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200 Jahre Bremer Kunstverein Eine äußerst erfolgreiche deutsche Sonderform

Am 14. November feiert der Kunstverein seinen 200. Geburtstag. Warum Bremen seither immer wieder durch mutige Streiter für die Kunst aufgefallen ist, erklärt Christoph Grunenberg in seinem Gastkommentar.
11.11.2023, 05:00 Uhr
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Von Christoph Grunenberg

Am 14. November 2023 jährt sich der 200. Gründungstag des Kunstvereins in Bremen. Der Kunstverein gehört zu den ersten, die Anfang des 19. Jahrhunderts in Deutschland gegründet wurden. Sie sind eine äußerst erfolgreiche deutsche Sonderform, die zu der einmalig reichen föderalen Kulturlandschaft in unserem Land beiträgt.

Vierunddreißig Bremer Bürger und Kunstfreunde taten sich 1823 zusammen um, wie es damals hieß, „den Sinn für das Schöne zu verbreiten und auszubilden“. Die Gründung war Teil der emanzipatorischen Bestrebungen des Bürgertums im Zuge der Aufklärung, mit dem Ziel, eine neue Form der Öffentlichkeit zu schaffen, die sich in zahlreichen wissenschaftlichen und kulturellen Gesellschaften und Vereinen manifestierte.

Das gemeinsame Betrachten von und Diskutieren über Kunst sowie die Organisation von Ausstellungen konstituierten ein neues Modell des öffentlichen Diskurses und der gesellschaftlichen Repräsentation der involvierten Senatoren, Kaufleute und Reeder. Aus dem kleinen Zirkel wurde schnell eine erfolgreiche Bürgerinitiative mit Hunderten von Mitgliedern.

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Dabei war Bremen keineswegs prädestiniert, an der Speerspitze einer kulturellen Revolution zu kämpfen. Geprägt vom reformierten Glauben stand es den bildenden Künsten eher kritisch gegenüber – es gab keine Akademie und nur wenige praktizierende Künstler oder Künstlerinnen. Aber es war auch ein Künstler, Friedrich Adolph Dreyer, der bereits ab 1817 die Gründung eines Kunstvereins mit Leidenschaft vorantrieb. Immer wieder können wir in Bremen diese Dynamik einer distanzierten Haltung beobachten, die einen erstaunlich fruchtbaren Boden für mutige Streiter für die Kunst bietet. So zum Beispiel auch 150 Jahre später bei der Gründung des Förderkreises für Gegenwartskunst im Jahr 1971, einer der ersten seiner Art in ganz Deutschland.

Das Jubiläum des Kunstvereins feiert eine Bremer Institution, wie sie vielleicht nur in dieser Stadt hat entstehen und über zwei Jahrhunderte gedeihen können. Noch immer ein privater Verein, getragen von seinen mehr als 10.000 Mitgliedern, steht er bis heute für bürgerschaftliches Engagement, großzügiges Mäzenatentum und engagierte Auseinandersetzung mit historischer und zeitgenössischer Kunst. So gelten für alle Mitglieder und Unterstützer die Worte, die der Sammler und Mäzen Alfred Walter Heymel 1911 an den ersten Direktor der Kunsthalle Gustav Pauli schrieb: „Dein Bremen, Dein Museum, Deine Kunst“.

Zur Person

Christoph Grunenberg

wurde 1962 in Frankfurt am Main geboren. Er studierte Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Englische Literatur in Mainz, Berlin und London. Seit 2011 ist er Direktor der Kunsthalle Bremen, zuvor hat er die Tate Liverpool geleitet.

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