Nachdem eine Pinguin-Skulptur des Bremer Banksy Mohamed Smith im vergangenen Jahr in Köln vom Ordnungsamt beschlagnahmt wurde, ist es dem anonymen Künstler nun gelungen, die Arbeit nach Bremen zu holen: Am Freitagmorgen tauchte der große Bronze-Pinguinauf dem Bürgermeister-Koschnick-Platz in Gröpelingen, vor der "Mall of Späti", auf. Zuvor hatte Smith seine Instagram-Follower gefragt, ob diese Ideen hätten, wo er den Pinguin aufstellen könnte.
Er habe den Ort gewählt, weil es "fast keine Alternative gibt", so Smith. In Gröpelingen wohnten die meisten der Bremer Türkinnen und Türken, und der Platz sei jederzeit gut besucht. Der Hintergrund: Smith hat die Skulptur angefertigt, um an die Opfer der Gezi-Park-Proteste 2013 in Istanbul zu erinnern, wie er vor einigen Wochen auch im exklusiven Interview mit dem WESER-KURIER erklärt hatte. Der Pinguin steht auf einer Plattform, auf der sich ein QR-Code befindet. Wer ihn scannt, landet auf einer Seite, auf der die Namen derjenigen aufgelistet sind, die bei den Protesten ums Leben gekommen sind.
Smith, der zuerst 2020 durch die Skulptur eines Mannes mit Einkaufswagen in den Wallanlagen in Erscheinung getreten ist, hatte vor einigen Wochen zu einem Crowdfunding aufgerufen, um rund 3200 Euro zusammenzukriegen, die die Stadt Köln für Reparaturarbeiten an der Stelle am Rheinboulevard forderte, an der der Künstler seinen Pinguin ohne Genehmigung befestigt hatte. Ohne die Zahlung wollte die Stadt die Skulptur nicht freigeben. Durch den Spendenaufruf hat Smith das Geld zusammenbekommen und konnte den Pinguin nach eigenen Angaben zu Wochenbeginn in Köln abholen. "Der Pinguin musste noch mal kurz verarztet werden – die Leute in Köln waren doch etwas grob mit ihm", berichtet der Künstler.
Kulturbehörde zeigt sich wohlwollend
Mittlerweile ist auch die Bremer Kulturbehörde auf das Kunstwerk aufmerksam geworden. Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz zeigt sich wohlwollend: „Wir schätzen das künstlerische Engagement von Mohamed Smith sehr, der ja mit seinen Kunstaktionen und Interventionen immer auch zu gesellschaftspolitischen Fragen Stellung nimmt und zur Diskussion anregt", sagt sie. "Es freut uns, dass er immer wieder Objekte seiner Kunst auch im öffentlichen Raum Bremens platziert und damit neue kulturelle Impulse in unsere Stadt bringt." Dennoch gelte es nun zu prüfen, ob und in welcher Form das Kunstwerk bleiben kann. "In diesen Prozess sind natürlich auch weitere Beteiligte einzubeziehen wie das Amt für Straßen und Verkehr und die Verantwortlichen im Stadtteil Gröpelingen wie Ortsamt und Beirat“, sagt Emigholz.