Es gibt Songs, von denen kann man nicht genug bekommen. Andere will man nie wieder hören. In der Serie "An/Aus" verraten Bremer Schauspieler, welche Hits sie lieben - und welche nicht.
Mit welchem Song verbinden Sie ein besonderes Erlebnis?
Karin Enzler: „Mirando“ von Ratatat, einer Indietronic-Band aus New York, hat mich komplett weggepustet. Ich fand mich unerwartet in einem Konzert wieder und musste daraufhin alle meine Vorstellungen von Band und Musik umstellen. Da standen zwei dünne, langhaarige Männer in dunkler Kleidung mit ihren Gitarren und Bässen auf einer wenig oder nur blitzezuckend beleuchteten Bühne und haben jeden Schlüssel in mir gedreht: Power, Wucht, Gewalt sowie Sehnsucht, Melodie und pure Freude wurden in mir freigesetzt, Gitarrenklänge wie Teppichfäden miteinander verwoben, liefen durcheinander, einzeln oder zusammen. Das brach jede Schleuse von Vorstellung und Bewertung. Die zwei entfalten eine solche Wucht in diesem Stück. Das Besondere an diesem Erlebnis war also die Musik selber. Auch heute noch recken sich mir Gesicht, Brust und Arme gen Himmel und ich hebe ab.
Welchen Song schalten Sie sofort aus, wenn er läuft, und warum?
Hintergrundmusik. Ambientesounds. Konstruierte Atmosphären. Störgeräusche. Radiogesellschaft. Ich halte das ganz schwer aus, wenn Durchschnittsbeschallung die kostbare Stille verdrängt, nur halbaktivierte Hörerschaft verlangt und die Hoffnung zu verbreiten versucht, die Zuhörenden könne nun beruhigt glauben, „etwas“ wäre da! – Ist es nicht. Darum fällt es ja vielen gar nicht mehr auf!
Welchen Ohrwurm werden Sie nicht wieder los?
Eine meiner ersten CDs war "The Red Album" (Anm. d. Redaktion: Eigentlicher Albumtitel ist "1962 - 1966") von den Beatles. Das ist ja ziemlich vollgepackt mit Ohrwürmern. Meine Favoritin ist „Michelle“. Ich glaube, es liegt an dieser Grundspannung – ist es Sehnsucht? –, die das Lied nie enden und es immer wieder aufbäumen lässt. Wie die Brandung: repeat … repeat … repeat …