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Verleger über Papierknappheit Hermann Schünemann: Die Preise werden nicht zu halten sein

Druckpapiere sind knapp, Lieferzeiten verzögern sich und die Preise steigen und steigen. Verlags-Geschäftsführer Hermann Schünemann rechnet mit steigenden Buchpreisen und Auswirkungen aufs Angebot.
02.11.2021, 16:01 Uhr
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Hermann Schünemann: Die Preise werden nicht zu halten sein
Von Simon Wilke

Herr Schünemann, wie wirkt die Papierknappheit auf ihr Weihnachtsgeschäft?

Hermann Schünemann: Unser Bestseller, das Bremen-Wimmelbuch aus Pappe, ist schon länger restlos ausverkauft, und es wird es wird erst Mitte Januar nachgeliefert werden. Statt der üblichen vier Wochen beträgt die Lieferzeit drei Monate. Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um einen Nachdruck zu ermöglichen, aber es war nicht machbar. Die dafür notwendigen Papiere sind derzeit einfach nicht so schnell verfügbar, wie wir es uns wünschen würden.

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Wie ist die Lage bei Papier-Büchern?

Da wird es bei Titeln problematisch, die im Februar oder März erscheinen sollen, im Frühjahrssortiment. Da wissen wir bereits, dass es zum Teil zu Verzögerungen kommen wird – und auch die Preise werden wohl nicht zu halten sein.

Sie glauben, dass Bücher künftig teurer werden?

Die Papierpreise steigen derzeit kontinuierlich, da gibt es kein Auf und Ab. Wir hoffen, dass sich der Markt beruhigt und gehen aber davon aus, dass die Preise dann auf einem relativ hohen Niveau stabil bleiben. Es gibt seitens der Papierhersteller bereits Stimmen, die sagen, dass sie abgebaute Kapazitäten nicht wieder aufstocken und die umgestellte Produktion von Feinpapieren auf Kartonagen auch nicht unbedingt wieder zurückstellen wollen. Wir werden also gezwungen, mit diesem knappen Kontingent auf dem Markt zu agieren.

Das Angebot ist niedrig, die Nachfrage hoch.

Genau. Es werden noch Druckpapiere hergestellt, aber die Produzenten sind nicht willens, sie in ausreichender Menge vorzuhalten. Sie können so einen höheren Preis verlangen und trotz eines geringeren Absatzes durch eine höhere Marge das Gleiche oder sogar mehr verdienen.

Wie kann man da als Verlag noch seriös kalkulieren?

Derzeit müssen wir uns Papier-Kapazitäten sichern, ohne zu wissen, was uns das am Ende kosten wird. Es ist schon eine neue Qualität, dass man sagt: Ja, kaufe ich, nennen Sie mir den Preis bitte später. Aber meine Aufgabe als Verleger ist ja auch, ein Stück weit ins Risiko zu gehen. Ich finanziere ein Buch vor und wette darauf, dass es sich gut verkauft. Das geht natürlich nicht immer auf.

Was heißt das für die Titelauswahl? Werden Titel, bei denen Sie früher das Risiko eingegangen wären, künftig nicht mehr erscheinen?

Diese Frage mussten wir uns glücklicherweise noch nicht stellen, aber ich will das nicht ausschließen. Wenn ein Projekt ohnehin auf Kante genäht ist, kann es natürlich schon sein, dass man künftig sagt: Das Risiko ist mir zu groß.

Zur Person

Hermann Schünemann ist Geschäftsführer des Bremer Traditionsverlags Carl Ed. Schünemann.

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