Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Punkte in Flensburg 77.500 Bremer haben Punkte in Flensburg

Anfang des Jahres waren 77.500 Bremer Autofahrer in der Flensburger Verkehrssünder-Datei aufgeführt. Prozentual gesehen ist das in Deutschland der Spitzenwert.
23.06.2021, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
77.500 Bremer haben Punkte in Flensburg
Von Stefan Lakeband

In keinem anderen Bundesland ist die Zahl der Verkehrssünder prozentual gesehen so hoch wie in Bremen. Das geht aus einer aktuellen Auswertung eines Internet-Vergleichsportals hervor. Demnach hatten zum Zeitpunkt der Erhebung 7,2 Prozent aller Bremer Autofahrer, die eine Kfz-Versicherung abgeschlossen haben, einen Eintrag im Flensburger Fahreignungsregister, der Bundesschnitt liegt bei 6,2 Prozent.

Für die Analyse hat das Portal Check24 nach eigenen Angaben bundesweit mehr als eine Millionen Anträge für Kfz-Versicherungen untersucht und ausgewertet, ob Antragssteller Punkte in Flensburg angegeben haben. Dabei fiel auf: Auch im Rest des Nordens ist die Zahl der Verkehrssünder größer als im Süden oder im Osten der Republik.

Mit Niedersachsen (6,7 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern landen zwei weitere norddeutsche Länder weit vorne. Auf Platz zwei rangiert allerdings Nordrhein-Westfalen mit 6,9 Prozent. In Hamburg haben 6,5 Prozent der Fahrer einen Eintrag im Fahreignungsregister des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA). Die wenigsten Punkte haben laut Vergleichsportal Berliner (4,9 Prozent).

Insgesamt sind etwa elf Millionen Menschen im Fahreignungsregister der Flensburger Behörde eingetragen. Anfang dieses Jahres waren es 77.500 Bremerinnen und Bremer – wovon mit 57.000 ein Großteil der Verkehrssünder männlich war. Zu diesen Verkehrssündern zählen diejenigen, die von der Check24-Auswertung erfasst wurden, aber auch solche Fahrer, die keine Kfz-Versicherung haben, weil sie beispielsweise kein eigenes Auto besitzen.

Generell gilt: Autofahrer dürfen maximal sieben Punkte in der Flensburger Kartei sammeln. Wir dieser Stand überschritten, zieht die Behörde den Führerschein ein. Nach festgelegten Fristen verfallen die angesammeltem Punkte wieder. Hier kommt es aber auf die Art des Verstoßes an.

Lesen Sie auch

Mit welchen Verstößen die Autofahrer zu ihren Einträgen gelangt sind, geht aus der Auswertung nicht hervor. Dabei sei das eine spannende Frage, sagt Nils Linge, Sprecher des ADAC Weser-Ems. Er kann nur vermuten, womit Bremens Spitzenposition zusammenhängt. „Wir sind ein kleines Bundesland und haben viele Pendler“, sagt er. Und je mehr man fahre, desto höher sei die Wahrscheinlichkeit, dass man eine Verkehrsregel breche und dabei erwischt werde.

Wie ein anderer Vergleich des Portals zeigt, ist die Fahrleistung der Bremer jedoch unterdurchschnittlich – oder anders gesagt: In anderen Bundesländern werden mehr Kilometer gefahren. So kommen Autofahrer aus Mecklenburg-Vorpommern im Jahr durchschnittlich auf etwa 12.800 Kilometer, während es in Bremen rund 11.000 sind und damit 350 Kilometer weniger als im Bundesschnitt.

Ob und wie viele Punkte Autofahrer im Flensburger Register haben, ist eine Frage des Fahrverhaltens. Aus einem Bericht des Kraftfahrtbundesamtes geht hervor, dass 2018 etwa 42 Prozent der Bremer Fahrschüler durch die praktische Führerscheinprüfung gefallen sind. Im Vergleich der Länder liegt die Hansestadt zusammen mit Hamburg auf dem Spitzenplatz. Nach Angaben der Flensburger Behörde liegt der Bundesdurchschnitt bei 29,4 Prozent. Besonders gut hinterm Steuer sind der Statistik zufolge Fahrschüler aus Hessen, dort liegt die Durchfallquote bei 24,6 Prozent. Niedersachsen rangiert mit 29 Prozent knapp unter dem Bundesschnitt. 2012 fielen in Bremen rund 35 Prozent aller Fahrschüler durch die praktische Prüfung.

Lesen Sie auch

Woran das liegt? Michael Schallhorn, zweiter Vorsitzender des Bremer Fahrlehrerverbandes, vermutet, es könnte auch damit zusammenhängen, dass in den vergangenen Jahren vergleichsweise viele Menschen aus anderen Ländern – teils als Geflüchtete – nach Bremen gekommen sind. Einige nähmen es mit den Verkehrsregeln nicht so genau, so seine Beobachtung. Schallhorn gibt Aufbauseminare, zu denen Fahranfänger verpflichtet werden, die in der Probezeit einen Punkt bekommen. Hier lebe häufig die Hälfte der Teilnehmer erst seit wenigen Jahren in Deutschland, schildert er.

Künftig müssen sich Autofahrer auf neue Bußgelder bei Verstößen einstellen. Darauf hatten sich die Verkehrsminister und -senatoren der 16 Bundesländer im Frühjahr geeinigt. Wer bei einem Stau etwa keine Rettungsgasse bildet oder diese selbst nutzt, muss mit einem Bußgeld zwischen 200 und 320 Euro sowie einem Monat Fahrverbot rechnen. Autofahrer, die ihr Fahrzeug im allgemeinen Halte- oder Parkverbot abstellen, können bald ein Knöllchen von bis zu 55 Euro statt wie bisher bis zu 15 Euro bekommen. Auch wer schneller als erlaubt unterwegs ist, muss künftig mehr bezahlen. Wann die Regelungen in Kraft treten, ist auch aufgrund technischer Fragen noch nicht ganz klar. Am 17. September soll sich der Bundesrat mit dem Thema befassen.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)