Erste Einblicke in die Gestaltung des deutschen Pavillons auf der Kunst-Biennale in Venedig hat die Kuratorin Franciska Zólyom am Mittwoch in Leipzig gegeben. So entwickele die für den Pavillon verantwortliche Künstlerin Natascha Süder Happelmann mit der „Kooperative für Darstellungspolitik“ das Raumkonzept, sagte Zólyom, die Direktorin der Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig ist. Zudem wurden zahlreiche Künstler vorgestellt, die unter anderem für die akustische Ausgestaltung des Pavillons zuständig sind.
Natascha Süder Happelmann ist ein Pseudonym. Die Künstlerin heißt eigentlich Natascha Sadr Haghighian und ist seit 2014 Professorin für Bildhauerei an der Hochschule für Künste (HfK) Bremen. Sie ist bekannt für ihr Spiel mit Identitäten und Rollen, inhaltlich hat sie sich häufig mit den Themen Krieg und Rüstungsexport befasst.
Die große Gruppe künstlerisch Beteiligter komme nicht mit Antworten, sondern sei auf der Suche nach interessanten Fragen, sagte Zólyom. „Wir arbeiten ein Jahr zusammen und haben großes Vertrauen in die Expertise der einzelnen Künstler.“ Ohnehin werde Sozialität, als der Versuch gegenseitigen Vertrauens und gegenseitiger Unterstützung, von zentralem Interesse sein.
Zweite Videoarbeit vorgestellt
Die mit der Gestaltung des Pavillons beauftragte Künstlerin Natascha Süder Happelmann war am Mittwoch nicht anwesend. Sie hatte bei der ersten Präsentation Ende Oktober im Zeughaus-Kino in Berlin für Aufsehen gesorgt, als sie ihren Kopf unter einer an einen riesigen Stein erinnerenden Skulptur verbarg (wir berichteten). Ihre Sprecherin, die sich Helene Duldung nennt, verlas damals ein Statement. Außerdem war eine erste Videoarbeit von Süder Happelmann zum Pavillonkonzept zu sehen.
„Ihre Arbeit artikuliert sich in Text, Bild, Raum und Sound“, sagte Franciska Zólyom am Mittwoch über die Werke der Künstlerin. Das hatte sie zuvor schon bei einem Vortrag an der Hochschule für Künste Bremen im Januar betont, damals erklärte sie: „Wir planen eine raumgreifende Arbeit, in der Klang eine große Rolle spielt und das Publikum physisch beteiligt wird.“ Alles, was im Vorfeld und im Umfeld der Arbeit stattfinden werde, sei zudem Teil von ihr. „Ich finde, dass künstlerische Arbeit ein Bild von der Welt schaffen kann, so, wie wir sie noch nicht begreifen“, hatte sie im Gespräch mit dem WESER-KURIER konstatiert. Am Mittwoch fügte Zólyom hinzu: Die Arbeit solle das poetische, imaginäre und kritische Potenzial von Kunst in unterschiedlichsten Kontexten und Konstellationen zur Entfaltung bringen.
In Leipzig wurde am Mittwoch ein zweites Video der Künstlerin gezeigt. Darin geht sie über Landstraßen und Industriegebiete in Italien, akustisch begleitet von italienischen Demonstrationen und Musik. Dazu passt, dass Zólyom gleich sechs Komponisten und Musiker vorstellte, die eng mit Natascha Süder Happelmann zusammenarbeiten. So werden die Besucher Elemente der Psychoakustik, tranceartige traditionelle Klänge, aber auch House- und Technomusik zu hören bekommen. Auch das Stilmittel der Stille in der Musik soll genutzt werden, wie Zólyom betonte.
Die Biennale in Venedig, die dieses Jahr vom 11. Mai bis 24. November terminiert ist, gilt neben der Documenta im nordhessischen Kassel als eine der wichtigsten Kunstausstellungen der Welt. In der Parkanlage in Venedig wird jedes Jahr wechselnd Kunst und Architektur präsentiert. 2017 gewann der von Susanne Pfeffer kuratierte und von der Künstlerin Anne Imhof gestaltete deutsche Pavillon den Goldenen Löwen. Zu sehen war eine fünf Stunden lange düstere Performance mit dem Titel „Faust“. Der diesjährige deutsche Pavillon wird am 10. Mai, eröffnet.