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Halbinsel im Wandel Lankenauer Höft hat für immer geschlossen

Das Restaurant Lankenauer Höft am Neustädter Hafen ist ein Ort für Nostalgiker — nun wurde es geschlossen. Für die Landzunge soll es der Anfang von etwas Neuem sein.
29.12.2016, 21:00 Uhr
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Lankenauer Höft hat für immer geschlossen
Von Nico Schnurr

Das Restaurant Lankenauer Höft am Neustädter Hafen ist ein Ort für Nostalgiker — nun wurde es geschlossen. Für die Landzunge soll es der Anfang von etwas Neuem sein. Denn auf dem Areal sind Sandstrand und Touristen-Unterkünfte geplant.

Joachim Oekermann steht vor verschlossenen Türen. Er rüttelt am maroden Türgriff, probiert es mit alten Schlüsseln, nichts tut sich. Er muss jetzt draußen bleiben. So wirklich wahrhaben will er das noch nicht. Jeden Tag war er hier, am Zipfel der Halbinsel. Lankenauer Höft, 39 Jahre lang. Die äußerste Spitze der Woltmershauser Landzunge, umgeben von der Weser, rechts die Waterfront, links die Containerburgen der Neustädter Häfen, in weiter Ferne thronend die Stahlwerke, das war sein Zuhause. Bis zu diesem Donnerstag.

Seit zwei Jahren weiß Oekermann um das Schicksal seines Restaurants, das einst seine Eltern eröffneten: Schluss zum Ende des Jahres 2016, der Pachtvertrag wird nicht verlängert. Seitdem ist viel passiert. Anwohner solidarisierten sich mit dem Wirt. Gäste setzten sich mit einer Petition für den Verbleib ein, über 9000 Menschen unterzeichneten. Geholfen hat all das nichts.

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Ein letztes Mal Matjes, Grünkohl und Bratkartoffeln gab es kurz vor Weihnachten im Restaurant Lankenauer Höft. Am Donnerstag übergab Oekermann schließlich die Schlüssel seines Traditionslokals der stadtbremischen Hafengesellschaft Bremenports. Für ihn ist es ein „ziemlich harter Schlussstrich, der wehtut“. Für die Halbinsel soll es der Anfang von etwas Neuem sein. Der erste Schritt eines Projektes.

Areal soll aufgewertet werden

Das Areal soll aufgewertet werden. „Bislang ist das Potenzial dieses schönen Flecks nicht ausgeschöpft worden“, sagt Klaus Bartels. Er leitet die Hafenentwicklung bei Bremenports, dem Verwalter der Fläche. Bartels glaubt, dass die Lankenauer Höft mehr sein kann. Mehr als ein Sommer-Ausflugsziel für Nostalgiker und kulinarische Kenner älteren Semesters. Die Halbinsel soll sich wandeln. Zu einem modernen Anziehungspunkt, der über das gesamte Jahr hinweg „für jüngere Menschen und Familien“ attraktiv ist, sagt Bartels.

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Dafür muss sich einiges tun auf der Landzunge. Das Restaurant ist in die Jahre gekommen und marode. So sehr, dass sich Oekermann gar nicht erst an der neuen Ausschreibung beteiligte. Über eine Million Euro dürfte eine Sanierung kosten, vermutet er. „Das ist zu viel für uns, da haben wir keine Chance.“ Dabei wird es voraussichtlich nicht bei einem schnellen Aufhübschen des Lokals bleiben.

Bremenport hält einen Neubau für notwendig und hat bereits einen Investor für die kommenden 30 Jahre gefunden. In der zweiten Januarwoche stehen die Abschlussgespräche an, im März soll der Investor vorgestellt werden. Schon jetzt ist klar: Es wird sich einiges verändern auf der Lankenauer Höft.

Floating Homes werden diskutiert

Gastronomie soll es auch künftig geben auf der Landzunge. Es dürfte aber bis 2018 dauern, ehe Oekermanns Nachfolger eröffnet. Schließlich soll der neue Betrieb mehr bieten als nur leckeres Essen. Der künftige Investor werde sich an den „aktuellen Trends im Gastronomie-Bereich“ orientieren, erklärt Bartels. „Als wichtiges Element gehört dazu auch ein Sandstrand mit Strandkörben wie ihn zum Beispiel das Café Sand hat.“

Bislang habe die Gastronomie auf der Lankenauer Höft gerade von der „Ruhe und Abgeschiedenheit“ gelebt, findet Oekermann. Das soll sich ändern. Um den neuen Betrieb wolle der Investor ein breites neues Angebot schaffen, um die Halbinsel zu beleben. Im Hafenbecken könnte eine Marina für Freizeitskipper entstehen und auch Unterkünfte für Touristen sind vorgesehen. Es werde intensiv über Floating Homes entlang der Höft diskutiert, sagt Hafenentwicklungsleiter Bartels. Die Hausboote auf der Weser könnten dann für zwei bis vier Tage gemietet werden, so der Plan.

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Wer derzeit nicht mit dem Rad, sondern mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf die Landzunge gelangen möchte, muss eine Busfahrt nach Rablinghausen und einen kleinen Fußmarsch in Kauf nehmen. Im Zuge der Aufwertung soll das Areal bald auch einfacher zu erreichen sein. „Wir wollen die Halbinsel stärker mit Gröpelingen und der Überseestadt vernetzen“, sagt Bartels. Ein Fähranleger ist deshalb genauso im Gespräch wie eine verbesserte Busverbindung.

"Die Ruhe hier wird verloren gehen"

Joachim Oekermann betrachtet die neuen Pläne skeptisch. „Die Ruhe hier wird verloren gehen“, sagt er. Der Wirt ist sich sicher: „Der Trubel wird Einzug halten.“ Die Gemütlichkeit, für die seine Stammgäste das Restaurant besonders geschätzt hätten, „die wird weg sein“. Am Donnerstagvormittag hat er „Abschied genommen, von meinem Lankenauer Höft, so wie ich es kenne“.

Ein letztes Mal ist er durch kahlen Räume gezogen und hat hinaus auf die Weser geblickt. Zusammen mit seiner Frau, vor 28 Jahren hat er sie im Restaurant seiner Eltern kennengelernt. Polterabend, Taufe und Konfirmation der Kinder, alles feierten sie gemeinsam auf der Lankenauer Höft.

Die Halbinsel war ihr Lebensmittelpunkt. Ob sie wiederkommen werden, das wissen sie noch nicht. „Das kommt darauf an, was hier passiert“, sagt Oekermann. „In einer Strandbar zu sitzen, das wäre wohl nicht so unsers.“

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