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Interview mit Birgit Bergmann „Ich bin nicht im Streit gegangen“

Die Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Bergmann versteht ihren Wechsel zur FDP nicht als Bruch mit der CDU. Im Interview mit dem WESER-KURIER spricht sie über die Gründe für den Parteiwechsel.
06.03.2018, 20:26 Uhr
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„Ich bin nicht im Streit gegangen“
Von Jürgen Theiner

Frau Bergmann, Ihr Wechsel von der CDU- zur FDP-Bürgerschaftsfraktion hat im Bremer Politikbetrieb so ziemlich jeden überrascht. Warum haben Sie es in der CDU nicht mehr ausgehalten?

Birgit Bergmann: Das war keine Abwendung von der CDU, sondern eher eine Hinwendung zu den Liberalen. Ich bin nicht im Streit gegangen.

Fällt schwer, das zu glauben. Wenn ein Parlamentarier eine Partei verlässt, ist in der Regel etwas vorgefallen. Entweder ein persönlicher Konflikt oder eine schwerwiegende Meinungsverschiedenheit in Sachfragen.

Weder das eine noch das andere war der Fall. Die einzige Differenz, die ich in letzter Zeit mit meiner Fraktionsführung hatte, ergab sich kürzlich beim neuen Wahlrecht für die Bürgerschaft. Da hätte ich es besser gefunden, wenn bei der CDU die Abstimmung freigegeben worden wäre, weil man sie als Gewissensentscheidung betrachten kann.

Warum dann die Entscheidung, ein Jahr vor dem nächsten Wahltermin die CDU zu verlassen und das Mandat mitzunehmen?

Mir ist klar geworden, dass ich auf meinen Themenfeldern eine besonders hohe Übereinstimmung mit der FDP habe. Kürzlich haben CDU und FDP zusammen einen Vorstoß für die Einführung einer Meisterprämie unternommen, mit der erfolgreiche Absolventen von Meisterschulen unterstützt werden sollen. Bei den Vorgesprächen mit den FDP-Kollegen habe ich zum wiederholten Mal gespürt, dass es dort unter anderem eine sehr hohe Identifikation mit den Leistungsträgern in unserer Gesellschaft gibt.

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Und das ist in der CDU anders?

Nein, aber auch auf anderen Feldern sehe ich große Übereinstimmungen zwischen der FDP und mir. Beispielsweise in der Arbeitsmarktpolitik, beim „Schlanken Staat“ und in Fragen der Selbstbestimmung des Individuums. Ich darf auch sagen, dass ich die Diskussionsfreudigkeit und den wertschätzenden Umgang untereinander, den ich bei den Kollegen von der FDP kennengelernt habe, als wohltuend empfunden habe.

Das wären alles nachvollziehbare Argumente für einen Parteiwechsel nach Ende der Wahlperiode. Sie aber nehmen ein Mandat, das Sie vom Wähler für die CDU bekommen haben, mit in eine konkurrierende Partei. Meinen Sie nicht, dass dafür etwas gravierendere Gründe vorliegen müssten?

Ich habe tatsächlich überlegt: Warte ich mit meinem Schritt bis zur nächsten Wahlperiode und übe mein Mandat weiter für die CDU aus? Aber wenn man sich schon für etwas anderes entschieden hat, wäre es unaufrichtig, so lange zu warten.

Unaufrichtig finden Ihre früheren Parteifreunde die bisher von Ihnen gelieferten Begründungen für den Wechsel. Bei der CDU vermutet man eher, dass Sie sich bei der FDP höhere Chancen auf einen Wiedereinzug in die Bürgerschaft ausrechnen.

Ich kann verstehen, dass in meiner früheren Fraktion nun einige enttäuscht sind. Aber ich möchte darauf hinweisen, dass ich bei der Wahl 2015 über Personenstimmen ins Parlament eingezogen bin. Ich sehe nicht, warum mir das 2019 nicht erneut hätte gelingen sollen. Ich bin auch nicht auf Gedeih und Verderb auf ein Mandat in der Bürgerschaft angewiesen. Ich bin Unternehmensberaterin und habe insofern auch eine fantastische berufliche Alternative zur Politik.

In der CDU herrschte nach der Nominierung von Carsten Meyer-Heder als Bürgermeisterkandidat zuletzt Aufbruchstimmung. Der haben Sie jetzt einen Dämpfer versetzt.

Das glaube ich nicht. Ich erlebe die CDU in einer Morgenstimmung und in großer Hoffnung, mit Carsten Meyer-Heder an der Spitze die politischen Verhältnisse 2019 in Bremen verändern zu können. Daran ändert sich durch meinen Übertritt nichts.

Haben Sie sich mit der FDP-Führung schon über Ihre künftigen Schwerpunkte in der Parlamentsarbeit abgestimmt?

Ich würde mich gern verstärkt um die Arbeitsmarktpolitik und um Frauenthemen kümmern. Gern auch etwas stärker als bisher um die Bildung.

Die Fragen stellte Jürgen Theiner.

Zur Person:

Birgit Bergmann ist zu Wochenbeginn aus der CDU-Bürgerschaftsfraktion ausgetreten. Sie will ihr Mandat nun bei den Liberalen ausüben. Die 54-jährige Wirtschaftspsychologin ist verheiratet und hat drei Kinder.

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