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Verkehrskontrolle in Bremen Polizei stoppt telefonierende Fahrer

Mehr als ein Dutzend Autofahrerinnen und Autofahrer sind am Donnerstagmorgen innerhalb von zwei Stunden am Rembertiring von der Polizei gestoppt worden, weil sie verbotenerweise telefoniert haben.
01.07.2021, 14:31 Uhr
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Polizei stoppt telefonierende Fahrer
Von Justus Randt

Schnell weggucken und so tun, als wäre nichts gewesen, ist keine Lösung. Wer am Donnerstagmorgen aus Richtung Hochstraße mit dem Auto den Rembertiring erreicht und die Polizeifahrzeuge gesehen hatte, war längst vom Vorposten wahrgenommen und gemeldet worden: als Telefonierer, als Navi-Bediener oder Tablet-Nutzer. Etwa fünf Stunden lang haben rund 20 Einsatzkräfte den Auftakt einer einwöchigen Kampagne zur Aufklärung über Ablenkung im Straßenverkehr begleitet. Allein in den ersten zwei Stunden winkten die Polizisten alle zehn Minuten ein Auto heraus – mindestens.

Zu den Ersten, die an diesem Tag gestoppt werden, zählt eine Hebamme, die versichert, im Einsatz zu sein. "Wir haben das geglaubt", sagt Polizeisprecherin Ina Werner. "Da ist natürlich auch Fingerspitzengefühl gefragt." Eine kurze Belehrung gibt es trotzdem. "Die Kampagne hat die Bekämpfung der Hauptunfallursachen zum Ziel. Die Ablenkung durch Handys und andere elektronische Geräte im Auto spielt da neben Geschwindigkeitsverstößen und zu geringem Abstand eine große Rolle", sagt Gerrit Becker, Abteilungsleiter Verkehr bei der Polizei. Zu den weiteren Handlungsfeldern zählt er Pedelecs und Scooter, die "mehr und mehr Raum einnehmen".

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Währenddessen haben seine Kollegen schon die nächsten Kandidaten aus dem dichten Verkehr herausgefischt. Lieferwagenfahrer, die offenbar neue Order von ihren Disponenten übers Telefon bekommen haben – oder mit Smartphones in der Hand durch die Stadt navigieren. Ob Kleinwagen- oder SUV-Fahrer, alle sind vertreten. Keine Ausrede scheint unmöglich: "Ich habe nichts gemacht, ich habe nur draufgeschaut", zähle zu den häufigsten Versuchen, ungeschoren davonzukommen, sagt Gerrit Becker.

Wer beim Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung erwischt wird, zahlt 100 Euro und bekommt einen Punkt in der Verkehrssünderkartei. Werden andere Verkehrsteilnehmer gefährdet, sind 150 Euro fällig, kommt es zum Unfall, sind es 200 Euro. Plus Verwaltungsgebühr. "Da geht es dann auch um Fahrverbote", sagt Gerrit Becker. Vielen sei nicht bewusst, dass das Handyverbot auch für Radfahrerinnen und -fahrer gilt, die durchaus häufig auffielen. Sie werden mit 55 bis 100 Euro zur Kasse gebeten.

Am Rembertiring spielen Radfahrer mit Handy an diesem Donnerstag keine Rolle. Auch E-Scooter sind ein ganz eigenes Thema. Die Elektrokleinstfahrzeuge können 20 Kilometer pro Stunde als Höchstgeschwindigkeit erreichen und gelten als Kraftfahrzeuge. "Der Klassiker ist, dass darauf verbotenerweise zu zweit gefahren wird", weiß der Abteilungsleiter Verkehr. Und Rollertouren unter Alkoholeinfluss seien "sehr relevant für Fahranfänger", die ihren Führerschein erst auf Probe haben.

Doch auch reifere Herrschaften und Routiniers sind nicht vor Fehlern gefeit, wie die Verkehrskontrolle zeigt. "Der psychologische Ansatz ist der gleiche wie bei kleinen Kindern: gleich einschreiten und ahnden", sagt Gerrit Becker. Unterdessen stoppt neben ihm ein schwarzer Kleintransporter, dessen Fahrer die Kelle gesehen hat. "Die meisten fühlen sich ertappt und haben ein schlechtes Gewissen." Wie weit es mit der Einsicht wirklich her ist, kann auch der Polizist nur raten. "Sie wissen um ihre Fehler", lautet seine diplomatische Antwort.

Der Fahrer des schwarzen Transporters findet es "schon okay“, dass er rausgewinkt worden ist, weil er während der Fahrt telefoniert hat. „Die machen ja auch nur ihre Arbeit.“ Als ihm der Beamte etwas später seine Fahrzeugpapiere überreicht und ihm klar wird, dass nun das Bußgeldverfahren eröffnet ist, nimmt der Bauunternehmer es nicht mehr ganz so locker, bleibt aber gefasst: „100 Euro und ein Punkt – das ist echt happig. Ich wusste nicht, dass das angehoben wurde.“

Zwischenzeitlich ist die abgesperrte Spur gut belegt – unter anderem vom Lastwagen einer Gehwegreinigung. Der Fahrer muss warten, bis er an der Reihe ist. Zunächst wird die Fahrerin eines schwarzen SUV belehrt. Sie ist auf dem Weg zur Arbeit und will zuvor den Junior im Kindergarten abliefern. Heute kommen beide zu spät. Wie umfangreich die Kontrolle ausfällt, "ist eine Frage der Menschenkenntnis", sagt einer der Polizisten später. Die Fahrerin der SUV muss in den Tiefen des Kofferraums nach Verbandskasten und Warndreieck suchen. Erfolgreich immerhin. Sonst wäre es noch teurer für sie geworden. So recht nachvollziehen kann sie das Ganze nicht: "Ich wusste nicht, dass in an einer roten Ampel nicht telefonieren darf."

Der junge Mann, der in Turnschuhen neben seiner Limousine steht, macht keinen Hehl daraus, telefoniert zu haben. Während der Fahrt auf dem Smartphone zu schreiben, sei aber "noch schlimmer", meint er. "Ich achte darauf, dass ich das nicht mache." Erwischt ist erwischt. Und doch irgendwie knapp vorbei. Genau genommen rund fünf Kilometer. "Ich bin auf dem Weg zur Zulassungsstelle, um mein neues Auto anzumelden – das hat eine Freisprecheinrichtung."

Zur Sache

Zwei Haftbefehle

"Tipp, tipp, tot" - mit dieser Plakatkampagne versuchen Bundesverkehrsministerium und Deutscher Verkehrssicherheitsrat seit ein paar Jahren an Autobahnen für die Gefahren zu sensibilisieren, die von Mobilfunk- und anderen elektronischen Geräten im Auto ausgehen, weil sie Fahrerinnen und Fahrer ablenken. "Bremen, bleib aufmerksam!" ist eine neue Kampagne der Bremer Polizei betitelt. Die entsprechenden, an der Bremer Uni und in Zusammenarbeit mit einer Agentur gestalteten Plakate sind während der einwöchigen Aufmerksamkeitsaktion am Rembertiring zu sehen. Insgesamt wurden am Donnerstag 45 Handyverstöße, ein Gurt- und ein Rotlichtverstoß sowie in einem Fall mangelnde Ladungssicherung geahndet. Zudem  vollstreckte die Polizei zwei Haftbefehle.

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