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"Eileen" am Theater Bremen Darstellerin Shirin Eissa: "Tagträume aus Liebes- oder Mordfantasien"

Mit "Eileen" feiert am 21. Januar ein Stück Premiere am Theater Bremen, das auf einem Kriminalroman von Ottessa Moshfegh basiert. Darstellerin Shirin Eissa spricht vorab über die Rolle der Eileen.
19.01.2022, 13:22 Uhr
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Darstellerin Shirin Eissa:
Von Alexandra Knief

Frau Eissa, für alle, die die Geschichte noch nicht kennen: Worum geht es in "Eileen", das am 21. Januar am Theater Bremen Premiere feiert? 

Shirin Eissa: Eileen arbeitet in einer Vollzugsanstalt für jugendliche Straftäter. Sie ist eine Anti-Heldin, die in einer Rückschau die letzten Tage der jungen Eileen - wie wir sie nennen - betrachtet. Es sind die letzten Tage, bevor sie verschwindet und ein neues Leben anfängt. Und das Ganze ist gekoppelt an einen Mord. Es ist also eine Krimi-Geschichte, präsentiert als eine große Erinnerungs-Erzählung.

Sie spielen eben diese "junge Eileen"...

Richtig. Irene Kleinschmidt und ich spielen zusammen Eileen. Sie die heutige, ich die damalige. Es treffen zwei Zeitachsen aufeinander.

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Die Protagonistin ist eine Anti-Heldin, sagen Sie. Eine, die der Zuschauer lieb gewinnt oder eher nicht?

Sie macht auf jeden Fall Sachen, die man nicht sympathisch finden würde. Gleichzeitig steckt aber so eine Trostlosigkeit und Einsamkeit in der Figur, dass man sich wahnsinnig in diese Frau reinfühlen kann. Es ist also eine ambivalente Anti-Heldin, die dem Patriarchat, dem Kapitalismus, der Gesellschaft ausgeliefert ist.

"Eileen" ist also auch ein feministisches Stück? 

Für mich ist es ein feministisches Stück, weil es um eine junge Frau geht, die sich aus ihrer Unmündigkeit herauskämpft, lernt, für sich einzustehen und am Ende auch ihre eigene Stimme findet. 

Was war für Sie die größte Herausforderung bei der Rolle?

Die Beziehung zu sich selber ist das, was Eileen - und somit auch Irene und mich - antreibt. Es ist ein schmaler Grat: Man umarmt das innere Kind, das viel durchgemacht hat, das man gleichzeitig aber auch abstoßen möchte. Es ist eine ständige Auseinandersetzung mit sich selbst, durch die man versucht, irgendwie mit sich ins Reine zu kommen. Das ist ein großer Knackpunkt, an dem wir immer noch arbeiten. Eigentlich kann man unsere aktuelle Probenphase auch wie einen Krimi beschreiben. Man hat viele Indizien, jetzt, auf die letzten Meter kommen ganz viele Sachen zusammen und man versucht den Knackpunkt, den Übeltäter zu finden.

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Hauptsache, es gab bei den Proben nicht wirklich Mord und Totschlag...

Nein, wobei Irene mich tatsächlich vor kurzem fast auf der Straße mit dem Auto überfahren hätte...

Haben Sie eine Lieblingsszene? 

Die kurzen Momente, in denen sich meine Figur fallen lassen kann. Ein Kuss, ein Tanz, ein wahrhaftiger Gedanke. Das genieße ich sehr, denn sonst ist sie fast immer alleine und kämpft gegen alles an, bewegt sich in Tagträumen aus Liebes- oder Mordfantasien.

Das Stück basiert auf einem Roman von Ottessa Moshfegh.  Warum bietet sich die Geschichte für eine Theateradaption an? 

Weil man hier sehr gut das Medium Theater mit dem Medium Film verbinden kann. Wir haben ein Filmset auf der Bühne. Man sieht, wie wir live Erinnerungen konstruieren, die anders aussehen als in der parallel geschalteten Filmdarstellung. Diese Gleichzeitigkeit und die vielen Möglichkeiten, wie etwas passiert sein könnte, machen das Stück aus. Es sind viele Ebenen möglich, und so ist die Bühne auch aufgebaut. 

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Mit was für einem Gefühl werden die Zuschauer das Theater verlassen? 

Ich habe bei dem Roman weinen müssen und kann mir vorstellen, dass das passiert, wenn man die Geschichte das erste Mal hört. Es ist eine Geschichte, die sehr ans Herz gehen kann. Aber ich wünsche mir, dass wir es schaffen, nicht nur zu berühren, sondern auch ein leichtes Gefühl der Lebensfreude zu hinterlassen. 

Das Gespräch führte Alexandra Knief. 

Zur Person

Shirin Eissa

wurde 1997 in Hannover geboren. Sie absolvierte von 2016 bis 2020 ihre Schauspielausbildung an der Otto Falckenberg Schule in München. Seit der Spielzeit 2020/21 ist sie festes Ensemblemitglied am Theater Bremen. In der aktuellen Spielzeit stand sie bereits bei Alize Zandwijks Inszenierung „Kasimir und Karoline“ und als Ronja in "Ronja Räubertochter" auf der Bühne. 

Info

"Eileen" wird ab dem 21. Januar im Kleinen Haus gezeigt. Tickets unter www.theaterbremen.de.

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