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Lange Nacht Per Oldtimer zu Bremens Museen

Ein Eintrittsbändchen, 28 Museen: So lautete auch dieses Jahr das Motto der "Langen Nacht" in Bremens Ausstellungshäusern. Über Zuspruch konnten die Museen nicht klagen.
04.06.2023, 14:05 Uhr
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Von Iris Hetscher Alexandra Knief

Mit rund 17.000 Besucherinnen und Besuchern hat die Lange der Nacht der Museen am Sonnabend den Vorjahreswert von 13.000 übertroffen. Das teilten die beteiligten Museen am Sonntag mit. Den Wert der Vor-Corona-Jahre, der bei durchschnittlich um die 20.000 Besuchern lag, habe man damit noch nicht wieder erreicht, so Ann-Kathrin Endler, zuständig für Marketing und Digitale Kommunikation im Focke-Museum. Auch der WESER-KURIER war unterwegs:

18.30 Uhr: Dudelsackklänge im Gerhard-Marcks-Haus

Kaum hatte das Gerhard-Marcks-Haus seine Türen geöffnet, war das Museum gut gefüllt mit Neugierigen, die die floralen Welten der in Bremen geborenen Bildhauerin Andrea Geile erkunden wollten, in der Ausstellung "hinauswachsen/fertile ground". Geiles gleichzeitig filigranen und, wegen des Materials Stahl, standfest wirkenden Skulpturen, sind von der Natur Schottlands inspiriert. Da lag die Musikauswahl für den Abend nah: Marc Zumsande, der in Kirchgellersen bei Lüneburg eine Percussion-Schule betreibt, ließ seinen Dudelsack erklingen. Stilecht in einen Mackenzie-Kilt, weiße Strümpfe und schwarze Schnallenschuhe gewandet, wanderte er durch die Räume und erklärte Interessierten zwischen den Stücken gerne mehr über sein Instrument und die Tracht. Die kann man übrigens ganz einfach online ordern.

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19.00/19.30 Uhr: Wissenswertes im Universum

Wussten Sie, dass das erste Handy von Captain Kirks Kommunikator aus Star Trek inspiriert wurde? Dass laute Explosionen im Weltall, wie man sie oft in Science-Fiction-Filmen sieht, Unsinn sind? Und Laserschwerter nicht viel mehr als überteuerte Taschenlampen? Dies und vieles mehr erklärte Selin Yüksel in einem Vortrag, in dem sie die größten Science-Fiction-Irrtümer aufklärte und zeigte, wo Film von Wissenschaft inspiriert wurde und andersherum. Yüksel, die ihr freiwilliges kulturelles Jahr im Universum macht, erklärte auch, dass Zombies nichts weiter sind als Parasiten, und welcher wirklich existierende Pilz die Macher des Spiels und der Serie "The Last Of Us" inspiriert hat. Außerdem zeigte sie, wie sich mit einem Smartphone und einer kleinen Plastikpyramide hübsche Hologramme erzeugen lassen. Wer nach diesen zwanzig Minuten geballter Information noch nicht genug hatte, der konnte eine der stündlich angebotenen Science-Shows besuchen, in denen Universum-Mitarbeiter Lennart Wulf mit viel Feuer, Wasser, Wumms und Peng physikalische sowie chemische Vorgänge erklärte.

20 Uhr: Edutainment im Bibelgarten am Dom

Zwischen 20 Uhr und 22 Uhr gehörte der Dom dem Figurentheater Mensch, Puppe!, was aber gar nicht schlimm war, denn draußen neben Bremens Großkirche gibt es ja auch etwas zu entdecken. Henrike Weyh, Leiterin des Dommuseums, erklärte kurzweilig, was es mit dem Bibelgarten auf sich hat, den es seit 25 Jahren auf dem Gebiet des ehemaligen Kloster-Kreuzgangs gibt. Ob Adam und Eva statt eines Apfels vielleicht doch einer Feige das Erwachen aus Unkenntnis verdankten, ist nicht geklärt. Sie bedeckten ihre Nacktheit jedenfalls mit den Blättern eines Feigenbaums; auch im Bibelgarten ist einer zu bewundern. Die kleine Rankenpflanze Linse dagegen erinnert an die Geschichte von Esau und Jakob und der weitreichenden Bauchentscheidung, ein Erstgeburtsrecht gegen eine eiweißreiche Suppe zu tauschen. Auch ein möglicher Nachfahr des brennenden Dornbuschs, als der sich Gott Moses in der Wüste gezeigt hat, lebt am Dom: ein Brombeerstrauch. Außer Gewächsen, die in der Bibel vorkommen – zu erkennen an den Schildern mit Bibelstellen – sind Pflanzen der Klostermedizin wie Frauenmantel oder Johanniskraut Teil des Gartens. Oder welche mit sprechenden Namen wie die Jakobsleiter.

21 Uhr: Afrikanischer Soul im Übersee-Museum

Durch einen langen Gang gelangt man derzeit in die Dauerausstellungen des Übersee-Museums, denn die Ozeanien-Abteilung ist Baustelle. Das machte aber gar nichts, denn das Haus hatte sich trotzdem ein strammes Programm für seine Besucher einfallen lassen. Um 21 Uhr konnte Mutige beispielsweise probieren, wie Insekten schmecken. Wie wichtig sie grundsätzlich sind, erklärte Volker Lohrmann beim Blick ins Magazin mit dem Titel "Was summt und brummt denn da". Wer einfach nur lauschen wollte, war ebenfalls richtig in dem Haus am Bahnhof. Der Singer-/Songwriter Simba Ci packte seine Gitarre im Café der Afrika-Ausstellung aus und begeisterte ein stetig größer werdendes Publikum mit einem Sound, den er „African Street-Motown“ nennt. Heißt: südafrikanische Musik, gemischt mit modernem R&B. Simba Ci hat zudem eine Stimme, mit der er locker Songs von Beyoncé oder Adele covert.

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21.30 Uhr: Urban Sketch Walk in der Böttcherstraße

Dass es in der Böttcherstraße viel zu entdecken gibt, wissen Bremer sowie Nicht-Bremer schon lange. Aber wie ist es, wenn man die Gasse mit Stiften und Zeichenpapier erkundet und ganz genau auf die vielen architektonischen Details achtet? Das wollten zahlreiche Lange-Nacht-Besucher ausprobieren beim "Urban Sketch Walk". Angeboten wurde der von den Urban Sketchers Bremen, einer lokalen Gruppe, die zu einem internationalen Netzwerk von Skizzenzeichnern gehört und die sich einmal im Monat an verschiedenen Orten zum Zeichnen trifft.

Britta Hohenspein ist eine von ihnen. Sie liebt es, auch im Urlaub Zeichnungen anzufertigen, da diese doch viel schönere Erinnerungen seien als Fotos. Sie freute sich über den Zuspruch bei der Langen Nacht, der so groß war, dass sie und die anderen Verantwortlichen noch schnell ein paar Zeichenblätter und Stifte mehr besorgen mussten. 45 Minuten später hingen rund 30 Zeichnungen – teils von Anfängern, teils schon sehr professionell – an einem Ausstellungsständer auf der Terrasse des Paula-Modersohn-Becker-Museums. Hier konnten Besucher sich bei einem Cocktail vom "Blauen Fasan" eine Pause vom Museums-Hopping gönnen.

22.30 Uhr: Eine Fahrt im Oldtimer

In diesem Jahr gab es ein besonderes Angebot bei der Langen Nacht der Museen: Die Oldtimer-Freunde des Zusammenschlusses „Bremobileum“ hatten ihre privaten Fahrzeuge auf Hochglanz poliert, um den Lange-Nacht-Besuchern einen Shuttleservice zu bieten. Wer Glück hatte, erwischte einen freien Fahrer und konnte sich stilvoll zum nächsten Museum kutschieren lassen. Ein Fahrer war Felix Reiß, ebenso wie sein Auto – ein Mercedes W123 230CE aus dem Jahr 1983 – das jüngste Mitglied der Oldtimer-Freunde, das an diesem Abend unterwegs war. "Ich bin seit 18 Uhr im Dauereinsatz", erzählte er. Über Kunst werde auf den Fahrten kaum geredet, verriet Reiß. "Eigentlich geht es immer nur ums Auto." Fragen beantwortete der Oldtimer-Fan gerne. So erzählte er zum Beispiel, dass er seinen Wagen – in alter Seemannstradition – getauft habe. Und dass sein Auto mit "Emily500k" einen eigenen Account bei Instagram hat.

Reiß fährt mit seinem Auto überall hin, nimmt über die Mitfahrzentrale "BlaBlaCar" sogar regelmäßig Leute mit. "Außer mir habe ich da bisher noch keine andere Oldtimer-Mitfahrgelegenheit entdeckt", sagte er. Sein Ziel: mit Emily irgendwann die 500.000 Kilometer zu knacken. Fast die Hälfte hat er schon. Auch deshalb war er von der Idee, bei der Langen Nacht der Museen Besucher zu fahren, sofort begeistert. "Wer keinen Oldtimer hat, hat sonst immer nur die Möglichkeit, die Autos anzuschauen" sagte Reiß. "Wirklich mitzufahren ist aber ein ganz anderes Gefühl."

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