Das Focke-Museum, Bremens Haus für Kunst und Kulturgeschichte, ist im Oktober nach langer Abwesenheit in die Innenstadt zurückgekehrt – allerdings auf nur wenigen Quadratmetern hinter einem Schaufenster in der Lloyd-Passage. Da wäre deutlich mehr drin gewesen, und so kommt es nun offenbar auch am Hauptsitz des Landesmuseums in Schwachhausen. Die Ausbaupläne werden abgespeckt, weil vorne und hinten das Geld fehlt. Das Bürgerforum, für das vor zwei Jahren eigens ein Architekturwettbewerb ausgelobt worden war, bleibt vorerst Makulatur. Das hat am Dienstag die Kulturbehörde auf Anfrage bestätigt.
"Wie bei allen Bauprojekten sind die Kosten enorm gestiegen", erklärt Ressortsprecher Werner Wick. Die Planungen seien daraufhin noch einmal geprüft worden – mit dem Ergebnis, das Bürgerforum möglicherweise hinten anzustellen. "Das heißt noch nicht, dass es gar nicht kommt", betont Wick. Die Wahrscheinlichkeit ist aber groß, wie aus Quellen im Museum zu hören ist. Bei einer Dienstbesprechung soll ein Verzicht auf den Anbau bereits als beschlossene Sache dargestellt worden sein.
Klar sei, so der Behördensprecher, dass mit den Mitteln, die für die Neuaufstellung des Museums vorgesehen sind, nicht alles wie vorgesehen verwirklicht werden könne. Im vergangenen Juli hatte sich der Senat mit den Kosten beschäftigt und dabei zur Kenntnis nehmen müssen, dass der Ansatz von ursprünglich 10,2 Millionen Euro für das Gesamtprojekt nicht mehr zu halten ist. Schon damals war von einem Mehraufwand von mindestens fünf Millionen Euro ausgegangen worden. Doch woher nehmen? Diese Frage ist seitdem ungeklärt und mit den Monaten wohl noch drängender geworden, weil die Baupreise weiter steigen.
Der Bund, das steht jetzt fest, bleibt bei der Stange, auch wenn sich die Planungsgrundlage ändert. Er wird knapp 4,6 Millionen Euro Fördergeld auszahlen. "Wir hatten in der vorvergangenen Woche Besuch vom Bundesministerium für Kultur und Medien", berichtet Wick. Dabei sei signalisiert worden, dass das Geld auf jeden Fall fließe. Bis zum Sommer solle es eine neue Kostenaufstellung geben. Drei Millionen Euro verspricht sich das Museum aus privaten Spenden. Den Rest der Kosten muss es selbst aufbringen – eine Belastung für den Kulturhaushalt der Stadt.
Das Vorhaben gründet im Wesentlichen auf zwei Pfeilern, und nur der eine wird wohl wegbrechen: das Bürgerforum in einem gläsernen Flachdachneubau rechts neben dem Portal des Museums. Es sollte auf 400 Quadratmetern ein Foyer, einen Multifunktionsraum und ein Café beherbergen. Nicht vom Tisch ist die Erweiterung der Ausstellungsfläche durch eine Innenentwicklung in dem denkmalgeschützten Bau aus den 1960er-Jahren. Es gibt dort zwei Höfe, die überdacht werden sollen. Damit wären zusätzliche 500 Quadratmeter gewonnen.
Wenn auf den Neubau verzichtet wird, dürfte das den Zeitplan eigentlich nichts ins Wanken bringen. Er sieht vor, im ersten Quartal kommenden Jahres mit den Arbeiten zu beginnen. Gerechnet wird mit einer Bauzeit von anderthalb Jahren. In dieser Zeit bleibt das Museum geschlossen.
Für Claas Romeyer, kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft, kam die Nachricht, dass die Planungen überarbeitet werden, nach eigener Aussage überraschend: "Ich hatte in der Kulturdeputation nachgefragt, was denn nun eigentlich mit dem Focke-Museum ist und bekam diese Antwort." Ganz wichtig sei, dass der Bund das Signal gegeben hat, die Neuaufstellung weiter fördern zu wollen. Aus kulturfachlicher Sicht bleibe es trotz des möglichen Verzichts auf den Neubau bei der Aussicht auf mehr Ausstellungsflächen und der Chance, die Dauerausstellung anders zu konzipieren: "Sie ist noch aus meinen Kinderjahren, und die sind lange her", so der Abgeordnete. Als Ersatz für das geplante Bürgerforum bringt er die Tarmstedter Scheune ins Spiel, ein Gebäude auf dem Museumsgelände: "Das könnte man ertüchtigen und als Veranstaltungsraum nutzen."