Angewurzelt wie ein Baum steht Max Raabe vor seinem Mikrofon, lässt den Blick über das Bremer Publikum schweifen und zieht den Saal des Metropol-Theaters mit seiner markanten Bariton-Stimme in den Bann. Tritt er vom Mikro weg, lehnt er sich lässig mit eingeschlagenem Bein an das Klavier und gibt den Klängen seines Palast Orchesters Vorrang. Mit Bläsern, Streichern, Schlagzeug und sogar einem Akkordeon erwecken die zwölf Musiker und Raabe – allesamt in schicken Anzügen – den Stil der Chansons und Schlager der 20er- und 30er-Jahre wieder zu frischem Leben.
Wie üblich präsentieren Max Raabe und das unter seiner Leitung stehende Palast Orchester ein buntes Mosaik aus klassischen Kompositionen der Weimarer Zeit und eigenem Material im selben Stil. Stücke wie Robert Stolz’ "Salome" von 1920 wechseln hier fließend mit Raabes Klassikern wie "Fahrrad fahr’n" oder "Guten Tag, liebes Glück".
Mit großem musikalischem Aufwand hievt das Orchester die verspielte Leichtigkeit von damals in die heutige Zeit. Diese Mischung aus respektvoller Hommage an das Vergangene und einer frischen Kontinuität durch neue Werke ist stimmig und das Zusammenspiel des hervorragend eingespielten Orchesters und Raabes außergewöhnlicher Stimme sorgt zudem für eine eindrucksvolle Show.
Leichter Humor, der beim Publikum ankommt
Dabei hebt die Ernsthaftigkeit ihrer Erscheinung im Kontrast die Schlichtheit der Texte hervor. Darin besingt Raabe die banalen Freuden des Alltags und macht zwischendurch fast schon Kabarett. Dann referiert er mit seiner kontrollierten, sanften Stimme über Dating zwischen Neandertalern und Homo sapiens oder stellt nüchtern fest: "Auch ein Wolkenkratzer hat mal im Keller angefangen".
Dieser leichte Humor trifft beim Publikum ins Schwarze. Nicht nur, wenn Raabe darüber singt, Hummeln streicheln zu wollen, bricht der Saal in Gelächter aus. Einmal, als zu früh geklatscht wird und Raabe noch zum Singen ansetzt, unterbricht er sich: "Ist gleich vorbei".
Als er zu aller Enttäuschung den letzten Song ankündigt, bekennt Raabe schmollend: "Niemand bedauert das mehr als wir". Doch anstatt den Abend mit "You’re the cream in my coffee" ausklingen zu lassen, betritt das Ensemble unter tosendem Applaus erneut die Bühne und spielt passenderweise "Der perfekte Moment … wird heut’ verpennt". Ein paar Standing Ovations und Klassiker müssen doch noch sein.