Ein Oktober zum Vergessen, und der November auch voll daneben. Krass, wie schlecht das Wetter ist. Wer das für ein subjektives Empfinden hält, sollte beim Deutschen Wetterdienst nachschauen. "In Bremen gehörte an 27 Tagen der Regenschirm zum Begleiter", heißt es dort in der Oktoberbilanz. Die Niederschlagsausbeute sei erheblich gewesen: "Bis zum Monatsende fielen 155 Liter pro Quadratmeter – deutlich mehr als das Doppelte der zu erwartenden Menge." Die Sonne lugte nur knapp 65 Stunden hervor. "Bremen", so die Behörde, "war beim Sonnenschein ganz hinten im Ranking der Bundesländer."
Doch wo Schatten, da auch Licht: Das Grundwasser hat nach den Tiefstständen im vergangenen Jahr teilweise deutlich zugelegt. "Positiv ist, dass die ,Dürrejahre' nach den vorliegenden Daten wieder ausgeglichen zu sein scheinen", teilt die Bremer Umweltbehörde auf Nachfrage mit.
Bremer Abwasserentsorger verzeichnet bereits 13 Starkregenereignisse
"Alle reden vom Wetter. Wir nicht", warb die Bundesbahn früher einmal. Stimmt, die Bahn hatte recht: Das Wetter, egal wie es sich gerade gebärdet, ist in aller Munde – eine der großen, rar gewordenen Gemeinsamkeiten der Menschen, die alle in gleicher Weise den Unbilden der Witterung ausgesetzt sind – der Kälte, Hitze und Trockenheit, dem Wind und Regen und demnächst wohl auch dem Frost und Schnee. Wenn's im Einzelnen extrem wird, ein Orkan tobt, die Böden austrocknen oder Bäche vom Himmel stürzen, bietet das jede Menge Gesprächsstoff.
"Wir hatten bisher 13 Starkregenereignisse in diesem Jahr, doppelt so viele wie sonst", berichtet Hansewasser, der Bremer Abwasserentsorger. In zwei Nächten im Juni sei es besonders heftig gewesen. Das eine Mal mit extremem Dauerregen über sechs Stunden und 70 Litern pro Quadratmeter – zehn Liter mehr als sonst durchschnittlich in einem Monat herunterkommt. "Statistisch gesehen ein Jahrhundertereignis", stellt Hansewasser fest. Betroffen gewesen seien vor allem der Bremer Westen und Teile der Neustadt.
Regelmäßig laufen dann die Keller voll. Das ist ärgerlich und teuer, aber was tun? Hansewasser hilft, bietet Beratung an. "Wir hatten in diesem Jahr bereits weit mehr als 500 Anfragen, die wir kontinuierlich abarbeiten", sagt Unternehmenssprecher Oliver Ladeur. In Bremen könne man sich als Hauseigentümer bei Starkregen gegen Oberflächenwasser und hohe Wasserstände im Kanal gut schützen. Die Gleichung ”Starkregen und überflutete Tunnel gleich Überschwemmung im Keller“ sei nicht richtig, denn von einem vollen Kanal gehe eigentlich keine Gefahr aus. "Allerdings nur dann nicht, wenn alle Räumlichkeiten auf privatem Grund, die unterhalb der Straßenoberkante oder Rückstauebene liegen, ordnungsgemäß gesichert sind", betont Ladeur. Auffällig sei in diesem Jahr die massive Zunahme von Grundwasser, das durch die Bodenplatte drückt. Dies gelte vor allem in den Stadtteilen mit alter Bausubstanz.
Die Umweltbehörde betreibt nach eigenen Angaben rund 180 Messstellen, um das Grundwasserniveau zu erfassen, etwa 70 davon funktionieren mit Datenfernübertragung. "Wir erhalten also täglich neue Informationen von den Stationen", berichtet Ressortsprecherin Ramona Schlee. Im Prinzip könne man sagen, dass die Grundwasserstände in Bremen während des Jahres stark schwanken, ein Meter Unterschied sei keine Seltenheit: "Es ist ein sehr dynamisches System mit großer Abhängigkeit von Art, Dauer und Intensität der Niederschläge in Zusammenhang mit der Temperatur und den Wasserstandsverläufen der großen Gewässer." Wenn Regen falle, viel davon, wirke sich das unterschiedlich stark auf das Grundwasser aus. In manchen Stadtteilen sickere es schneller durch, zum Beispiel in Findorff, Schwachhausen, Horn und Borgfeld, in anderen dauere es länger. "In Horn ist der Grundwasserstand in den vergangenen Tagen um etwa 25 Zentimeter gestiegen", sagt Schlee.
Die Behörde hat sich ein paar Messstationen herausgegriffen, um die Entwicklung zu verdeutlichen. Demnach sind im Vergleich zum vergangenen Jahr die Grundwasserstände in Findorff, Schwachhausen und Horn rund 30 Zentimeter höher, in Borgfeld einen halben Meter und in Huchting 80 Zentimeter. Etwas moderater (20 bis 60 Zentimeter) fallen die Steigerungen aus, wenn man ihnen die Stände vor zehn Jahren gegenüberstellt. "Aktuelle Untersuchungen prognostizieren für Bremen mindestens ein stagnierendes Grundwasserniveau", erklärt die Behördensprecherin mit Blick auf die kommenden Jahre.