Frau Voelzke, Sie spielen ab Freitag in "Alice im Wunderland" bei den Jungen Akteuren am Theater Bremen. Was bleibt von Lewis Carrolls Geschichte in Ihrem Stück erhalten?
Rosa Voelzke: Wir hangeln uns quasi am Original entlang. Wir haben in die Inszenierung von Roland Schimmelpfennig aber unseren eigenen Touch mit reingebracht und die ganze Geschichte neu interpretiert, Sachen weggelassen, Sachen hinzugefügt. Alice kommt in eine Welt voller Gestalten.
Auf was für Gestalten trifft Alice?
Skurrile Gestalten. Wir haben auch die Raupe, den Märzhasen und die Grinsekatze inszeniert – aber in einer eigenen Version. Sie werden teilweise von mehreren Leuten gespielt, genau wie Alice. Wie in der Geschichte kommt sie sehr plötzlich in dieses neue Szenario herein. Zusammen mit der Musik und den Kostümen wirken die Figuren um sie herum so bizarr, dass Alice dagegen recht normal, wenn auch ein wenig verwirrt, wirkt. Sie macht verschiedene Emotionen durch und muss sich in diesem fremden Setting erst einmal zurechtfinden.
Gibt es auch einen verrückten Hutmacher und eine Herzkönigin?
Ja, die haben wir auch mit inszeniert. Aber es sind keine klaren Kostüme. Wenn man die Story kennt, wird man zwar herausfinden, wer welche Gestalt ist, aber wir haben die Figuren nicht typisch nachgestellt, sondern mit eigener Fantasie neue Figuren erschaffen.
Sie sagen, es gibt nicht nur eine Alice. Wie muss man sich das vorstellen?
Wir wechseln szenenweise. Insgesamt sind wie vier Alices. Aber keine Sorge, durch das Spielverhalten wird relativ klar, welche Person auf der Bühne gerade Alice ist.
Was hat Ihnen bei der Arbeit am Stück am meisten Spaß gemacht?
Generell macht mir beim Jungen Theater die Arbeit im Ensemble am meisten Spaß. Die Zusammenarbeit mit neuen Menschen, mit denen man sich sonst wahrscheinlich nie angefreundet hätte, weil man keine Berührungspunkte hat. Es ist immer wieder schön, zu sehen, wie einen eine Leidenschaft verbindet. Und auch die Kostüme von Imke Paulick sind ein Highlight für mich.
Warum?
Sie sind aufwendig und farbenfroh. Imke Paulick ist einfach eine sehr kreative Person, die Kostüme sind unfassbar schön, aber sie sind nicht unbedingt typisch. Nur, weil man die Herzkönigin ist, muss man kein Kleid anhaben.
Wie wird die Bühne aussehen?
Die Bühne ist ein Raum, der aussieht wie in einem Traum. Als würde man fliegen. Gleichzeitig ist er aber auch bedrückend und ein wenig überfordernd. Wir haben zum Beispiel mit verschiedenen Türen gearbeitet – dennoch kann man aus dem Raum teilweise nicht raus. Es ist also eine Art Wunschwelt, die gleichzeitig beängstigend ist, weil man aus ihr nicht mehr entkommt.
Warum passt die Geschichte gut in die heutige Zeit?
Fast jeder kennt die Geschichte, aber je länger man sich mit ihr beschäftigt, desto mehr Parallelen zu unserer Gesellschaft findet man. Es geht zum Beispiel darum, dass niemand Alice zuhört, dass ihre Meinung nicht ernst genommen wird. Es geht auch ums Erwachsenwerden und darum, dass man vielleicht lieber Kind bleiben möchte, es aber nicht kann. Das Stück behandelt Fragen, die viele junge Menschen auch im echten Leben beschäftigen. Es gibt sehr viel Identifikationspotenzial und ebenso viel Interpretationsspielraum.