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Brut- und Setzzeit Wie man Wild und Vögel vor Haustieren schützt

Jäger und Ordnungsdienst haben während der Brut- und Setzzeit ein Auge auf Vierbeiner und ihre Halterinnen und Halter.
18.04.2022, 16:30 Uhr
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Wie man Wild und Vögel vor Haustieren schützt
Von Justus Randt

„Ich könnte jeden Tag legal zehn Hunde abschießen.“ Das hat Heinz Pyka, Jägermeister der niedersächsischen Landeshauptstadt, kürzlich der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" gesagt – und hinzugefügt: „Aber das mache ich nicht.“ Hunde könnten schließlich nichts für Halter, die die Brut- und Setzzeit nicht kümmere. Die Möglichkeit, wildernde Hunde und auch Katzen zu erschießen, habe durchaus ihren Sinn: Im vergangenen Jahr hatte es Pyka in Hannovers Leinemasch mit fünf von Hunden zu Tode gehetzten und zerfleischten Rehen zu tun. In diesem Jahr bereits mit einem. „Die zerreißen die Rehe bei lebendigem Leib.“ In Bremen liegt ein solcher Fall bereits Jahre zurück, erinnert sich Stadtjägermeister Harro Tempelmann. "Das war in Oberneuland, die Halterin musste das teuer bezahlen.“

Vor allem in Oberneuland und Burglesum begegnet Tempelmann immer wieder „Hardcore-Hundeleuten, wie es sie in anderen Städten ja auch gibt“. Von ihnen hört er immer das Gleiche: Der ist lieb, mein Hund ist gut erzogen, der läuft nicht weg. Häufig seien Gassigänger in Gruppen mit ihren frei laufenden Hunden unterwegs: „Da muss man sich dann oft auf dumme Sprüche einstellen“, sagt der 75-Jährige, der auch schon die Polizei gerufen hat. „Die ist aber meist zu spät gekommen. Was richtig hilft, ist der städtische Ordnungsdienst. Wenn der bei dem Ersten 55 Euro Bußgeld kassiert hat, funktioniert es auch bei den anderen mit der Hundeleine.“

Das Innenressort weist stets zu Beginn der Brut- und Setzzeit – in Bremen vom 15. März bis zum 15. Juli – auf die Anleinpflicht hin. Die gilt „insbesondere auf Äckern, Wiesen, Feldwegen, in größeren Baumbeständen sowie auf Deichen außerhalb des bebauten Stadtgebietes“, wie beispielsweise in der Hemelinger Marsch. Ganzjährig müssen Hunde in Fußgängerzonen an die Leine – und in Park-, Garten- und Grünanlagen wie dem Bürgerpark, den Wallanlagen oder am Osterdeich. Gleichfalls gilt die ganzjährige Regelung „in vielen Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten, etwa Hollerland, Blockland-Burgdammer Wiesen, Werderland und Borgfelder Wümmewiesen“.

Anders als in Niedersachsen gelte in Bremen „ein kontinuierlicher Leinenzwang, weil Bremen praktisch flächendeckend unter Naturschutz steht“, sagt Tempelmann mit Blick auf Flora-Fauna-Habitat-Gebiete, Vogel- und Landschaftsschutzbereiche, die die Europäische Union schon vor Jahren gefordert habe. „Niedersachsen ist damit ziemlich im Hintertreffen.“ Hunde dürften in Bremen folglich grundsätzlich nur dort frei laufen, wo es ausdrücklich erlaubt werde: derzeit auf den Freilaufflächen am Carl-Goerdeler-Park in der Vahr und in den Neustadtswallanlagen.

In den Hegegemeinschaften der Jägerschaft sei besprochen: „Hunde werden nicht geschossen." Die Halter seien meistens in der Nähe. "Da hat man viel zu viel Ärger. Da geht es um die Frage: War der Hund noch im Einwirkungsbereich des Halters oder hat er schon gewildert?“, beschreibt der Stadtjägermeister die juristische Gemengelage, in der schwer Beweise zu führen seien. Die Regeln für Hundebesitzerinnen und -besitzer sind festgeschrieben im Gesetz über das Halten von Hunden, im Ortsgesetz über die öffentliche Ordnung und im Feldordnungsgesetz.

Nicht nur Rehe und ihre Kitze, auch Bodenbrüter sind gefährdet. Werden die Elternvögel aufgeschreckt, können ihre Gelege auskühlen – was den Tod der Brut bedeutet. Auch wenn die Vögel geschlüpft sind, lauern Gefahren: Laut Naturschutzbund Nabu fallen den Katzen in Deutschland jährlich bis zu 200 Millionen Singvögel zum Opfer. Das Glöckchen am Katzenhalsband helfe jungen Vögeln, die noch nicht fliegen können, da nur wenig. Aus Sicht des Nabu wäre es im Sinne der Wildtiere am besten, „Katzen sogar ganzjährig im Hause zu halten“. Katzen, die weniger als 200 Meter von der Wohnbebauung entfernt unterwegs sind – in Niedersachsen 300 Meter – könnten erschossen werden, sagt Stadtjägermeister Harro Tempelmann. Was in der dicht besiedelten Stadt gefährlich wäre – oder unmöglich.

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