Lange hat sich gar nichts bewegt, doch nun scheint alles ganz schnell zu gehen: Läuft alles nach Plan, dann können die Schüler der Berufsschule Großhandel, Außenhandel und Verkehr (BS GAV) ab 2021 in einem neuen Gebäude in der Überseestadt lernen. Nachdem der Senat sich im vergangenen Sommer darauf geeinigt hatte, dass der Neubau auch in öffentlich-privater Partnerschaft (ÖPP) geschehen kann, wurde seither nach einem geeigneten Standort gesucht.
Und der ist nun offenbar gefunden: Wie das Bildungsressort mitteilt, soll die neue Berufsschule auf einem städtischen Grundstück an der Straße Überseetor gegenüber der Nordstraße gebaut werden. Dort stehen derzeit noch Flüchtlingsunterkünfte, aber ab dem kommenden Jahr soll das Gelände frei sein.
Nach Angaben einer Sprecherin der Bildungsbehörde ist eine entsprechende Senatsvorlage bereits in Arbeit. Auch im Haushalts- und Finanzausschuss und in der Bildungsdeputation müssen die Pläne für den neuen Standort noch besprochen werden. Die Sprecherin rechnet damit, dass sich spätestens im September alle entsprechenden Gremien mit dem Vorschlag für das Grundstück befasst haben werden.
Das bedeutet: Noch Ende des Jahres könnte der Bau ausgeschrieben, der entsprechende Auftrag dann im kommenden Jahr erteilt werden und der Bau dann zügig beginnen. Ist die Schule tatsächlich 2021 bezugsfertig, ist das eine Perspektive, mit der sowohl Bildungsressort als auch Wirtschaft zufrieden wären. Die Kosten für einen Neubau bezifferte das Ressort zuletzt auf mehr als 18 Millionen Euro.
Der Neubau war nötig geworden, weil das Gebäude am bisherigen Standort an der Ellmersstraße in die Jahre gekommen war. Der Verein Bremer Spediteure, der die Interessen von gut 200 Firmen in der Hansestadt vertritt, hatte darauf aufmerksam gemacht, dass erste Hinweise auf den desolaten Zustand seit mehr als zehn Jahren vorgelegen hatten. Derzeit werden mehr als 1700 Auszubildende von gut 700 Bremer Unternehmen an der BS GAV unterrichtet – dementsprechend groß ist auch das Interesse und auch der Druck seitens der Wirtschaft, dass sich etwas tut.
So haben vor allem die Kühne-Stiftung von Klaus-Michael Kühne und weitere Unternehmen Unterstützung für die Ausstattung der Schule in Aussicht gestellt. Wie genau diese am Ende aussehen wird, steht allerdings noch nicht fest. „Die Unternehmen der Spedition und Logistik wünschen sich eine Schule mit guter bis überdurchschnittlicher Ausstattung“, sagt Robert Völkl, Geschäftsführer des Vereins Bremer Spediteure.
Auch wie die Schule aber letztendlich aussehen wird, muss laut Bildungsressort noch besprochen werden. Im Auftrag von Immobilien Bremen, das als Unternehmen für die Stadt Bremen öffentliche Gebäude wie Schulen baut und auch verwaltet, analysiert demnach derzeit ein Architektenbüro unter anderem Fragen zur Erschließung des Grundstücks und wie dieses aufgeteilt werden kann.
"Endlich ins Rollen gekommen"
Parallel läuft ein Beteiligungsverfahren, in dem Vertreter von Behörden, GS BAV und aus der Wirtschaft darüber diskutieren, welche Anforderungen – auch an Räume und deren Ausstattung – das neue Gebäude erfüllen soll. „Der Ball ist endlich ins Rollen gekommen“, sagt Völkl. Die Unternehmen seien voller Zuversicht und freuten sich sehr auf die neue Schule – auch vor dem Hintergrund, dass viele Logistikunternehmen auf der Suche nach Nachwuchs sind und mit einer gut ausgestatteten Schule ein Plus für ihre Ausbildung auf ihrer Seite hätten.
Ob es am Ende ein privater Investor sein wird, der die Schule errichtet und dann an die Stadt vermietet, oder ob Bremen vielleicht doch selber baut, steht laut Bildungsressort derzeit noch nicht fest. Welches die bessere Variante sei, werde derzeit bewertet, sagte die Sprecherin des Bildungsressorts. Mit dem Senatsbeschluss aus dem vergangenen Jahr hatte die Politik den Weg frei gemacht für eine Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft.
Dabei wäre es sowohl möglich gewesen, dass ein privater Auftragnehmer Planung und Bau und am Ende unter Umständen auch die Finanzierung und den Betrieb der Schule auf einem städtischen Gelände übernimmt oder dass das Gebäude auf einem Gelände entsteht, das in privater Hand ist.
Der Neubau der BS GAV wird in Bremen der erste einer Berufsschule seit Jahrzehnten sein. Aber auch für all die anderen berufsbildenden Schulen sollen ab dem Herbst Schulstandortplanungen, wie sie derzeit für die allgemeinbildenden Schulen laufen, beginnen. Dabei beschäftigt sich das Bildungsressort etwa mit Neugestaltungen, aber auch mit möglichen Zusammenlegungen von Standorten. Die Sprecherin: „Vor uns liegt ein unglaubliches Ausbauprogramm.“