Ab Sonntag ist das Kapitel Außengastronomie auf dem Marktplatz für dieses Jahr beendet. Dann beginnt der Aufbau des kleinen Freimarktes. Die Gastronomen in Bremens guter Stube müssen Tische, Stühle und Schirme einpacken. Aus ihrer Sicht haben sie bei der Interessenabwägung innerhalb des Wirtschaftsressorts gegenüber den Schaustellern den Kürzeren gezogen. „Richtig ist natürlich, dass wir den Vorjahren ebenfalls deswegen den Platz räumen mussten, aber da hatten wir auch nicht solche Durststrecken hinter uns“, sagt Vanessa Staats von Becks am Markt. Nachdem wegen Corona bereits das gesamte sehr sonnige Frühjahr für den Betrieb komplett ausgefallen ist, hatte sie auf etwas Verlängerung der Draußensaison in diesem Herbst gehofft.
„Der Oktober ist für uns noch ein guter Monat“, bestätigt auch Bernard Timphus vom Raths-Café. Er sieht sich noch ärger getroffen, denn wegen seiner Lage an der Ecke zum Schütting konnte er in den Vorjahren die Außengastronomie noch in reduziertem Umfang fortsetzen. Das ist dieses Jahr nun auch nicht mehr möglich. Dabei hat er noch eigens in Heizstrahler investiert, um die Saison zu verlängern. „Ich trage mich darum jetzt mit den Gedanken, das Café bis auf Weiteres ganz zu schließen.“ Ohne Außengastronomie rechne sich das Geschäft kaum noch. Auf weniger als fünf Prozent des Umsatzes beziffert er aktuell die Einnahmen im Innenbereich.

Bernard Timphus hatte noch in Heizstrahler investiert, um eigentlich die Saison verlängern zu können.
So sieht es auch John Engelbert, der seit 25 Jahren im Restaurant John Benton arbeitet und dort als Barchef fungiert. „Gerade in diesem Jahr ist die Außengastronomie noch wichtiger für den Umsatz geworden.“ Nicht nur an den sehr warmen Tagen habe es innerhalb des Lokals kaum Gäste gegeben. „Die Leute möchten lieber draußen sitzen und nehmen dafür auch eine kühlere Witterung in Kauf.“ Heizstrahler und Decken sollten auch hier die Sommersaison verlängern. Nun fürchtet er erneut Kurzarbeit für sich und die anderen Angestellten.

John Engelbert fürchtet erneut Kurzarbeit für sich und die anderen Angestellten.
Finanzielle Sorgen
Das Ende der Saison wird auch durch die großen Schirme beschleunigt. Für einen halbwegs sinnvollen Betrieb der Heizstrahler sind sie unerlässlich, um die Wärme länger zu halten. Aber sie können wegen ihrer Dimensionen nicht einfach auf- und abgebaut werden. Eine Firma aus Hamburg stellt die Schirme im Frühjahr auf und lagert sie nach Bedarf über den Winter ein. „Wenn wir jetzt am Sonntag abbauen müssen, ist darum die Saison beendet“, sagt Staas.
Sie macht sich wie ihre Kollegen daher Sorgen um das kommende Jahr. Die Monate Januar und Februar seien gewöhnlich die umsatzschwächsten Zeiten. Umso wichtiger seien darum die Einnahmen aus Frühjahr und Sommer. Sie bildeten das Polster für den Jahresanfang. „Jeder zusätzliche Tag mit gutem und trockenen Wetter ist für uns bares Geld.“ Die Becks-Wirtin ärgert besonders, dass im Vorfeld alle Versuche der Gastronomen gescheitert sind, ihr Anliegen überhaupt in einen Entscheidungsprozess einzubringen. „Erst fühlte sich niemand im Wirtschaftsressort für unsere Interessen zuständig. Als wir dann nach wochenlangen Versuchen, überhaupt ein Gespräch zu führen, sehr kurzfristig einen Termin bekamen, wurden wir im Grunde vor vollendete Tatsachen gestellt“, sagt Staas.

Vanessa Staat sorgt sich auch um die kommende Zeit - besonders die umsatzschwächsten Monate wie Januar und Februar.
Kai Stührenberg zeigt als Sprecher des Wirtschaftsressorts großes Verständnis für die Interessen der Gastronomen, verweist aber auf die mindestens gleichwertigen Interessen der Schausteller. „Wegen Corona müssen wir den kleinen Freimarkt wie auch den anstehenden Weihnachtsmarkt großräumiger anlegen als in den Vorjahren.“ Um den Gastronomen weiterhin eine Außenbestuhlung zu gewähren, hätte man die Märkte komplett ausfallen lassen müssen. „Das kann aber auch nicht die Lösung sein“, sagt Stührenberg. Er verweist außerdem darauf, dass die Einschränkung der Außengastronomie am Marktplatz wegen anderer Veranstaltungen grundsätzlich durch Verordnung geregelt sei, auch wenn die Gastronomen für die Nutzung im ganzen Jahr Gebühren zahlen. „Wenn das in den Vorjahren anders möglich war, hat es sich um tolerierte Ausnahmen gehandelt.“
Für Timphus ist der Platzmangel aber kein Argument. „Man könnte diese Veranstaltungen doch in der gesamten Innenstadt verteilen. Dann hätte man auch den so oft gewünschten Rundlauf der Besucher.“