Das Tierheim in Bremen ist voll. Aber nicht, weil so viele Tiere, die zu Weihnachten angeschafft wurden wieder abgegeben wurden. Sondern weil durch das Ende der Corona-Lockdowns viele Tiere, die als Pandemiebegleiter im Homeoffice angeschafft wurden, jetzt nicht mehr in den Alltag der Menschen passen. "Viele haben nicht richtig überlegt, als sie sich in Corona-Zeiten ein Tier angeschafft haben", sagt die Pressesprecherin des Bremer Tierschutzvereins, Gaby Schwab. "Das Tierheim ist voll, seit der Lockdown vorbei ist." Das führe dazu, dass momentan keine Aufnahmen von Privatleuten mehr möglich seien.
Zusätzlich beobachtet Schwab in der letzten Zeit ein anderes Phänomen: "Wir bekommen neuerdings öfter Tiere aus Sicherstellungen des Veterinäramtes." Das sei in Corona-Zeiten mehr geworden. Aus dem Gesundheitsressort, unter dessen Zuständigkeit auch der Tierschutz fällt, heißt es, dass es laut Veterinäramt eine Zunahme von illegal eingeführten und in diesem Zuge sichergestellten Tiere gebe. Der Grund für die Sicherstellung sei der fehlende Impfschutz der Tiere. Im vergangenen Jahr habe man etwa 30 Hunde sichergestellt, erklärt Amtstierärztin Diana Scheffter.
Tollwutimpfung ist Pflicht
"Hunde, die aus dem Ausland nach Deutschland kommen, brauchen eine Tollwutimpfung", sagt die Bremer Amtstierärztin Diana Scheffter. Diese Impfung bekämen die Tiere frühestens nach zwölf Wochen, danach brauche es noch eine Karenzzeit von drei Wochen, sodass ein Tier aus dem EU-Ausland frühestens nach 15 Wochen nach Deutschland gebracht werden kann. Mit der ersten Impfung sollte das Tier auch gechipt werden. Tiere aus Nicht-EU-Ländern dürften erst nach 21 Wochen nach Deutschland eingeführt werden, weil oft der Seuchenstatus dieser Ländern unklar sei und deshalb erst eine Blutuntersuchung auf Tollwut-Antikörper durchgeführt werden müsse. "Ohne den blauen Impfausweis darf kein Hund nach Deutschland oder in die EU", sagt Scheffter.
Gerade was diese Anforderungen angeht, sieht sie seit Corona ein Problem. "Viele Leute holen einen Hund hierher, der die Anforderungen nicht erfüllt." Als Konsequenz landeten diese Tiere, bei denen es sich in vielen Fällen um Welpen handelt, nach Kontrollen in Isolation im Tierheim. Das habe teilweise dramatische Folgen für die Familien, weil man sich auf das Tier gefreut habe. Aber auch finanziell hat eine Isolation Konsequenzen. "Man zahlt die Kosten für jeden Tag, den das Tier im Tierheim in Isolation ist. Und das kann mitunter sehr lange sein", betont Scheffter. Die Zeit im Tierheim habe auch Folgen für das Tier. "Der Hund ist in der wichtigen Sozialisationsphase weggesperrt."
Sicherstellung und Unterbringung ist aufwendig
Die Sicherstellung und Unterbringung der Tiere sei mit enorm viel Arbeit verbunden, erklärt die Amtstierärztin. "Die Mitarbeiter sind damit beschäftigt, dass der Verwaltungsvorgang rechtssicher ist." Da das Tierheim in Bremen voll sei, versuche man auf Bremerhaven oder Tierheime in der Umgebung auszuweichen, die aber auch sehr voll seien. "Die Hunde aus dem Ausland legen die Quarantänestationen lahm", sagt Scheffter. Nach der Isolation hätte man ein Auge darauf, dass die Tiere wieder zurück zu den Haltern kommen. "Manche Leute vergessen, dass ihre Tiere im Tierheim sind. Oder sie machen es sich einfach und lassen sie dort, weil die Anfangsbegeisterung verflogen ist", erzählt Scheffter.
Sie rät, auf die Papiere und den Chip zu achten. "Wenn es um ausländische Papiere geht, sollte man hellhörig werden und im Zweifelsfall bei uns nachfragen", sagt sie. Selbst das Vorhandensein von Muttertieren sei kein Garant dafür, dass es sich bei den Welpen nicht um Auslandshunde handele. Oft würden die Tiere und die Welpen leihweise nach Deutschland gebracht. Wenn alle Welpen verkauft seien, gingen sie wieder ins Ausland, wo sie wieder gedeckt würden.