Die Hitzejahre haben Spuren hinterlassen. Nicht nur der Wald, die Pflanzenwelt und die Landwirtschaft leiden. Auch die Trinkwasserversorgung steht vor Herausforderungen. Nach Dürrejahren und anhaltender Trockenheit drohen die Wasserreserven an einigen Orten in Deutschland knapp zu werden. In den vergangenen beiden Sommern rief die Netzbetreiberin SWB in Bremen die Haushalte auf, mit Wasser sparsamer umzugehen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) drängt nun auf eine Wasserstrategie für die Hansestadt. Auf Bundesebene will das Umweltministerium mit einem nationalen Plan, der im Juli vorgestellt wurde, eine Wasserversorgung für die Zukunft sicherstellen.
Wie hoch ist der Verbrauch in Bremen?
Der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch an Trinkwasser in der Stadt beträgt nach Angaben der SWB aktuell 120 Liter. Zwei Liter mehr waren es laut Statistischem Landesamt im Jahr 2016. Damit liegt Bremen unter dem Bundesdurchschnitt, der 2018 pro Kopf 127 Liter betrug. In einem Infoblatt des BUND wird der Verbrauch im Haushalt durch die SWB auf etwa 118 Liter pro Tag und Person im Bundesland angegeben.
Warum wird das Trinkwasser knapp?
Von 2014 bis 2016 ist der Verbrauch von 30,8 Millionen Kubikmetern pro Jahr in der Stadt Bremen auf 31,9 gestiegen. Das lag nicht an erhöhtem Bedarf der Haushalte, sondern am Bevölkerungswachstum. Laut einer Prognose der SWB wird der Verbrauch künftig auf 37,5 Millionen Kubikmeter pro Jahr steigen. Der Grund: Durch voraussichtlich rund 20.000 zusätzliche Einwohner bis 2030 wird sich ein Mehrbedarf von rund 850.000 Kubikmetern pro Jahr ergeben. "Die zukünftigen Bedarfe sind zum Teil nicht gedeckt und die Trinkwasserförderung im Landkreis Verden sorgt vor Ort seit Jahrzehnten für massive ökologische und Infrastrukturschäden", sagt Katharina Müller vom BUND. Trockene Sommer und wenig Niederschlag haben zudem negative Auswirkungen auf die Wasserverfügbarkeit.
Wo kommt Bremens Trinkwasser her?
Zu rund 85 Prozent stammt das Trinkwasser der Stadt Bremen aus Grundwasserquellen im niedersächsischen Umland. Der Großteil – rund 14,5 Milliarden Liter Wasser – strömt jährlich von den Harzwasserwerken (HWW) in Ristedt bei Syke nach Bremen. Bislang kamen circa 9,7 Milliarden Liter Wasser von der zweitgrößten Quelle, vom Wasserwerk Panzenberg in Verden, in die Hansestadt. Der Trinkwasserverband Verden und die SWB haben zu Jahresbeginn eine Vereinbarung getroffen, nach der Bremen seit Januar eine Million Kubikmeter Trinkwasser weniger erhält. Hinzu fließt Wasser des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbandes (OOWV) aus Wildeshausen sowie aus dem Wasserwerk Blumenthal der SWB in Bremen-Nord. 15 Prozent des gesamten Bedarfs werden in Blumenthal und Vegesack gewonnen.
Wie kann Wasser gespart werden?
"Wir sind nicht nur im Sommer dazu angehalten, Wasser zu sparen", sagt Müller. Wichtig sei es, Grau- und Regenwasser zu substituieren – also aufzubereiten und weitere Alternativen zu suchen und zu prüfen. Der Trinkwasserverbrauch könne durch zahlreiche Maßnahmen deutlich reduziert werden. Zum Beispiel mithilfe von Sparperlatoren (Durchflussbegrenzer) verringere man die Menge am Wasserhahn. Das größte Einsparpotenzial bestehe bei der Toilettenspülung sowie beim Duschen und Baden. Eine weitere Möglichkeit sei die mehrmalige Nutzung des Wassers, die sogenannte Grauwassernutzung. Dabei wird das beim Händewaschen und Duschen anfallende Wasser für die Toilettenspülung verwendet. Auch in Zukunft werde es Appelle geben, sparsam mit der Ressource Wasser umzugehen, was beispielsweise die Gartenbewässerung oder das Befüllen von Pools angehe, heißt es aus der Behörde.
Wie kann Grau- und Regenwasser genutzt werden?
In Bremen fördert der Senat seit Jahren die Nutzung von Regenwasser mit Programmen. Bei Grauwasser handelt es sich um leicht verschmutztes häusliches Abwasser, das separat erfasst und aufbereitet, hausintern für die Toilettenspülung und Waschmaschine wiederverwendet werden kann. Damit könne man etwa 30 bis 40 Prozent an Trinkwasser einsparen, heißt es aus der Umweltbehörde. Die Grauwassernutzung lasse sich gut in Mehrfamilienhäusern und neuen Wohnquartieren kostensparend etablieren.
Wann gibt es eine Bremer Wasserstrategie?
Ein Prozess, an dem der Versorger SWB beteiligt ist, ist laut der Umweltbehörde gestartet worden. Bis zum Frühjahr 2023 soll ein Konzept vorliegen, das Versorgungssicherheit bis ins Jahr 2050 garantiert. Derzeit werde an den Bedarfsprognosen und der Bilanzierung verfügbarer Wassermengen gearbeitet. Im Sommer 2022 soll die Umweltdeputation über den Zwischenstand und mögliche Förderprogramme informiert werden.