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Boulevardtheater Bremen Was ist letzte Nacht passiert?

Sven, Mareike, David und Kirsten witzeln häufiger darüber, dass alles einfacher wäre, wenn sie die Partner tauschen. Was aber, wenn aus Spaß Ernst wird? Das zeigt das neue Stück am Boulevardtheater Bremen.
22.09.2023, 12:44 Uhr
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Was ist letzte Nacht passiert?
Von Alexandra Knief

"Wenn der Bremer nicht weiß, worüber er reden soll, dann bietet sich Werder an", wissen die drei Freunde und Polizeikollegen Sven, David und Bruno. Mit ihrer Liebe zu den Grün-Weißen teilen sie eine gemeinsame Leidenschaft und das, obwohl sie ansonsten ziemlich unterschiedlich sind. Sven (Marco Linke) ist ein Lebemann, der gerne Witze erzählt. Etwa den: "Ich habe vor ein paar Jahren mal einen Bumerang weggeworfen, nun lebe ich in ständiger Angst." Jetzt, wo er über 40 ist, hat er keine Lust mehr, auf sein Sixpack zu achten, und isst abends lieber Pizza als Salat. Seiner Frau Mareike (Maren Kannelon), die lieber auf Smoothies setzt, gefällt das weniger.

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David (David Gundlach) ist das genaue Gegenteil. Er übertreibt es mit Intervallfasten und Dauersport – ganz zum Leidwesen seiner Frau Kirsten (Sarah Kluge). Nicht selten witzeln die beiden Paare, dass doch alle viel glücklicher wären, wenn sie ihre Partner tauschen würden. Und zu guter Letzt gibt es da noch den Dauersingle und Beinahe-Rentner Bruno (Joachim Börker), der in den Häusern seiner Freunde ein und aus geht und irgendwie mit zur Familie gehört.

Sobald die drei Männer sich genug darüber geärgert haben, dass Werder mal wieder verloren hat, kommen die Gespräche schnell auf ihre Frauen und die alltäglichen Eheprobleme, die jeder so hat. Bei Mareike und Kirsten, die ein Haus weiter sitzen, während die Männer Fußball gucken (Sven und David sind Nachbarn), sieht es nicht anders aus. Der ungesunde Lebensstil von Sven, der Fitness-Wahn von David und das eingeschlafene Sexleben in beiden Ehen sind Dauerthema.

Stück eröffnet neue Spielzeit

Das ist die Ausgangslage von "Diese eine Nacht", dem ersten Abo-Stück der aktuellen Saison, mit dem das Boulevardtheater Bremen im Tabakquartier in seine dritte Spielzeit startet. Die beiden Theatermacher Kay Kruppa und Frank Pinkus (1959-2021) haben das Stück extra für ihre neue Spielstätte in Bremen geschrieben, Kruppa ist zudem für die Inszenierung verantwortlich.

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Loben muss man an dieser Stelle noch einmal, wie schön das Theater geworden ist: Bequeme Sitze wie im Kino und eine großartige Akustik, bei der man sich fast wünscht, dass an dieser Stelle auch regelmäßig Konzerte stattfinden würden, leisten einen wichtigen Beitrag zum Theatererlebnis. Hinzukommt eine hochmoderne, großzügige Bühne, die das Theaterteam stets mit einem liebevoll gestalteten Bühnenbild (Lisa Dittus) bestückt. Dieses Mal zeigt es die beiden Wohn- und Schlafzimmer der zwei Nachbarspaare, die im Zentrum der Geschichte stehen; links in pastelligen und dunkelgrünen Farben, rechts in einem zarten Lila und Orange.

Als die fünf Freunde bei einer wilden Faschingsparty, verkleidet als Asterix und Obelix, Minnie Maus, Superman und Kleopatra völlig abstürzen, scheint genau das passiert zu sein, worüber sie alle ständig Witze gemacht haben: Sven wacht nackt und mit Handschellen gefesselt in Kirstens Bett auf, David findet sich in Mareikes Schlafzimmer wieder. Und keiner der verkaterten Feierbiester kann sich daran erinnern, was passiert ist. So nimmt das fast schon slapstick-artige Drama seinen Lauf ...

Marco Linke sorgt für gute Laune

Joachim Börker mimt einen bescheidenen, liebenswerten Bruno, den man mit seinem Dackelblick und seiner soliden Grundzufriedenheit schnell ins Herz schließt. Auch Marco Linke gibt seinem Sven ein so fröhliches Gemüt, dass man nicht umhinkann, selbst gute Laune zu bekommen, während man sein Spiel beobachtet. Sarah Kluges Kirsten, die Gemüsesmoothies widerlich findet und gerne mal wieder ausgiebig frühstücken würde anstatt mit David zu fasten, bietet auch jede Menge Identifikationspotenzial.

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Dem Boulevardtheater gelingt das Spiel mit den (Geschlechter-)Klischees, ohne dabei allzu oft in überspitzte Stereotypen abzurutschen. Ein Spagat, der bei Komödien mit Männer-Frauen-Thematik nicht immer gelingt. Die Theatermacher versuchen, auf Alltagsprobleme zu setzen, die wahrscheinlich viele Paare in dieser oder ähnlicher Form aus ihrem eigenen Leben kennen. Das tut dem Stück gut.

Am Ende der Geschichte zeigt sich, dass der eigene Partner irgendwie doch am besten zu einem passt. Dass Gegensätze sich manchmal eben doch anziehen und man aufpassen sollte, was man sich wünscht. Am Ende könnte es noch in Erfüllung gehen ...

Info

"Diese eine Nacht" ist in den kommenden Wochen immer freitags und sonnabends um 20 Uhr sowie sonntags um 15 Uhr zu sehen. Weitere Termine, Infos und Tickets unter www.boulevardtheater-bremen.de.

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