Es wird kein Parkhaus unter dem Wall geben. Angedacht war, mittels der Parkmöglichkeit den Kern der Altstadt vom Autoverkehr zu entlasten. Eine Machbarkeitsstudie hat diese Idee nun scheitern lassen.
Es gibt eine große Koalition in Bremen, sie reicht über alle Parteien hinweg und verfolgt das eine Ziel: Autos raus aus dem innersten Kern der Stadt. Parkhäuser abreißen oder umnutzen, um mehr Platz für Geschäfte und Wohnen zu schaffen. Ein Schritt dahin, hatte man vage gehofft, könnte der Bau einer Tiefgarage unter dem Wall sein.
Doch dieser Traum ist geplatzt, nachdem am Dienstag das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie präsentiert wurde. „Technisch möglich“, heißt es darin, sonst aber wird das Projekt von den Gutachtern als illusorisch betrachtet: Keine Chance, unter keinen Umständen. Ein so klares Ergebnis, dass sich weitere Diskussionen übers Parken unterm Wall erübrigen.
Ein Mann, der die Idee hatte, oder besser: sie wieder aufleben ließ: Wolfgang Bayer, Hauptgeschäftsführer beim Bauindustrieverband Niedersachsen-Bremen. Vor gut einem Jahr hatte der 64-jährige Jurist bei der nordwestdeutschen Immobiliennacht im Park-Hotel einen Vortrag gehalten, der Titel: Parkhaus unter dem Wall.
Die These, so Bayer wörtlich: „Grundstücke in Citylagen sind zu wertvoll geworden, um darauf Parkhäuser zu bewirtschaften.“ Die Flächen sollten besser für eine größere Fußgängerzone und neue Rundläufe genutzt werden.
Zack, das saß. Das Publikum war elektrisiert. „Ich habe selten so viele Reaktionen bekommen“, sagte Bayer damals. Die älteren Zuhörer werden freilich ein Deja-vu erlebt haben: Da war doch was, das kennen wir doch? Ja, da war was, Pläne von vor 50 Jahren, als ein Verkehrswissenschaftler vorschlug, unter dem Stadtgraben in den Wallanlagen eine Tiefgarage zu bauen.
„Gleich einer großen Schlange sollte sie sich in zwei Untergeschossen mit je 700 Plätzen zwischen Herdentor und Bischofstor unterhalb des Grabens erstrecken“, wird in dem Buch „Bremen und seine Bauten“ an den Plan erinnert. Geradezu tollkühn, wie die Garage angebunden werden sollte: „Ein unterirdischer Rollsteig von der Garage zum Marktplatz sorgt für eine besondere weltstädtische Note.“
Unterstützer des Projekts
Das eine hat so wenig geklappt wie das andere. Wolfgang Bayer, als Lobbyist in der Stadt bestens vernetzt, fand zwar Mitstreiter und mehr als nur ideelle Unterstützung. Er konnte die Behörden überzeugen, das Bau- und das Wirtschaftsressort. Er holte mit der Bremer Landesbank und der Sparkasse die Banken dazu.
Es halfen die Aufbaugemeinschaft Bremen, der ADAC, der Bundesverband freier Wohnungsunternehmen, die Brepark, die City-Initiative. Sie alle gaben Geld, sodass mit 83.000 Euro ein Gutachten finanziert werden konnte. Aber das war's eben auch.
Die Experten kamen immerhin so schnell und eindeutig zu ihrem Urteil, dass man sich einen Teil der Kosten sparen und die Arbeit der Gutachter abbrechen konnte. Außerdem gibt es jetzt Gewissheit. Das Thema ist durch. Vielleicht in 50 Jahren wieder.
Nicht erledigt hat sich das Ziel, Autos und Parkplätze im innersten Kern der Stadt auf ein Mindestmaß zu beschränken. Mit einer autofreien City hat das zunächst nichts zu tun, dann wäre es womöglich nur eine Forderung der Grünen. Die große Koalition in Bremen, zu der in diesem Fall auch die Handelskammer gehört, will das Parken in der Innenstadt anders organisieren.
Es muss eine schnelle Lösung gefunden werden
Die CDU hat es am Dienstag als Reaktion auf das Ergebnis der Machbarkeitsstudie so formuliert: „Der rot-grüne Senat ist gefordert, schnell umsetzbare Lösungen zu finden, um die zentrale Innenstadt durch neue Parkplätze am Rand des Kerns zu entlasten“, erklärte CDU-Chef Jörg Kastendiek.
Dies sei eine der Voraussetzungen, um die gesamte Innenstadt konzeptionell neu aufzustellen, statt durch Einzelmaßnahmen die Flickschusterei fortzusetzen. Konkret schlägt die CDU vor, das Parkhaus Mitte aufzugeben und Ersatz zum Beispiel in den oberen Etagen des Lloydhofs zu schaffen. Doch braucht es diesen Ersatz überhaupt?
Vom grün-geführten Bauressort kommt der Hinweis, dass die Menschen noch stärker als bisher auf den ÖPNV umsteigen sollten. Parkhäuser weg, heißt das, und dauerhaft auf die Stellplätze verzichten. Als Streichkandidaten nennt die Behörde die Garage am Katharinenklosterhof. „Wir haben in der City ohnehin zu viele Parkplätze“, sagt Ressortsprecher Jens Tittmann.
Spätestens an diesem Punkt, wenn Parkraum unterm Strich weniger wird, bricht die große Koalition entzwei. Dann sind es wieder zwei Lager: Eines fürs Auto, das andere mehr oder weniger dagegen.