Wie sehr ich im ständigen Dienst der Leserschaft die Namensgebung dieser Kolumne bis ins Unterbewusste hinein verinnerlicht habe, lässt sich an folgendem Umstand ablesen: Wenn ich in letzter Zeit nachts zwischendurch aufwache und auf das Display des Weckers blinzele, dann leuchten mir immer wieder die Ziffern 04:21 entgegen. Klingt komisch, ist aber so.
Als es Anfang der Woche um einundzwanzig Minuten nach vier mal wieder so weit war, ging ich in Gedanken schon mal durch, welche Nettigkeiten ich Ihnen für diesen Sonnabend ans Herz legen könnte. Schließlich wird am 17. Februar der Tag der spontanen Nettigkeiten gefeiert. Das zwar in Neuseeland und den USA, doch wenn es um das Loblied der Höflichkeit geht, sollte es der Anstand gebieten, sich dem weltweit anzuschließen. Doch dann kam am Mittwoch Markus Söder.
Nun ist mir trotz meiner norddeutschen Verweigerungshaltung gegenüber karnevalistischer Brauchtumspflege klar, dass die Reden beim Politischen Aschermittwoch jede Form von Nettigkeiten ausschließen. Doch dass der bayerische Ministerpräsident in seinem Rundumschlag anregte, auf der Suche nach öffentlichen Einsparpotenzialen neben dem Saarland auch noch das Bundesland Bremen abzuschaffen – also bitte! Über das Saarland ließe sich meinetwegen reden. Aber darüber hinaus hört die Diskussionsbereitschaft ja wohl ganz schnell auf.
Zumal der Söder Markus offenbar keine Vorstellung von der Leistungsfähigkeit unseres Gemeinwesens hat. Die läuft einem andauernd über den Weg, und sei es in den kleinen Meldungen, die Tag für Tag in unserer geschätzten Qualitätszeitung erscheinen. Gerade diese Woche, als es um ein vom Senat geplantes Fütterungsverbot für Tauben in der Innenstadt ging, bin ich an diesem Satz hängen geblieben: „Im Dezember war auf dem Parkhaus am Brill nach drei Jahren Planungs- und Bauzeit das erste sogenannte Taubenhotel in der City eingeweiht worden.“ Heidewitzka, nur drei Jahre! Für ein Taubenhotel auf einem Gebäude der städtischen Brepark. Damit lässt sich doch mal für Bremen in die Bütt gehen, oder?
Noch atemberaubender erscheint das beim Taubenhotel vorgelegte Tempo, wenn man bedenkt, dass etwa die Verlängerung der Straßenbahnlinie 8 ins südliche Bremer Umland nun schon zwei Jahrzehnte ein Thema, aber trotz angefangener Buddelei in Huchting noch immer weit von der Vollendung entfernt ist. So warten sie in Stuhr und Weyhe nach wie vor, dass – da wären wir wieder im Karnevalsthema – de Zoch kütt. Nämlich ein Zug der BSAG.
Aber womöglich gibt es zumindest Stuhr ja gar nicht, als eine Art Bielefeld des 0421-Lands. Denn auch das erfuhren aufmerksame Meldungsleser: Jüngst ist eines der Stuhrer Ortseingangsschilder – samt Pfahl! – entwendet worden. Da Ersatz dauert, wurde eine Behelfstafel mit der Aufschrift „Ortschaft“ aufgestellt, auf dass Autofahrer sich nicht tempoversündigen. Die Anonymisierung Stuhrs währte indes auch nur kurz, das Ersatzschild wurde inzwischen ebenfalls gestohlen. Und das ist: echt nicht nett.
Tagebucheintrag: Am Sonntag bin ich bei einer Veranstaltung im Stuhrer Rathaus. Das gibt es ja gar nicht? Doch!