Ein großes knallgrünes Und-Zeichen steht vor der Kunsthalle, als wäre es gerade erst dem ebenso grünen Plakat der aktuellen Ausstellung entsprungen. Es ist das Verbindungsstück zwischen den beiden Künstlern, um die sich die neueste Ausstellung im Museum dreht, "Manet und Astruc. Künstlerfreunde", und wird sich sicher zu einem beliebten Selfie-Platz entwickeln.
Zehn Jahre Planung
Wenn man sich große Namen wie Édouard Manet (1832 bis 1883) ins Haus holen will, dann braucht das Vorlauf. Das macht Dorothee Hansen, Kuratorin von "Manet und Astruc", gleich zu Beginn ihres Rundgangs klar. Bereits 2011 habe man mit den Planungen begonnen, recherchiert und Leihgaben angefragt. Die Arbeit und die Geduld haben sich ausgezahlt: Die Ausstellung versammelt wertvolle Gemälde unter anderem aus dem New Yorker Metropolitan Museum of Art, der National Gallery of Art in Washington, dem Museum of Fine Arts in Boston oder dem Musée d'Orsay in Paris. Und nicht nur zahlreiche Arbeiten von Manet haben ihren Weg in die Kunsthalle gefunden, auch einige seiner bekannten Zeitgenossen – Henri Fantin-Latour, Claude Monet oder Pierre-Auguste Renoir – sind in der Schau vertreten.
Doch zwischen all diesen großen Namen, stellt das Museum einen Künstler in den Mittelpunkt, der es nie unter die Popstars der malenden Zunft geschafft hat: Zacharie Astruc (1833 bis 1907). Dieser war in den Kunstkreisen des damaligen Paris durchaus bekannt und gut vernetzt, machte allerdings vielmehr als Kunstkritiker von sich reden und war einer der ersten, der Manets Arbeiten verteidigte, als diese einst in die Kritik gerieten. Doch der von Kunsthallendirektor Christoph Grunenberg als "Universalgenie" bezeichnete Astruc war auch selbst Maler und Bildhauer, hat ein großes Konvolut an Werken erschaffen, das denen seiner Künstlerfreunde in nichts nachsteht. Nach Angaben der Kunsthalle ist es das erste Mal, dass seine Arbeiten in großem Umfang vorgestellt werden.
Im Mittelpunkt der mehr als 120 Exponate umfassenden Ausstellung steht allerdings ein Gemälde von Manet, das zu den bedeutendsten Werken in der Sammlung des Kunstvereins zählt: Das "Bildnis des Zacharie Astruc", ein Porträt, das Manet 1866 von seinem Freund anfertigte. Die Arbeit ist laut Hansen jedoch viel mehr als nur ein Porträt. Sie sei ein Freundschaftsbild, das eine Menge über das Verhältnis und die gemeinsamen Interessen von Manet und Astruc erzähle.
Spanien, Japan und mehr
Und genau diese Gemeinsamkeiten, wie zum Beispiel die Faszination der beiden Künstler für Spanien oder ihr Interesse an der japanischen Kultur und an japanischen Gestaltungsprinzipien, untersucht die Ausstellung in extra dafür eingerichteten Themenräumen, in denen immer wieder verblüffende Querverweise zwischen den Werken der zwei Künstler aufgezeigt werden. So ist es 1866 auch nicht das erste Mal gewesen, dass Manet seinen Freund Astruc gemalt hat: Auch in seiner vier Jahre zuvor entstandenen Arbeit "Musik im Tuileriengarten" ist er im Bild zu erkennen. Und auch später, 1870, wurde er in "Die Musikstunde" noch einmal Manets Modell.
Neben den Schwerpunkten Spanien und Japan stellt die Ausstellung unter anderem auch Blumenstillleben der zwei Künstler gegenüber und stellt Bildhauerarbeiten Astrucs vor, denen der Künstler sich ab Ende der 1860er-Jahre verstärkt widmete. An ihnen ist die Auseinandersetzung mit Manets Schaffen kaum zu übersehen. Besonders deutlich wird dies in einer Gegenüberstellung von Manets Ölgemälde "Mönch im Gebet" (1864/65) und Astrucs Marmorfigur "Der Mönch. Verzückung im Schlafzustand" (1893).
Und es war nicht nur Manet, der Astruc in seinen Arbeiten verewigt hat, es ging auch andersherum. 1881, zwei Jahre vor Manets frühem Tod, schuf Astruc eine – laut Hansen bis heute verschollene – Bronze seines Freundes. Eine Gipsvariante dieses späten Freundschaftsbeweises ist in der Kunsthalle zu sehen.

Die Kunsthalle macht Bezüge deutlich: Henri Fantin-Latours Gemälde "Ein Atelier in Batignolles" zeigt, wie Édouard Manet umringt von Künstlerkollegen das "Bildnis des Zacharie Astruc" anfertigt.
Schließlich bleibt ein weiterer Höhepunkt der Ausstellung zu erwähnen: Das großformatige Werk "Ein Atelier in Batignolles" (1870) von Henri Fantin-Latour, das noch einmal verdeutlicht, was man alles entdecken kann, wenn man nur genau hinsieht. Bei dem Bild handelt es sich um ein Gruppenporträt, auf dem sich einige fortschrittliche Künstler der damaligen Zeit um Manet versammeln, der vor einer Staffelei sitzt und malt. Neben ihm: Zacharie Astruc. Fantin-Latour hat also genau dem Moment mit seinem Werk ein Denkmal gesetzt, in dem Manet das Bildnis seines Freundes Astruc gemalt hat, das im Zentrum der Ausstellung steht. Dem Museum ist es auf faszinierende Art und Weise gelungen, all diese Bezüge zu verdeutlichen, Kreise zu schließen und so einen interessanten Künstler vorzustellen, der viel zu lange im Schatten seiner Zeitgenossen stand.