Bei der Sanierung der insolventen Convivo-Gruppe steht die Suche nach neuen Betreibern für die betroffenen Pflegeeinrichtungen und Wohnanlagen im Fokus. "Es gibt ein großes Interesse möglicher Investoren", bestätigen die Insolvenzverwalter Malte Köster aus Bremen sowie Christoph Morgen aus Hamburg. Die Rechtsanwälte schließen dabei auch die gesamte Übernahme der Bremer Unternehmensgruppe mit ihren rund 100 Einrichtungen bundesweit durch einen neuen Eigentümer nicht aus.
Verhandelt werde parallel aber auch über mehrere kleinere Lösungen, die jeweils einzelne oder eine kleine Gruppe von Standorten betrifft. In allen Varianten wird Convivo als eigenständiges Unternehmen allerdings verschwinden, auch wenn der Name unter Umständen übernommen wird.
"Wir sind zum jetzigen Zeitpunkt sehr optimistisch, für die übergroße Mehrzahl der Häuser einen Weiterbetrieb über den 31. März hinaus hinzubekommen", sagt Morgen. Bis dahin seien Betrieb und Gehälter der Mitarbeiter durch das Insolvenzgeld gesichert. "Wir sind ganz froh, dass es gelungen ist, bereits sämtliche Januar-Gehälter für die rund 5000 bundesweit betroffenen Beschäftigten auszuzahlen", sagt Köster. Das sei angesichts der kleinteiligen Struktur der Unternehmensgruppe nicht selbstverständlich.
Aktuell befinden sich 58 Einzelunternehmen der Gruppe sowie die Holding als Dachgesellschaft in einem Insolvenzverfahren. Für nahezu jedes Pflegeheim sowie die unter dem Namen Convivo-Parks betriebenen Standorte für sogenanntes Servicewohnen mit ambulanten Pflegeangeboten existiert eine eigenständige Betreibergesellschaft, fast immer in Form einer GmbH. Die Holding ist dann jeweils der zumeist einzige Gesellschafter.
Warum zahlreiche dieser Betreibergesellschaften bislang kein Insolvenzverfahren beantragt haben, entzieht sich der Kenntnis der Insolvenzverwalter. "Das interessiert uns auch nicht. Das ist Entscheidung und Verpflichtung der jeweiligen Geschäftsführung", sagt Köster. In Bremen haben derzeit zum Beispiel das Haus am Dobben sowie die Seniorenresidenz Sonnenbogen keine Insolvenz beantragt, wohl aber alle anderen Bremer Standorte und Anbieter der Unternehmensgruppe.
Optimistisch geben sich die Insolvenzverwalter inzwischen bei der Frage, ob sie die von der Insolvenz betroffenen Mitarbeiter bei der Stange halten können. Weil Pflegekräfte überall gesucht sind, haben Köster und Morgen anfangs vor allem das Risiko gesehen, dass sich zahlreiche Mitarbeiter noch vor Abschluss der Insolvenzverfahren neu orientieren, was jedwede Sanierung erschwert hätte. "Wir haben aber jetzt alle Häuser besucht und dabei eine große Verbundenheit zu den jeweiligen Standorten und Teams erlebt", sagt Köster. Eine große Kündigungswelle sei daher bislang ausgeblieben. Das gelte ebenso für die betroffenen Bewohner, die weiterhin gut versorgt werden könnten.
Ob die von Convivo angeführten Gründe für die Insolvenz tatsächlich ausschlaggebend waren, können die Insolvenzverwalter zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Das Unternehmen hatte vor allem eine stark reduzierte Auslastung der Einrichtungen geltend gemacht. Im Schnitt habe man zuletzt nur rund 70 Prozent der Pflegeplätze belegen können, verursacht durch Fachkräftemangel und einen hohen Krankenstand. Dazu kamen gestiegene Kosten für den Energieverbrauch und die Verpflegung.
Möglicherweise hat aber auch der zuletzt rasante Wachstumskurs des Unternehmens zu der Schieflage geführt, weil die damit verbundenen Investitionen am Ende nicht mehr zu stemmen waren. Kurz vor der Insolvenz hatte Convivo noch bei der Bremer Sozialsenatorin um Hilfe gebeten und mit der Bremer Aufbaubank über weitere Kredite verhandelt.
Doch die Ursachenforschung steht derzeit zurück. "Für uns hatte zunächst Priorität, den Weiterbetrieb sicherzustellen und neue Betreiber zu finden", sagt Köster. Denn eine Sanierung ohne Investor sei wenig aussichtsreich. Fast alle Convivo-Gesellschaften sind reine Betreiber der Einrichtungen ohne große Vermögenswerte, die jeweiligen Immobilien sind nahezu überall angemietet. Die Vermieter stellen darum auch die größte Gläubigergruppe in den Insolvenzverfahren.
Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) hat in der Sitzung der Sozialdeputation am Donnerstag regelmäßige wöchentliche Gespräche mit den Insolvenzverwaltern bestätigt, um bei Fragen und Problemen mit den Bremer Einrichtungen schnell helfen zu können. "Das Szenario der erneuten Schließung eines Pflegeheimes wollen wir vermeiden und sind da auch optimistisch", sagte Stahmann.
Ebenso habe sie angeboten, die Sozialministerien der anderen betroffenen Bundesländer über den Fortgang der Insolvenzverfahren auf dem Laufenden zu halten. Aus ihrer Sicht müsse auch diskutiert werden, ob von Bundesseite Instrumente wie etwa Auffangfonds geschaffen werden sollten, um Insolvenzen von Pflegeanbietern abzufedern. Die Risiken verblieben in letzter Konsequenz sonst bei den Kommunen.