Guido Gärtner, der geschäftsführende Intendant der Bremer Philharmoniker, gibt sein Amt vorzeitig auf. Mit dem Aufsichtsrat schloss er einen entsprechenden Aufhebungsvertrag. Laut einer Mitteilung des Kultursenators möchte sich Gärtner beruflich neu orientieren.
Gärtner hatte die Orchesterintendanz in Bremen erst vor gut einem Jahr, am 1. März 2024, angetreten. Zuvor war der gebürtige Münsteraner an der Bayerischen Staatsoper tätig gewesen. Der 45-Jährige, gelernter Geiger und Kulturmanager, war in München seit 2007 Mitglied in der Gruppe der zweiten Geigen im Bayerischen Staatsorchester. Seit 2012 organisierte er als Geschäftsführer der Konzert-GmbH des Münchner Orchesters dessen Tourneen und leitete seit 2020 auch das hauseigene Klassiklabel. Nach wie vor ist Gärtner auf der Homepage des Staatsorchesters als zweiter Geiger aufgeführt und hat seinen Wohnsitz in München.
In Bremen sollte Gärtner wieder Kontinuität in die Arbeit der Philharmoniker bringen. Nach dem überraschenden Rücktritt des langjährigen Intendanten Christian Kötter-Lixfeld im Herbst 2022 war Wolfgang Fink für eine Spielzeit als Interimsintendant eingesprungen. Gärtner sah sich früh mit einem Millionendefizit konfrontiert, das aber zu großen Teilen auf einem Rechenfehler beruhte: Wegen einer Umstellung in der Systemsoftware war die Erstattung von Tariferhöhungen bei den Personalkosten für drei Jahre nicht einberechnet worden (wir berichteten).
"Wirtschaftlich schwierige Situation"
Da die aktuell laufende Saison zum 200-jährigen Bestehen der Bremer Philharmoniker noch weitgehend von Wolfgang Fink geplant worden ist, konnte Gärtner dem Programm bislang keine eigene Handschrift geben. Eine "Playlist"-Reihe, in der Stargäste mit Bezug zu Bremen ihre Lieblingsmusik vorstellen sollten, kam nicht über eine Veranstaltung hinaus.
Staatsrätin Carmen Emigholz, die Vorsitzende des Aufsichtsrats, dankte Gärtner für seinen Einsatz. Er habe in Bremen "eine wirtschaftlich schwierige Situation vorgefunden, die er nicht zu verantworten hatte", sich aber schnell eingearbeitet. "Es ist schade, dass Herr Gärtner die von ihm geplanten und inspirierenden künstlerischen Vorstellungen aufgrund der sehr angespannten Haushaltslage nicht in vollem Umfang umsetzen kann." Gärtner betonte, es falle ihm nicht leicht, die Bremer Philharmoniker zu verlassen. Er wünsche dem Orchester alles Gute: "Ich hoffe, dass Bremen sich stets der Bedeutung dieses außerordentlichen Klangkörpers bewusst ist."