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Neuauflage des Tauffestes Weshalb sich Menschen mit Weser-Wasser taufen lassen

Wenn heute über Kirche geredet wird, dann meistens über Kirchenaustritte. Welche Kraft Kirche haben kann, zeigen die Tauffeste, die am Wochenende mit dem Motto "Ein Segen für's Leben" gefeiert werden.
24.06.2023, 05:00 Uhr
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Weshalb sich Menschen mit Weser-Wasser taufen lassen
Von Sigrid Schuer

Für Julia Schilling, ihre Tochter Lucie und die gesamte Familie ist der heutige Sonnabend ein großer Tag und ein großes Fest. Denn die Elfjährige wird um elf Uhr vor der Rablinghauser Kirche am Deich getauft. Das Ereignis ist Teil einer Neuauflage der Tauffeste nach dem Motto "Ein Segen fürs Leben" am Sonnabend, 24. und Sonntag, 25. Juni. Eine Taufe sei immer ihr Wunsch gewesen, sagt Lucie. Doch unter anderem die Corona-Pandemie habe für eine Verzögerung gesorgt, fügt ihre Mutter hinzu. Beide lieben die Kirche in Rablinghausen. Weshalb sie dem Gotteshaus in besonderer Weise verbunden sind, begründet Julia Schilling mit der Familien-Tradition: "Meine Eltern sind hier getraut worden, ich selbst wurde in der Kirche konfirmiert und wie mein Sohn Niklas auch getauft", sagt die Rablinghauserin.

Lucie selbst habe sich ihre Taufpatinnen ausgesucht, eine ist die beste Freundin ihrer Tante und kein Kirchenmitglied. "Sie hat einen privaten Taufbrief mit Bilderrahmen angefertigt und eine besondere Taufkerze gestaltet", erzählt Julia Schilling. Cool findet Lucie nicht nur, dass es im Anschluss an den Gottesdienst Eis und Kuchen zur Feier des Tages gibt. Cool findet sie besonders das neue Format, das sich die Bremische Evangelische Kirche (BEK) im vergangenen Sommer hat einfallen lassen: Nach der Premiere 2022 wird auch jetzt wieder unter freiem Himmel getauft. Das finde sie besonders für Kinder schön, sagt Lucie Schilling, dann müssten sie nicht die ganze Zeit über stillsitzen, wie in der Kirche. Das Besondere an dem Tauffest: An acht Orten in ganz Bremen ist es sogar möglich, sich mit Weser-Wasser taufen zu lassen.

Was bedeutet das Fest den Täuflingen?

Wenn in letzter Zeit über Kirche geredet wird, dann meistens über Kirchenaustritte und die daraus resultierenden, fehlenden Einnahmen. Für Julia Schilling und ihre Kinder ist die Kirche dagegen ein fester Anker, ein Ort der Gemeinschaft, an dem man sich nicht allein fühle, gerade in Zeiten wie diesen, in denen sich ganz allgemein die Krisen häuften. Das bedeute ihr viel, sagt sie. Kraft, Trost und Zuversicht habe sie auch in persönlichen Krisensituationen aus dem Glauben geschöpft, fügt sie hinzu. Das Urvertrauen auf Gott habe sie auch an ihre Kinder weitergegeben. Sie geht sogar noch ein Stück weiter: Tiefgläubige Menschen empfinde sie oft als "reflektierter", da der Glaube an Gott ihnen Angst und Unruhe nehmen könne.

Weshalb wird getauft?

Die Begründung, die sich auf der Homepage der Bremischen Evangelischen Kirche findet, kann Schilling gut nachvollziehen: Mit dem Segen solle den Menschen, die getauft werden, Glück und Schutz, Trost und Hoffnung Gottes vermittelt werden. Denn: "Alles, was wir haben und kaufen können, können wir auch wieder verlieren: Geld, Beziehung, Gesundheit und Frieden. Den Segen aber, das Geschenk von Gottes Liebe, kann uns niemand nehmen", heißt es da.

Wie viele Menschen lassen sich taufen?

158 Täuflinge haben sich zu den acht Tauffesten in ganz Bremen angemeldet. "Die Gottesdienste und anschließenden Feiern finden unter freiem Himmel statt. Rund 1.400 Gäste werden insgesamt an den acht Taufstellen erwartet. Alle Orte sind, soweit möglich, barrierefrei erreichbar", sagt Sabine Hatscher, Pressesprecherin der BEK. Es solle ein fröhliches, buntes Familienfest werden, wie schon im vergangenen Jahr.

Wo wird getauft?

Die Taufe mit Weser-Wasser scheint begehrt zu sein, allein am Café Sand werden 43 junge Bremerinnen und Bremer im Alter von drei Monaten bis 13 Jahren sowie drei Erwachsene mit Weserwasser getauft. Der Taufgottesdienst wird mit Livemusik auf der Bühne der mobilen Kirche begleitet. Beim anschließenden Kaffeetrinken gibt es Butterkuchen, Kaffee und Limonade. Die Initiatoren erwarten circa 500 Gäste am Strand, wo Stühle aufgebaut werden. Als Erinnerung an das Tauffest gibt es für jeden Täufling eine Taufkerze und eine altersgerechte Bibelausgabe. Ab 11 Uhr können sich die Familien am Pavillon anmelden und erfahren, an welcher der sieben Stationen im Wasser oder am Strand ihr Kind getauft wird. Noch eine weitere Taufe mit Weser-Wasser wird am Weserwehr veranstaltet, es spielt der Posaunenchor. Getauft wird aber auch, musikalisch untermalt, am Weseruferpark Rablinghausen und am Achterdieksee. In Bremen-Nord findet das Weser-Tauffest im Vegesacker Stadtgarten statt. Im Bremer Westen wird im Anschluss an einen Freiluft-Gottesdienst auf der Überseewiese getauft. Ebenso in Sebaldsbrück und im Bremer Süden, so wird auf dem Kirchplatz des Matthias-Claudius-Mehrgenerationenhauses interkulturell gemeinsam gefeiert.

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