Die 34 Hektar des Grohner Jacobs-Campus sind ein wunderbarer Ort. Man trifft dort auf eine quirlige, friedliche internationale Gemeinschaft junger Leute. Forschung und Lehre haben ein anerkannt hohes Niveau, die ganze Einrichtung ist eine Bereicherung für Bremen-Nord und die gesamte Stadt. Deshalb fällt es auch so schwer, ein paar unbequeme Wahrheiten auszusprechen, die in der Summe ein dickes Fragezeichen hinter den Fortbestand der Privathochschule setzen, zumindest in ihrer bisherigen Form.
Die Jacobs-Uni hat zentrale Versprechen, die sich mit ihrer Gründung verbanden, nicht gehalten. Als sie Ende der Neunzigerjahre in Grohn angesiedelt wurde, war sie nicht zuletzt ein Wirtschaftsförderungsprojekt. Die alten Industrien des Bremer Nordens lagen darnieder. Mit der Ansiedlung einer forschungsintensiven Privathochschule verband sich die Hoffnung, durch Technologietransfer zukunftsträchtige Arbeitsplätze in die Region zu holen. In einem sogenannten Science Park neben dem Uni-Gelände sollten diese Start-up-Firmen aufgepäppelt werden. Was ist aus diesem Projekt geworden? Gar nichts. Sofern die öffentlichen Zuschüsse von damals dem Wirtschaftsstandort Bremen-Nord galten, sind sie verbrannt.
Die Jacobs-Uni hat aber auch einen Defekt in ihrer DNA. Die Vorstellung, man könne eine Privathochschule nach US-Vorbild zu einem nennenswerten Wert aus Stiftungserträgen finanzieren, hat sich auch anderswo in Deutschland nicht bewahrheitet, besonders aber in Bremen-Nord. Die Jacobs University ist seit Jahren chronisch klamm, weil ihr eine tragende Säule des urspünglichen Finanzierungskonzepts fehlt. Das Land Bremen musste immer wieder Millionenzuschüsse gewähren, obwohl seine eigenen öffentlichen Hochschulen selbst nicht üppig ausgestattet sind.
Gescheitertes Geschäftsmodell
Nun geht also der Hauptgesellschafter und Namensgeber, die Jacobs Foundation, von Bord. Wenn aber die Milliardärsfamilie Jacobs, deren Geld in der Stiftung schlummert, keinen Ehrgeiz mehr für die Grohner Privathochschule aufbringt, dann sollte auch Bremen sich nicht bemühen, das gescheiterte Geschäftsmodell irgendwie zu retten. Es muss jetzt darum gehen, den akademischen Standort Bremen-Nord abzusichern, nicht die Jacobs-Uni als Eliteschmiede. Anders gesagt: Die Politik sollte die Option prüfen, die bisher private Bildungsstätte mittelfristig in das staatliche Hochschulwesen zu überführen.
Eine öffentliche Campus-Uni, in der die Studenten direkt auf dem Uni-Gelände wohnen und lernen, gibt es in der Hansestadt noch nicht, sie wäre aber bestimmt eine attraktive Ergänzung der bremischen Hochschullandschaft. Auch das internationale Profil, das die Jacobs-Uni ausgezeichnet hat, kann gern so bleiben. Es gilt jetzt, die Chancen für eine solche Lösung fachlich auszuloten und politisch zu debattieren. Das kann spannend werden.