insgesamt 507 Personen teilgenommen, davon dreiviertel aus dem Quartier rund um die Humboldtstraße.
Wie bereits mehrfach berichtet, soll der Verkehrsversuch in der Humboldtstraße in drei Phasen ablaufen. In Phase eins, als mildestes Mittel deklariert, ist die Humboldtstraße mit Zusatzzeichen beschildert worden, die signalisieren, dass die Einfahrt für Anlieger frei ist. Sie soll bis Ende April abgeschlossen sein und dann evaluiert werden. In Phase zwei ist dann die Einrichtung eines Modalfilters, das heißt eine Sperre westlich der Horner Straße, geplant. Gefolgt von Phase drei, die Einrichtung einer Einbahnstraße in Fahrtrichtung Ost, zwecks Unterbindung der Hauptrichtung des Kraftfahrzeug-Durchgangsverkehrs. Dadurch soll vermieden werden, dass der Klinik-Parksuchverkehr Zufahrt ins Quartier erhält. Es ist geplant, die Ergebnisse im Herbst vorzustellen.
Los ging's mit dem Verkehrsversuch fast pünktlich, und zwar am 2. März. Zuvor wurde vom 18. Februar bis 23. Februar das Quartier rund um die Humboldtstraße zwischen Sankt-Jürgen-Straße und Am Dobben sowie Bismarckstraße und Vor dem Steintor mit rund 5000 Faltblättern als Postwurfsendung über den Verkehrsversuch informiert, flankiert von der Vorstellung als aktuelles Projekt auf der Webseite des Mobilitätsressorts seit dem 19. Februar. Zusätzlich konnten alle Interessierten einen Online-Fragebogen ausfüllen. Die Geschwindigkeitsmesstafel des Ortsamtes Mitte wurde am 19. Februar in Fahrtrichtung Osten aufgestellt, und zwar im Abschnitt Wielandstraße bis Goethestraße. Von den 507 Personen, die an der Online-Befragung teilnahmen, erleben diejenigen, die Fahrrad fahren, die Situation als besonders problematisch.
Folgende Verkehrssituationen werden besonders beobachtet, dass etwa Radfahrende von Autos zu eng überholt werden oder dass auf dem Gehweg Rad gefahren wird. Besonderes Ärgernis: Diejenigen, die mit dem Rad unterwegs sind, halten so gut wie nie an roten Ampeln an. Dementsprechend beschwerten sich 104 Teilnehmer der Fragebogen-Aktion über die Rücksichtslosigkeit im Kraftfahrzeug-Verkehr und 137 im Radverkehr. 27 der Befragten äußerten sich ablehnend gegenüber dem Verkehrsversuch, 43 befürworteten ihn. Am 23. Februar ist im Zeitraum zwischen 16 und 18 Uhr zudem eine Videobeobachtung und Verkehrszählung in Seitenstraßen durchgeführt worden.
Von Seiten der Anwohner wurde zudem gefragt, ob es denn Sinn mache, einen Verkehrsversuch mitten im Lockdown durchzuführen und wie aussagekräftig er dann überhaupt sein könne. Dazu wurden Vergleichszahlen aus einer vorherigen Zählung vom 19. August 2019 herangezogen. Das Verhältnis bei den gezählten Kraftfahrzeugen beträgt im Vergleich zwischen 2019 und 2021 83 Prozent. Im August 2019 wurden zur gleichen Uhrzeit 445, im Februar 2021 dagegen 369 Kraftfahrzeuge gezählt. Beim Radverkehr liegt die Quote bei 69 Prozent, das heißt im August 2019 wurden 1207 Fahrradfahrer gezählt, im Februar 2021 dagegen 829.
In Versuchsphase zwei soll ab Anfang Mai durch die Errichtung sogenannter Modalfilter an verschiedenen Stellen eine Durchfahrtssperre für den Kraftfahrzeug-Verkehr errichtet werden. Bei diesem Prozedere könne es allerdings zu Verkehrsverlagerungen kommen, und zwar durch die Zufahrt über die Besselstraße oder aber durch die Zufahrt über das Fehrfeld oder durch die Ausfahrt über die Keplerstraße, Feldstraße und Herder Straße beziehungsweise Horner Straße. Derartige Verkehrsverlagerungen seien eindeutig nicht gewollt, betonte Mechels. Geplant ist die Errichtung von zwei herausnehmbaren Pollern westlich der Horner Straße, die weiterhin durchlässig für den Radverkehr, aber auch für Rettungsdienste sein soll. An der Humboldtstraße soll es entsprechende Vorhinweise geben. Außerdem sollen in Phase zwei die sogenannten Lichtsignal-Anlagen an der Herderstraße und an der Horner Straße für zwei Monate abgeschaltet werden, allerdings nicht an der Kreuzung zur Vagtstraße, wegen des Weges zur Schule an der Lessingstraße. Anwohnerin Karin Lüsebrink äußerte als Großmutter, die häufiger mit ihrem Enkelkind per Rad in der Humboldtstraße unterwegs ist, große Bedenken hinsichtlich der Gefahren für Kinder, wenn dort die Bedarfsampeln abgeschaltet werden.
Weitere Informationen
Anne Mechels ist über die E-Mail nahmobilitaet@bau.bremen.de zu erreichen. Webseite: www.verkehr.bremen.de Aktuelle Informationen zum Verkehrsversuch gibt es unter www.bauumwelt.bremen.de/787306.