Etwas mehr als 20 Jahre ist es her, dass dieses Werk entstand. 2004 ging es als Teil der Sozialen Künstlerförderung in die Kunstsammlung der Stadt Bremen über. Damals waren Tattoos noch weitaus weniger verbreitet als heute. Was hat die Künstlerin an dem Thema interessiert?
Was zeigt die Arbeit?
Das Werk zeigt einen Tattoo-Künstler bei der Arbeit. Konzentriert sticht er ein Ornament auf die Schulter einer Frau, ihr Gesicht ist schmerzverzogen. Die Künstlerin hat diese Szene gleichzeitig grob und dennoch realistisch zu Papier gebracht, sie hat die Emotionen der abgebildeten Personen eingefangen und würdigt gleichzeitig das Tätowieren als Kunstform. Laut der Künstlerin wurde das Bild nach einer Fotografie angefertigt, die sie selbst bei "Downtown Tattoo", einem der ältesten Tattoo-Studios Bremen, gemacht hat. Mithilfe von Projektionen habe sie in ihrem früheren Atelier im Künstlerhaus Güterbahnhof aus der Fotografie dann die 70 Mal 100 Zentimeter große Tuschezeichnung angefertigt.
Von wem ist die Arbeit?
Das Werk gehört zu einer "Tattoo"-Reihe und stammt von der Bremer Künstlerin Sirma Kekeç. Sie wurde 1970 im niedersächsischen Quakenbrück geboren und studierte in den 1990er-Jahren Malerei mit den Schwerpunkten Druckgrafik und Zeichnen an der Hochschule für Künste Bremen. Von 1999 bis 2000 war sie Meisterschülerin bei Wolfgang Schmitz. Kekeç ist Mitglied im Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Bremen und hat ein eigenes Atelier in der Stadt. Sie ist regelmäßig in Ausstellungen vertreten, zuletzt unter anderem 2021 in der Ausstellung "Love is the answer" in der GaDeWe.
Warum hat sie diese Tätowier-Szene gemalt?
""Tattoos sind mehr als nur Körperkunst; sie sind sichtbare Zeichen auf der Haut, die ein persönliches Statement abgeben", schreibt die Künstlerin selbst zu ihrer Arbeit. Als das Werk entstand, habe ihr künstlerischer Schwerpunkt noch verstärkt auf ihrer eigenen biografischen Spurensuche gelegen, der Liebe zum Meer, ihrer Sehnsucht nach Ferne und eben dem Thema Tätowierungen. Damals setzte sie sich viel mit den Facetten des traditionellen und des modernen Ornaments auseinander. Erste Werkreihen beschäftigten sich mit der Tätowierkunst der Südseebewohner, später dokumentierte sie auch die "europäische und nordamerikanische Sozialgeschichte des Tätowierens", wie die Kulturwissenschaftlerin Angela Piplak in einem Vorwort in Kekeçs Katalog "Homeward Bound" schreibt.
Welche macht die Künstlerin heute?
Mittlerweile habe sich ihr Schwerpunkt verändert, so Kekeç: "Heute sehe ich meine gestalterische Intention verstärkt im Bereich zwischen Kunst und Forschung. Im Zusammenspiel von ästhetischer Abstraktion und Distanz Methoden des Sammelns, Archivierens und Katalogisierens zu entwickeln, sind Grundlagen meiner künstlerischen Arbeit." Das Ergebnis sind Collagen, Drucke, Gemälde, Objekte oder Zeichnungen, in denen Kekeç gerne Material aus dem frühen 20. Jahrhundert benutzt, um aus alten Illustrationen neue, zeitgemäße Adaptionen zu schaffen.