Im Buchhandel drohen zum Weihnachtsgeschäft Lieferengpässe. Es fehlt am nötigen Papier für Nachdrucke und kurzfristige Neuauflagen. Ein Überblick.
Woher kommt der Mangel?
Laut Branchenverband „Die Papierindustrie“ betreffen Lieferengpässe derzeit ausschließlich Druckpapiere. Auslöser dafür sei vor allem fehlendes Altpapier. Das sei wiederum darauf zurück zu führen, dass zu Beginn der Pandemie weniger gedruckt worden sei. Der Bundesverband Druck und Medien (bvdm) ergänzt, dass auch die weltweite Nachfrage sowie mangelnde Logistik-Kapazitäten das Problem verschärfen würden. Zudem hätten die Hersteller ihre Produktion vielfach auf Verpackungs-Kartonagen umgestellt. In der Folge komme es zu Lieferstornierungen, langfristigen Verzögerungen und Kontingentierungen.
Wie ist die Stimmung am Papiermarkt?
„Die Situation an den Papiermärkten eskaliert“, schreibt der bvdm. Im August sei grafisches Papier um vier, im September noch einmal um 5,3 Prozent teurer geworden. Und die Preisspirale drehe sich weiter. Lieferanten hätten wiederholt Preissteigerungen angekündigt. Grund dafür seien die steigenden Rohstoff- und Energiepreise, so ein Sprecher der "Papierindustrie". Der bvdm hält dagegen: Mit dieser Begründung werde auch die Verteuerung bereits lange produzierter Waren gerechtfertigt. Und Preise für bereits bestellte und bestätigte Ware würden rückwirkend erhöht. Außerdem habe die EU-Kommission zuletzt unangekündigte Nachprüfungen bei im Zellstoffsektor tätigen Unternehmen durchgeführt. Der Verdacht: Ein möglicher Verstoß gegen die EU-Kartellvorschriften.
Was bedeutet das für Buchpreise?
Das ist abhängig von der Entwicklung am Papiermarkt. „Die Papierindustrie“ geht davon aus, dass der Versorgungsengpass nur temporär ist. Der bvdm ist vorsichtiger: Es sei möglich, dass die Papierpreise zu einem Preisanstieg bei Büchern führen könnten. Und: „Wenn zum Weihnachtsgeschäft der Nachdruck begehrter Bücher als Geschenk ins Stocken kommt, wäre das verheerend und erzeugte nachhaltige Schäden für Print.“
Werden E-Books künftig boomen?
Die Nachfrage nach E-Books ist im ersten Halbjahr 2021 tatsächlich gestiegen – um 8,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und damit von 18,8 auf 20,3 Millionen verkaufte Exemplare. Die Zahl der Käuferinnen und Käufer ging dabei jedoch leicht zurück; weniger Menschen kauften also mehr Titel. Und trotzdem: Sollen Bestseller vergriffen sein, seien E-Books für Verlage tatsächlich eine echte Alternative, so Verleger Hermann Schünemann. Auch technisch sei es mittlerweile möglich, Bücher auch sehr kurzfristig digital zur Verfügung zu stellen.